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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Sicherheit den aufregendsten Mund von ganz Fano.
    Dieser Mund ließ sich nun zu einem gnädigen Lächeln herab. Sie schob die Brille auf ihre Stirn, lehnte sich in ihrem Bürostuhl zurück und wies auf das Sofa ihr gegenüber.
    Eine Audienz also. Schon mal nicht übel.
    Also setzte ich mich, schwang meine Beine über die Lehne und begann ihr von meinem Ansinnen zu berichten. Aber schon nach dem dritten Satz unterbrach sie mich mit einer eindeutigen Handbewegung.
    »Luca, das sind Küchenangelegenheiten, warum nervst du mich jetzt damit?«
    » Küchenangelegenheiten? « Ich konnte es nicht fassen. »Er wird hier bei uns wohnen. Unterm Dach. Über uns allen. Wie ein Familienmitglied. Küchenangelegenheiten?«  
    »Gut, du hast recht...«, versuchte sie mich zu beschwichtigen, »´...es geht über Küchenangelegenheiten hinaus. Aber vielleicht entwickelt sich ja alles ganz anders, als du vermutest. Warte es doch erst einmal ab.«
    »Jahrelang wollte ich nur das eine: hier in der Küche arbeiten...«, jammerte ich deprimiert »...Und jetzt wird mir das wahrscheinlich alles kaputt gemacht. Nur wegen irgendeinem Comero aus Perugia.«
    »Ah soo...« Nun schien sie zu begreifen, worum es mir eigentlich ging. »Also wenn es so ist... wenn du meinst...«, und dann lächelte sie beinahe liebevoll, während sie sagte: »Überzeuge Mutter, und du hast mich auf deiner Seite... Ist das so Okay für dich?«
    Ich nickte. Das war mehr, als ich erwartet hatte.
     
    Valentina also...
    Bei unserer Mutter benötigte ich alle mir zur Verfügung stehenden Überredungskünste. Sie war am schwierigsten zu erreichen. Valentina hatte uneingeschränkten Einfluss auf unseren Vater, ließ sich aber von uns Kindern kaum etwas sagen.
    Existierte zu meinem Vater eine Verbindung über die Küche, so gestaltete sich das Verhältnis zu meiner Mutter Valentina sehr viel komplizierter.
    Sie war seit jeher eine zutiefst religiöse Frau, wortkarg, eher zurückgezogen und durch und durch streng.
    Dennoch liebten wir sie, denn trotz ihrer Humorlosigkeit und ihrer eigenartigen Gottesfurcht war sie ein Mensch, der sich bemühte, immer gerecht zu sein. Am strengsten war sie denn auch mit sich selbst, und das milderte ihre oft eigenartigen Sanktionen gegen uns deutlich ab. Aber wirklich leicht hatte es niemand in der Familie mit ihr, denn ihre Regeln ergaben für uns nicht immer einen Sinn. Das lag wohl vor allem daran, dass niemand von uns ihre uneingeschränkte Hingabe zu Kirchgang und Bibelstudium teilte.
    Valentinas Aufgabe im D’Agosta bestand darin, am Abend die Gäste zu empfangen und gegen Ende ihres Besuchs deren Rechnungen aufzustellen. Und in diesem Bereich war sie unschlagbar. Von Valentina begrüßt zu werden bedeutete für unsere Gäste, »gefeiert« zu werden. Diese Gabe besaß sie einfach, und wir Kinder stellten immer wieder neidisch fest, wie wunderbar es wohl sein musste, dieser Frau einfach mal nur so als Wildfremder zu begegnen.
    An ihren Gerechtigkeitssinn zu appellieren, war nun das, was ich versuchen wollte, denn - da machte ich mir nichts vor - es war das Einzige, was mir blieb.
    »Was dir nicht ganz klar zu sein scheint, Luca, ist, was deinen Vater zu diesem Schritt bewogen hat...« Dem war in der Tat so, und schon am Tonfall, gekoppelt mit ihrer Wortwahl, wusste ich, dass ich auf verlorenem Posten stand. »Er will dem Jungen helfen, weil er - ja, weil er eben Hilfe braucht«, fuhr sie fort und sah mich dabei erwartungsvoll an. »Ich wüsste nun wirklich nicht, was dagegen spricht.«
    Dass es ungerecht ist. Dass es mir nicht passt - wollte ich ihr ins Gesicht schreien, aber ich ließ es natürlich bleiben. Hinzu kam, dass ich es für völligen Quatsch hielt. Unser Vater tat nichts, um zu helfen. Es mochte viele Gründe geben, warum Antonio etwas tat, auch gute und vernünftige, aber Hilfsbereitschaft gehörte nun mal überhaupt nicht zu seinen Tugenden.  
    Ich musste es einfach einsehen. Ich hatte verloren.
     
    »Warum bist du so traurig, Luca?«
    Es war meine kleine Schwester Anna, die mich das fragte. Ich saß draußen auf den Stufen zu unserem Restaurant und stocherte gedankenverloren mit einem kleinen Stock in den Ritzen der alten Steinplatten. Es war früh am Morgen, das Restaurant hatte noch geschlossen, und so konnte ich hier ungestört rumhängen. Dachte ich zumindest...
    »...Es ist... nichts...«  
    »...Ich treffe gleich Ilaria, dann gehen wir zu ihr und backen Amarettini!«
    »Schön für dich...«
    Ilaria war Annas
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