Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Titel: Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X
Autoren: Heinrich Kraus
Vom Netzwerk:
Ein Kriegsbeil wird ausgegraben

    S chneckenhausen — das ist ein feindliches Dorf. Als ich meinem Vater abends eine Flasche Bier kaufte, hockten ein paar alte Männer ein bißchen betrunken am Tisch in der Wirtschaft, und der Bauer Sauther erzählte von seiner Jugend und daß sie mit denen von Schneckenhausen so oft gekämpft hätten, wie es möglich gewesen war, und sein Großvater, welcher im vorigen Jahrhundert gelebt habe, habe auch erzählt, daß sie mit Schneckenhausen immer Krach gehabt hätten bei der Kirmes, wo man sich gegenseitig einen Krug an die Rübe geschlagen habe, daß Beulen gewachsen seien so groß wie Gänseeier.
    Da dachte ich: Es ist höchste Zeit, einen so alten Brauch fortzusetzen und mit meinen Komantschen das Kriegsbeil gegen Schneckenhausen auszugraben. Ich heiße nämlich nur unter Bleichgesichtern Sigi Wulle und bin leider ein Schüler, wobei ich mich mit solchem Quatsch wie zum Beispiel Mathe herumquälen muß. Unter Rothäuten bin ich ein Häuptling und trage den Namen „Schneller Pfeil“.
    Meine Komantschen jubelten, weil auch sie gern etwas anstellen, vor allem in Schneckenhausen. Wir trafen uns in der Sandkuhle, um eine Beratung abzuhalten darüber, wie wir das Dorf angreifen und was wir ihnen alles für Streiche spielen wollten. Benno sollte ein paar Knaller mitbringen aus der Stadt, weil er schon vierzehn ist und eher welche kriegt. Einen Eimervoll Schmierseife wollte ich besorgen. Der Fred sagte, daß er vielleicht eine Flasche Likör wegputzen kann zu Hause, um die Hühner in Schneckenhausen besoffen zu machen, damit sie herumpurzeln auf den Wiesen. Aber der Maxi meinte, es stinke ihm, daß man die Hühner piesackt, weil man Schiß vor den Leuten hat, und was kann ein Huhn dafür, daß die Schneckenhäuser so blöd sind?
    Am nächsten Tag griffen wir an, das heißt, wir bauten zuerst ein Floß aus Brettern, Balken und zwei leeren Blechfässern. Das hatten wir alles am Schuttplatz gefunden und an unseren kleinen Fluß geschleppt, um es dort mit Schnüren zusammenzubinden. Als wir draufstiegen, merkten wir, daß es zu schwach war, um uns alle zu tragen. Deshalb mußte der Benno mit den Knallern laufen, und wir andern kriegten nasse Füße. Aber das macht einem Indianer überhaupt nichts aus. Mit Stangen schoben wir das Floß voran und paßten auf, daß wir nicht am Ufer hängenblieben; aber da es lange nicht geregnet hatte, blieben wir öfter im Grund stecken mit den Fässern.

    Die machten sich kurz vor Schneckenhausen selbständig, indem sie uns voranschwammen, und so standen wir bis zum Hintern im Wasser, und der Fred purzelte sogar hinein.
    Der Angriff war also nicht ganz gelungen; aber die Feinde hatten uns wenigstens nicht bemerkt und konnten uns nicht auslachen. Unter der Brücke, über die die Hauptstraße von Schneckenhausen führt, sprangen wir vom Floß, das allein weitertrieb, kann sein bis in den Rhein und durch den bis zum Atlantik
    oder so. Weil wir zuerst die Brühe aus den Schuhen kippen und Socken sowie Hosen auswringen mußten, sagte ich zu Benno, er solle inzwischen etwas auskundschaften, da er als einziger trockene Füße behalten hatte. Aber ganz unauffällig, damit keiner etwas spitzkriegt.
    Das tat er, und wir warteten unter der Brücke und probierten, wer am weitesten spucken konnte. Das war der Maxi. Da sagte ich, er solle auch probieren, ob er am höchsten spucken kann. Er probierte es voller Stolz; aber die Spucke fiel herunter und ihm selbst auf das linke Auge. Deshalb mußten wir lachen. Schließlich krabbelte einer die Böschung herunter, das war der Benno.
    „Hast du was ausgekundschaftet?“ fragte ich.
    „Ja“, sagte er.
    „Und was?“
    „In der alten Schule sitzen Mädchen und häkeln oder so was Ähnliches.“
    „Wir kämpfen nicht gegen Squaws“, sagte ich.
    „Nicht kämpfen“, sagte er. „Bloß reinlegen.“
    „Weshalb?“
    „Es sind drei darunter, auf die ich einen Muck habe.“
    „Woher kennst du sie?“
    „Sie fahren im selben Bus ins Lyzeum.“
    „Und was hast du gegen sie?“ fragte ich. Da erzählte er das: Mit der Eva wollte er gehen, aber sie wollte nicht, weil sie keinen Sitzenbleiber leiden mag, und hat noch verächtlich gelacht. Die Franziska hat er dann geliebt, und sie hat ihn mit dem Hansi betrogen, weil der schon sechzehn ist und Locken auf der Birne hat. Dann hat er sich in die Elli verknallt; aber die hat gesagt, eh sie mit einem Deppen aus unserem Stinkkaff geht, wird sie lieber eine alte Jungfer.
    „Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher