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Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Titel: Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X
Autoren: Heinrich Kraus
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da keiner käme. Aber es kam keiner. Darauf schlichen wir langsam durch das Gras auf den Baum zu. Auf einmal stolperte der Fred über einen Draht, und im gleichen Augenblick läutete drunten am Pfarrhaus eine Glocke, die der Pfarrer wohl an den Draht gebunden hatte. Schnell wollten wir wieder über den Zaun krabbeln. Da kam auch schon der Pfarrer gerannt mit einem Hund, der schrecklich laut kläffte.
    Ich war als erster drüben, der Benno als zweiter und der Maxi als dritter. Den Fred erwischte der Köter gerade noch am Hintern, und er riß ihm einen Fetzen aus dem Hosenboden, aber in den Hintern selbst biß er ihn Gott sei Dank nicht.

    Dann rannten wir zum Wald hinüber, als ob der Teufel hinter uns her wäre. Der Pfarrer schrie nur, daß er uns vermaledeite Lausbuben schwarten will, wenn er uns kriegt; aber er kriegte uns nicht, weil er seinen Bauch nicht so schnell hinter uns hertragen konnte.

Komantschen beim Fährtenlesen

    I m Wald setzten wir uns ins Moos, um zu beratschlagen, was wir noch anstellen wollten. Benno, der zwei Jahre älter als ich ist, aber nur eine Klasse über mir im Gymnasium, weil er mal sitzengeblieben ist, zog eine Pfeife aus dem Hosensack und einen Beutel mit Tabak aus dem anderen und stopfte die Pfeife. Maxi hatte Streichhölzer dabei. Eines rieb er an und hielt es Benno hin, der damit den Tabak ansteckte, bis die Pfeife richtig qualmte. Dann gab er sie mir, damit ich als Häuptling Schneller Pfeil zuerst ein paar Züge tat. Danach pafften auch die anderen Krieger.
    Nur der Fred verschluckte sich dabei und mußte husten.
    „Sollen wir die Farm eines anderen Bleichgesichtes überfallen?“ fragte Maxi.
    „Das wäre gut.“
    „Oder sollen wir im Krötenweiher Fische fangen?“ fragte der Fred, der noch ein bißchen keuchte.
    „Auch nicht übel.“
    „Wir könnten auch eine Höhle graben.“
    „Oder einen Wigwam bauen.“
    „Oder auf die Jagd gehen.“
    Ich ließ meine Krieger reden und rauchen, während ich nachdachte. Weil ein richtiger Häuptling erst überlegt, bevor er den Mund aufmacht, damit auch etwas Gescheites herauskommt. Dann hob ich die Hand.
    „Wir sind schlechte Rothäute gewesen.“
    Sie guckten mich erstaunt an.
    „Wieso?“
    Ich nahm einen Zug aus der Pfeife und blies den Rauch hinter einer Mücke her, die vielleicht die Absicht gehabt hatte, mich zu stechen, worauf sie ganz schnell davonsirrte.
    „Der Medizinmann der Bleichgesichter hat uns überlistet.“
    Sie nickten.
    „Deshalb wäre es besser, ein bißchen zu üben, was eine Rothaut können muß.“
    Sie nickten wieder.
    „Und was üben wir?“
    „Fährten lesen.“
    Damit waren sie alle einverstanden. Benno klopfte die Pfeife auf einem Stein aus, und als wir die Glut zertreten hatten, machten wir uns auf den Weg. Es gab eine Menge Spuren von Bleichgesichtern, die sich in unseren Wäldern breitmachten, um dort herumzuspazieren oder Pilze zu sammeln oder sogar das Wild zu jagen, das eigentlich uns Rothäuten gehört.
    Über uns in den Zweigen von verschiedenen Bäumen — Buchen, Birken, Eichen und Kiefern — kreischte eine Elster. Damit verriet sie den anderen Tieren, daß Gefahr drohte: nämlich wir Menschen. Es roch nach faulem Laub, nach Harz, das aus der Rinde der Kiefern tropfte, wenn sie verletzt worden waren, und manchmal nach Stinkmorcheln. Ein schwacher Wind blies über die Farnwedel, daß sie hin und her wackelten, und über das Gras, das sich vor ihm verbeugte. Überall zirpten Grillen; aber wenn man in die Nähe kam, hörten sie damit auf, damit man sie nicht kriegte. Einmal knackte es im Busch, und dann rannte ein Rudel Rehe über eine Lichtung. Wir rannten hinterher, aber nicht lange, weil sie viel schneller waren als wir Rothäute .

    Dann kamen wir vom Weg ab und fanden an einer sandigen Stelle die Spuren eines Bleichgesichtes und daneben eines Tieres, vielleicht eines Hundes. Wir untersuchten sie genau. Sie waren ein bißchen verschwommen, also schon ein paar Tage alt. Aber wir sahen, daß sie von einem Mann stammen mußten, da sie größer als unsere waren, und von einem nicht sehr kleinen Hund.
    „Sollen wir folgen?“ fragte Fred mißmutig .
    „Warum nicht?“ fragte ich zurück.
    „Weil ja doch nichts dabei rauskommt.“
    „Wir üben wenigstens.“
    Also schlichen wir durch den Wald, beugten die Köpfe über den Boden, guckten nach geknickten Grashalmen, aufgewühltem Laub, zertretenem Moos und weiteren Abdrücken von Männerschuhen und Hundepfoten. Es wurde immer schwieriger,
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