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Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Titel: Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X
Autoren: Heinrich Kraus
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das hörte, kriegte ich so eine Stinkwut, daß ich dem Viehdoktor Hasenpfeffer am liebsten ans Bein oder auch etwas höher getreten hätte und dem schwabbeligen Gendarmen, der über den miserablen Witz lachte, ebenfalls. Aber ich gab mir Mühe, meine Verachtung nicht so arg zu zeigen, weil man bei Erwachsenen meistens nichts mit Frechheit erreicht. Sie dürfen nur untereinander frech sein, wie zum Beispiel Frau Speck und Fräulein Schnur, die sich neulich beim Frisör fast verprügelt hätten, weil die eine den geheiratet hatte, den die andere auch wollte.
    „Ich protestiere!“ rief ich.
    Alle guckten mich an.
    „Er protestiert“, brummte der Gendarm und verzog sein feistes Gesicht zu einem Grinsen.
    „Warum protestierst du, Sigi Wulle ?“ näselte der Reporter.
    „Ich hab den Hund nicht befreit, damit ihr ihn jetzt mit einer Giftspritze umbringt.“
    „Er merkt es doch nicht.“
    „Aber er will leben wie wir alle!“ schrie ich.
    Da nickten die anderen Leute, und die Kinder riefen, das stimmt. Der Dr. Hasenpfeffer kriegte einen roten Kopf, und der Gendarm zog seine Stirn in ganz böse Falten, weil er Widerspruch nicht verträgt, vor allem nicht von einem zwölfjährigen Lümmel, der noch in die Schule geht und nebenbei ein Komantschenhäuptling namens Schneller Pfeil ist, gegen den er als Sheriff ein wachsames Auge haben soll. Aber da die andern mir zustimmten, hielt auch er seine Wut zurück und grinste wieder mit hinterhältiger Freundlichkeit.
    „Du meinst also, daß dieser halbtote vergammelte Köter leben will?“ fragte er.
    „Jawohl!“
    „Und wo soll er leben?“
    Nun kriegte ich einen roten Ballon. Zwar hatte ich die Klappe aufgerissen, aber noch gar nicht geklärt, wo der Hund bleiben sollte, der vor mir auf dem Boden lag und mich mit seinen gelbbraunen Augen anschaute. Als ob er wüßte, daß nur ich ihm wirklich helfen würde, was ich als Junge jedoch nicht so einfach machen konnte, weil man mit zwölf Jahren nicht viel zu melden hat. Ich blickte meine Mutter an. Die zuckte nur mit den Schultern. Dann sah ich meinen Vater an, der aber keine Miene verzog.
    „Na?“ grunzte der Gendarm, und sein Grinsen wurde immer breiter, daß die Backen aus dem Gesicht standen.
    Ich schwitzte und war sehr verlegen. Die Sache war nämlich so, daß meine Eltern ein bißchen sauer auf mich waren, weil ich in letzter Zeit ziemlich gebummelt hatte und mit einigen schlechten Zensuren bedacht worden war. Obendrein hatte ich mehrere Streiche gespielt, die herausgekommen waren, und eine Fensterscheibe eingeschmissen. Aber das war nur versehentlich passiert, als wir getestet hatten, wer von uns Komantschen einen Kiesel am weitesten werfen kann. Dabei hatte ich dummerweise in die Richtung geschmissen, wo das Haus des Bauern Sauther steht. Ich guckte meinen Vater an, der sich am Kopf kratzte, was er immer tut, wenn er nicht genau weiß, wie er sich entscheiden soll.
    „Darf ich den Hund behalten?“
    Vater schwieg.
    „Du hast schon so viele Tiere!“ sagte meine Mutter.
    „Bloß mein Meerschweinchen Strups .“
    „Und Trillerchen , unseren Kanarienvogel!“
    „Der gehört dir.“
    „Und die Goldfische im Garten!“
    „Das sind Papas Goldfische.“
    „Wird er sie nicht beißen?“
    „Ich glaube nicht.“
    „Und wenn doch?“
    „Ich stehe gerade dafür.“
    „Du!“ sagte mein Vater ein bißchen verächtlich.
    Er warf mir einen entsprechenden Blick zu, und ich verstand genau, was er alles damit sagen wollte, nämlich: Faulenzer! Drückeberger! Frechdachs! Lausebengel! Ich wußte aber auch, daß er ein bißchen recht damit hatte, obwohl die Sechs in Mathe und die Fünf in Physik auf ein verdammtes Pech zurückzuführen waren. Ausgerechnet die Aufgaben waren drangekommen, die ich zufälligerweise nicht gelernt hatte, und der Thommy , dieser blöde Knülch, hatte mich mal wieder nicht spicken lassen. Und für Latein habe ich sowieso kein Interesse, weil es mir als Komantsche wurstegal ist, wie viele Gallier der römische Angeber Julius Caesar zusammenhauen ließ, worüber er sogar ein Buch schrieb. Nur um damit auf die Pauke zu hauen und schrecklich viele spätere Kinder mit seinen langen Sätzen zu piesacken, die sie übersetzen müssen.
    „Ich werde mir mehr Mühe geben“, versprach ich.
    „Wobei?“ fragte mein Vater.
    „In Mathe.“
    „Nur in Mathe?“
    „Auch in Physik und Latein.“
    Mein Vater schnaufte nur.
    „Versprochen hast du’s schon immer“, sagte Mutter.
    „Diesmal halte ich mein
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