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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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unterwegs sein. Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie sich um das Haus kümmern?«
    »Dafür werde ich schließlich bezahlt. Um was geht’s denn, ein heißes Date?«
    »Madame wird für die Zeitschrift Hello! interviewt, anlässlich ihres Comebacks.«
    »Das soll Unglück bringen.«
    »Ich glaube nicht an Glück.«
    »Natürlich nicht ... glauben Sie überhaupt an irgendwas?«
    Er wirkte verdutzt, sagte:
    »Madame, ich glaube einzig an Madame.«
    Wie schon zuvor sagte er mir genau, wie es war. Wie gewöhnlich hörte ich nicht richtig zu.
    Ich fuhr zur Kensington High Street. Trotz seiner Farbe liebte ich den BMW. Ich erledigte die Anmeldung beim Standesamt. In zehn Tagen würden wir verheiratet sein.
    Zur Feier des Tages ging ich in einen Buchladen und kaufte Der Teufel hat Heimaturlaub von Derek Raymond.
    Passte.
    Dann in einen Coffee-Shop, bestellte einen großen Cappuccino, ohne Kakaopuder. Ergatterte einen gemütlichen Platz am Fenster und fing an zu lesen.
    Ich legte das Buch weg, schlürfte den Kaffee, dachte an Briony. Als kleines Mädchen hatte sie immer gefragt:
    »Wirst du immer auf mich aufpassen, Mitch?«
    Ich versprach es mit all der unbegründeten Überzeugung und Ernsthaftigkeit eines siebenjährigen Jungen.
    Stand rasch auf und ging, fuhr zu Aisling.
    Derek Raymond hat gesagt, wenn man von Regen träumt, ist das ein Zeichen des Todes. Es regnete. Briony hatte als Zwölfjährige geweint:
    »Ich würde mich ohne Kleider in den Schnee stellen, nur um dich anzusehen.«
    Puh.
    Erst später merkte ich, dass ich Derek Raymond am Fenster in der Kensington High Street vergessen hatte. Das hätte ihm vielleicht gefallen, dem Regen zuzuhören und frisch aufgebrühten Kaffee zu riechen.
    Den Nachmittg verbrachte ich mit Aisling im Bett. Später fragte ich:
    »War’s gut?«
    »Geht so.«
    »Was?«
    »Nur Spaß, es war magisch. Ich will am liebsten nur rumliegen und mich fühlen wie eine Katze, die in den Sahnetopf gefallen ist.«
    Der Regen peitschte aufs Dach. Ich sagte:
    »Gut, dass wir drin sind.«
    »Noch besser, dass du in mir bist.«
    Was soll man dazu sagen?
    Aisling hielt ihre linke Hand ins Licht, sagte:
    »Siehst du meinen Ring, wie er funkelt?«
    »Ja?«
    »Siehst du das Herz da?«
    Ich guckte. Ein kleines goldenes Herz. Und? Ich sagte:
    »Und?«
    »Da fehlt ein kleines Stück.«
    Ich setzte mich.
    »Mach keinen Scheiß. Ich trete Chris in den Arsch.«
    »Nein ... nein, ich find’s toll so. Mit einem kleinen Schönheitsfehler ist er perfekt.«
    »Was?«
    »Durch die kleine Scharte wird er erst richtig gut.«
    Ich kapierte es nicht, sagte:
    »Ist das typisch irisch?«
    Sie lachte laut, sagte:
    »Nein, das ist typisch Mädchen.«
    »Ach so!«
    Ich nahm sie in die Arme, spürte ihren Herzschlag an meiner Brust. Ich wollte sagen: »Ich liebe dich.«
    Ich war so weit, mein Gehirn und meine Zunge waren beide bereit, die Worte auszusprechen, die ich noch nie in den Mund genommen hatte, als sie sagte:
    »Kannst du was für mich tun?«
    »Ich will’s versuchen.«
    »Es gibt einen Song von Peter Gabriel, der heißt ›I Grieve‹.«
    »Und?«
    »Hörst du ihn dir mit mir an?«
    »Wann ... jetzt?«
    »Ja.«
    »Okay ... aber ... bist du unglücklich?«
    »Das ist der schönste Augenblick in meinem Leben.«
    »Puh! Na dann legen wir Pete auf.«
    Sie hielt meine beiden Hände in ihren und hörte hochkonzentriert zu. Ich hab nichts gegen Peter Gabriel, »Biko« finde ich toll, aber das passte einfach nicht. Die Traurigkeit, der Schmerz in seiner Stimme und der Text ließen einen nach der Scotchflasche greifen. Endlich war der Song vorbei und sie drehte sich zu mir um, elektrisierende Begierde im Blick. Ich sagte:
    »Das ist jetzt aber typisch irisch.«

S pät am Dienstagabend fuhr ich wieder nach Holland Park. Guckte South Park und hätte nichts dagegen gehabt, Kenny zu adoptieren.
    Die Schauspielerin tauchte an meiner Tür auf, fragte:
    »Darf ich dich besuchen?«
    »Bin ein bisschen runter, Lillian.«
    »Runter wie in ›runterholen‹?«
    Sie war näher dran, als sie dachte. In der linken Hand hatte sie eine Flasche und zwei Gläser. Sie hielt sie am Hals, wie man es im Film macht.
    Streichen Sie das: wie man es in alten Filmen gemacht hat. Sie fragte:
    »Darf ein Mädchen ihren Mann zu einem Drink einladen?«
    Herrgott!
    Ich sagte: »Vielleicht ein Schlummertrunk.«
    Sie reichte mir den Alk, sagte:
    »Dom Pérignon.«
    »Was auch immer.«
    Ich bekam den Korken gut raus. Wie es sich gehört, landete der
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