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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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spartanisch eingerichtet, eine Pritsche wie beim Militär, handgezimmert.
    Zuerst durchsuchte ich den Kleiderschrank. Ein halbes Dutzend schwarze Anzüge, schwarze Schuhe und weiße Hemden. Im obersten Fach eine Schuhschachtel mit einer .454 Casull. Ein hammerhart schweres Scheißteil. Nicht sehr treffgenau, aber mit der dazugehörigen Munition konnte man ein Loch in einen Elefanten sprengen. Ich steckte sie mir vorsichtig in den Hosenbund. Dann drei Schubladen. In der ersten makellos saubere Unterwäsche. In der zweiten ein Stapel alter Theaterprogramme, natürlich alles Lillian. Zuletzt eine mit Socken, ich wühlte darin. Zog ein Hundehalsband heraus, sagte:
    »Was?«
    Getrocknetes Blut klebte daran und ein Namensschild. Bartley-Jack.
    Bevor ich wusste, was ich tat, ertastete ich einen Ring. Ich hielt ihn ins Licht, das Herz mit der winzigen Scharte, die sie so bewundert hatte. Ich sank aufs Bett, in meinem Kopf drehte sich alles.
    Ich glaube, ich muss Geräusche gemacht haben. Wenn man unter sehr großem Stress steht, spricht man laut, ohne es zu merken. Das machen alle, manche sind dafür aber anfälliger als andere. Nie war ich anfälliger als in diesem Moment. Ein solches Geräusch liegt oft unter dem normalerweise hörbaren Frequenzbereich. Vor Jahren wurde ein solches Murmeln als »Gedanke aus der Kehle« bezeichnet. Je größer der Stress, umso lauter das Geräusch. Bei mir war es einwandfrei hörbar.
    Eine Stimme sagte:
    »Ah, der Groschen ist gefallen!«
    Jordan lehnte mit verschränkten Armen im kaputten Türrahmen. Ich brauchte eine Weile, um meine Stimme zu finden, doch dann:
    »Sie haben alle getötet ...
    Briony
    den Hund
    Aisling?«
    Er nickte.
    »Gott ... alle?«
    »Sie waren im Weg.«
    »Wem?«
    »Lillian.«
    »Sie verfluchter Psychopath.«
    »Wie banal, wie außerordentlich berechenbar.«
    Ich schoss ihm in den Bauch.
    Man sagt, das sei der intensivste Schmerz überhaupt. Im Türrahmen zusammengekauert, widersprach er mir nicht. Ich stieg über ihn hinweg, und er packte mich am Fuß, sagte:
    »Führen Sie’s zu Ende.«
    »Verrecke ...«, und trat ihm in die Eier. Um seine Schmerzen zu verdoppeln.
    Lillian saß mit einem rosafarbenen Schal um die Schultern aufrecht im Bett.
    Sie lächelte mich an, fragte:
    »Was war das für ein Lärm, Darling?«
    »Der Butler war’s.«
    Träge richtete ich die Pistole auf sie, und sie fragte gereizt:
    »Ach, sei nicht albern, wirklich. Was erwartest du von mir? Wie soll ich darauf reagieren?«
    Jetzt lächelte ich. Und sagte:
    »Du bist Schauspielerin. Tu so, als hättest du Angst.«
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