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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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war eine Melodie ... »Una Paloma Blanca!« Ich schwör’s. Wie lange hatten die wohl keinen Urlaub mehr gehabt?
    Sie öffnete die Tür.
    Ich schlug ihr direkt ins Gesicht. Sie fiel hin wie ein Sack Kartoffeln. Ich sah mich um. Halb rechnete ich damit, dass der Milchmann hinter mir stand und fragte: »Hat Sie deine Rechnung auch nicht bezahlt?«
    Ich packte sie an den Haaren, zog sie ins Haus, schloss die Tür. Sie war bewusstlos. Eine Gestalt zeigte sich im Flur. Ich bekam Panik, griff nach der Waffe. Jordan ... er schüttelte den Kopf. Legte einen Finger an die Lippen, zeigte nach oben.
    Gant saß im Bett, ein Frühstückstablett auf dem Schoß. Er wirkte verblüfft. Ich sagte:
    »Schönen guten Morgen allerseits.«
    Er hatte gerade die Kaffeetasse zum Mund führen wollen, war wie erstarrt. Ich ging hin, schlug sie ihm aus der Hand. Sie prallte von der Wand ab.
    Jordan stand an der Tür. Ich packte Gant und sagte:
    »Sie wollten mich sprechen, hm? Also gut, hier bin ich.«
    Er hatte noch immer kein Wort gesagt. Ich packte ihn am Schlafanzug, zerrte ihn aus dem Bett. Jordan zog einen Hammer aus der Manteltasche und zerschlug die Spiegel. Gant sagte:
    »Ach, kommen Sie.«
    Ich zog die Glock, hielt sie locker in der Hand, fragte:
    »Als du den Hund enthauptet hast, hat dich das scharf gemacht?«
    »Was?«
    Ich drehte völlig durch und schlug ihn mit der Pistole, bis mich Jordan am Arm packte und sagte:
    »Er wird das Bewusstsein verlieren.«
    Als ich aus dem Speedrausch erwachte, sah ich, dass meine Arme voller Blutspritzer waren. Nicht mein Blut.
    Jordan sagte:
    »Zeit zu gehen.«
    Gant schaffte es, mich mit seinem unversehrten Auge anzusehen, sagte:
    »Ich biete Ihnen einen Deal an.«
    Ich schoss ihm in den Mund. Jordan warf die Drogenutensilien aufs Bett, schoss Gant anschließend noch mal in den Kopf. Wir durchsuchten das Haus, fanden
    zwanzig Riesen
    einen Haufen Krugerrands
    drei Handfeuerwaffen
    einen Beutel Koks.
    Nahmen alles mit.
    Als wir gehen wollten, kam die Frau zu sich. Jordan trat ihr gegen den Kopf, fragte mich:
    »Wollen Sie’s abfackeln?«
    »Nein, ich hasse Feuer.«
    Als wir nach Peckham reinfuhren, sagte ich:
    »Setzen Sie mich hier ab, ich will einen Freund besuchen.«
    »Sind Sie sicher? Ich meine, Sie sind voll auf Speed.«
    »Ist ein toter Freund.«
    Wenn ihm darauf etwas einfiel, dann sprach er’s nicht aus. Er sagte: »Der ganze Kram da ...« - er zeigte auf die Beute - »... gehört Ihnen.«
    »Was?«
    »Das gehört Ihnen.«
    »Sie machen Witze, Scheiße ... damit kann man einen Kleinstaat regieren.«
    »Ich brauche kein Geld.«
    »Wenn Sie drauf bestehen.«
    Vielleicht lag’s am Speed, aber ich platzte raus mit:
    »Ich glaube, ich werde heiraten.«
    Zum ersten Mal sah ich Freude in Jordans Gesicht. Er nahm meine Hand, schüttelte sie herzlich, sagte:
    »Wunderbar, das ist der richtige Gedanke ... Allerdings bin ich nicht sicher, ob Lillian gerade ledig ist.«
    Ich brauchte einen Moment, dann sagte ich:
    »Lillian? Wer zum Teufel redet von Lillian?«
    Er ließ meine Hand fallen, sein Gesicht verfinsterte sich, er fragte:
    »Jemand anders?«
    »Natürlich.«
    Lachend erzählte ich ihm einen Haufen verliebten Scheiß über Aisling.
    Als ich wieder runterkam, sagte ich:
    »Ich möchte, dass Sie zur Hochzeit kommen ... okay?«
    Er öffnete die Wagentür, sagte:
    »Besuchen Sie Ihren toten Freund.«

I n einem Blumenladen in der Nähe des Busdepots kaufte ich einen Arsch voll Blumen. Ich übertrieb es dermaßen, dass der Blumenhändler nervös wurde. Bis ich ihm die Kohle hinblätterte. Ich war so neben der Spur, dass ich dem Kerl sogar Trinkgeld geben wollte. Schnickte einen Krugerrand in die Luft, sagte:
    »Kaufen Sie sich was Schönes.«
    Ich war gerade in das Haus eines Mannes eingedrungen, hatte seine Frau bewusstlos geschlagen, ihn aus dem Bett gezerrt und erschossen, ich kannte keine Hemmungen mehr - und woher auch?
    Deshalb wankte ich mit den Blumen zum Friedhof. Ein Mann lehnte draußen an der Wand des Bingosaals, sagte:
    »Lass Blumen sprechen!«
    Auf dem Friedhof hatte der Bestatter ein weißes Kreuz auf Joes Grab gelegt. Ich sagte:
    »Hey, Joe.«
    Legte vorsichtig die Blumen ab. Ich stand da, bis zum Hals versunken in Tod. Ich erzählte Joe, was passiert war. Dann sagte ich:
    »Ich vermiss dich, Mann.«
    In Holland Park war das Speed verflogen, und ich fiel in ein Mörderloch. Ich setzte mich aufs Bett, trank Scotch und versuchte, den Blues zu vertreiben. Neben mir lag die Beute.
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