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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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Stirn. »Na, das klingt ja nach schlichtem Diebstahl.«
    »Finde ich auch.« Dr. Barlow schnippte einen Schnipsel Stroh zur Seite. »Wichtiger noch, es war eine Unverfrorenheit in Sachen Diplomatie. Dieser unausstehliche Mann hat die Osmanen den Mechanisten geradezu in die Arme getrieben. Das doch noch zu verhindern, ist unsere Mission.«
    Sie tätschelte das kranke Ei.
    »Aber was hat das mit meinem Geheimnis zu tun?«, wollte Alek wissen.
    Dr. Barlow seufzte. »Winston und ich sind schon seit einiger Zeit unterschiedlicher Meinung, was die Osmanen angeht. Es gefällt ihm nicht, dass ich versuche, seine Fehler wieder geradezubiegen, und deshalb stellt er sich mir allzu gern in den Weg.« Sie blickte Alek an. »Wenn er herausfindet, dass wir den Sohn von Erzherzog Ferdinand als Gefangenen an Bord haben, würde ihm das einen Vorwand liefern, unsere sofortige Rückkehr zu verlangen.«

    Alek schob das Kinn vor. »Als Gefangenen? Unsere Länder sind noch nicht einmal miteinander im Krieg! Und darf ich Sie daran erinnern, wer eigentlich die Motoren dieses Schiffes in Gang hält?«
    »Genau das ist auch mein Standpunkt«, sagte Dr. Barlow. »Jetzt verstehen Sie, warum Sie oder Dylan auf keinen Fall mit dem Kapitän darüber reden dürfen. Es würde eine Menge Probleme aufwerfen und plötzlich wären wir alle verfeindet. Dabei kommen wir doch eigentlich so gut miteinander aus!«
    »Aye, da hat sie recht!«, sagte Dylan. Der Junge wirkte erleichtert.
    Dr. Barlow drehte sich um und schob erneut das Ei zurecht. »Lord Churchill können Sie mir überlassen.«
    »Aber es ist ja nicht nur Ihr Problem, Ma’am«, wandte Alek ein. »Denken Sie an Dylan. Sie behaupten, Sie würden ihn beschützen, aber wie können Sie versprechen …« Er runzelte die Stirn. »Wer sind Sie denn überhaupt, Madam, dass sie es mit diesem Lord Churchill aufnehmen können?«
    Die Frau richtete sich zu voller Größe auf und schob ihre Melone zurecht.
    »Ich bin genau die, die Sie sehen: Nora Darwin Barlow, Oberaufseherin des Londoner Zoos.«
    Alek blinzelte. Hatte sie Nora Darwin Barlow gesagt? Ihn beschlich ein unbehagliches Gefühl.
    »Sie-Sie meinen«, stotterte Dylan, »Ihr Großvater … der brüllende Bienenzüchter? «

    »Ich habe nie gesagt, dass er Bienenzüchter gewesen ist«, sagte sie und lachte. »Nur dass er Bienen sehr inspirierend fand. Seine Theorien hätten ohne ihr aufschlussreiches Beispiel niemals solche Eleganz erreicht. Also machen Sie sich keine Sorgen wegen Lord Winston, Mr Sharp. Mit dem werde ich schon fertig.«
    Dylan nickte blass. »Ich gehe dann mal und kümmere mich um Tazza, Ma’am.«
    »Eine hervorragende Idee.« Sie öffnete dem Jungen die Tür. »Und lassen Sie sich hier nicht wieder ohne meine Erlaubnis erwischen.«
    Der Junge wollte schon hinausgehen, warf Alek aber noch einen Blick zu. Einen Moment lang sahen sie sich in die Augen. Dann schüttelte Dylan den Kopf und verschwand.
    Vermutlich war er genauso erstaunt wie Alek. Dr. Barlow war nicht nur eine Darwinistin, sie war eine Dar win – die Enkelin des Mannes, der die Lebensketten entdeckt hatte.
    Alek hatte das Gefühl, dass der Boden unter ihm wankte, aber es lag sicherlich nicht an einer Bewegung des Luftschiffes. Er war mit einer Person im gleichen Raum, die alles verkörperte, was zu fürchten man ihm beigebracht hatte.
    Und er hatte sich ihr vollständig ausgeliefert.
    Dr. Barlow wandte sich wieder der Brut zu. Sie ordnete die Heizer neu und schob sie wieder dichter an das kranke Ei.

    Alek ballte die Fäuste, damit seine Stimme nicht zitterte. »Aber wenn wir Konstantinopel erreicht haben?«, fragte er. »Und Sie mit Ihrer Fracht sicher dort angekommen sind, was hindert Sie dann daran, mich einzusperren?«
    »Bitte, Alek. Mir liegt nicht daran, irgendjemanden einzusperren.« Sie legte ihm die Hand auf den Kopf und wuschelte ihm durchs Haar, was ihm einen Schauer über den Rücken jagte. »Für Sie habe ich andere Pläne.« Sie lächelte und ging zur Tür. »Vertrauen Sie mir, Alek. Und passen Sie heute Nacht gut auf die Eier auf.«
    Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, wandte sich Alek wieder der sanft glühenden Frachtkiste zu und fragte sich, was an diesen Eiern so wichtig war. Welche Art Tierschöpfung konnte ein mächtiges Kriegsschiff ersetzen? Wie konnte ein Wesen, das nicht größer war als ein Zylinderhut, ein riesiges Reich dazu bringen, sich aus diesem Krieg herauszuhalten?
    »Was steckt bloß in euch?«, fragte Alek
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