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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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neuen Motoren.«
    »Aber haben die nicht auch Mechanistenmotoren?«, fragte Newkirk.
    Deryn runzelte die Stirn und blickte an den Flanken der Leviathan hinunter. Die Zilien wogten wild und erzeugten einen Luftstrom um das Schiff, der die Strömungen im Himmel mit der rohen Kraft der Motoren in Einklang zu bringen schien.

    »Die Granaten der Herkules verfehlen ihr Ziel.«

    »Wir sind jetzt etwas Besonderes«, sagte sie, »ein wenig von uns und ein wenig von ihnen.«
    Newkirk dachte einen Augenblick nach, machte hm und klopfte ihr erneut auf die Schulter. »Also ehrlich, Mr Sharp, mir ist es gleich, ob der Kaiser uns einen Schubs gibt, solange er uns nur von diesem Eisberg wegbringt.«
    »Gletscher«, sagte Deryn. »Aber recht haben Sie. Schön, endlich wieder zu fliegen.«
    Sie schloss die Augen, sog die eisige Luft tief in die Lungen und spürte das eigenartige neue Vibrieren der Membran unter ihren Füßen.
    Ihr Flugsinn verriet ihr, dass das Tier nach Süden flog, auf das Mittelmeer zu. Die Zeppeline hinter ihnen waren vergessen, nur was vor ihnen lag, zählte jetzt: das Osmanische Reich.
    Die Mechanisten mochten das Schiff in eine komische Kreuzung verwandelt haben, doch am Ende zählte nur eins: Die Leviathan hatte überlebt.

40. KAPITEL
    Die Kolben waren am schwierigsten zu zeichnen. Die Art, wie sie zusammengefügt waren – die Mechanistenlogik dahinter -, wollte Deryn nicht ins Hirn.
    Den ganzen Nachmittag über hatte sie die neuen Motoren skizziert und sich vorgestellt, dass ihre Zeichnungen vielleicht irgendwann in einer Neuauflage des Handbuchs für Aeronautik erscheinen würden. Aber selbst wenn sie niemals jemand zu Gesicht bekommen würde, hätte es sich allein wegen des warmen Wetters gelohnt, hier zu sitzen. Das Luftschiff schwebte hundert Meter über dem Wasser, die Nachmittagssonne strahlte auf die Wellen und ließ das Meer glitzern. Nach drei Nächten, die sie nach der Notlandung auf dem Gletscher festgesessen hatten, war es der perfekte Nachmittag, um in den Webeleinen zu hängen, sich von der Sonne bescheinen zu lassen und zu zeichnen.
    Doch selbst jetzt, da sich unter ihnen das Mittelmeer in alle Richtungen ausdehnte, konnten es die Mechanisten kein bisschen lockerer angehen. Alek und Klopp hatten seit Mittag an den Gondeln gebastelt und Windschilde für die Motorpiloten angebracht. So nannten sie sich
jedenfalls – Piloten, nicht Maschinisten wie beim Air Service. Sie hatten schon vergessen, dass die richtigen Piloten ihren Dienst auf der Brücke taten.
    Dann wiederum hörte sie manchmal Gerüchte, dass das Schiff eigentlich gar keinen Piloten mehr brauchte, weder einen Darwinisten noch einen Mechanisten. Der Wal hatte eine gewisse Unabhängigkeit entwickelt, eine Neigung dazu, sich seinen eigenen Weg durch die Thermik und die Aufwinde zu suchen. Manch einer fragte sich, ob das Tierchen bei der Notlandung vielleicht einen Dachschaden davongetragen hatte. Aber Deryn glaubte,
es liege an den neuen Motoren. Wer würde sich mit all der Kraft nicht großartig fühlen?

    Eine Biene krabbelte über ihren Skizzenblock und Deryn verscheuchte sie mit der Hand. Die Völker waren hungrig aus ihrem dreitägigen Winterschlaf erwacht und hatten sich auf die italienischen Wildblumen gestürzt, während die Leviathan nach Süden flog. Die Kampffalken wirkten heute Nachmittag fett und zufrieden, denn sie hatten sich mit wilden Hasen und geraubten Ferkeln vollgestopft.
    »Mr Sharp?«, sagte der Obersteuermann.
    Deryn hätte beinahe Haltung angenommen. Dann erst sah sie die Boteneidechse, die sie anstarrte und mit den Knopfäuglein blinzelte.
    »Bitte melden Sie sich im Quartier des Kapitäns«, fuhr die Eidechse fort. »Unverzüglich.«
    »Aye, Sir. Bin schon unterwegs!« Deryn zuckte zusammen, denn ihre Stimme klang schrill wie die eines Mädchens. Tiefer fügte sie hinzu: »Ende der Nachricht.«
    Sie sammelte Block und Stifte zusammen, während das Tierchen davonhuschte, und fragte sich, was sie wieder angestellt hatte. Nichts davon verdiente es, zum Kapitän zitiert zu werden – jedenfalls erinnerte sie sich an nichts. Mr Rigby hatte ihr sogar befohlen, Alek während des Sturmläuferangriffs als Geisel zu nehmen.
    Trotzdem war sie ganz schrecklich nervös.

    Das Quartier des Kapitäns lag nahe am Bug neben dem Kartenraum. Die Tür stand halb offen und Kapitän Hobbes saß am Schreibtisch. Die Wandkarten raschelten im warmen Wind, der durch ein offenes Fenster hereinwehte.
    Deryn salutierte zackig.
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