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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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kümmerst.«
    Deryn seufzte. Es war erstaunlich, wie lästig Miss Eierkopf sogar dann sein konnte, wenn sie überhaupt nicht da war.
    »Ich muss dir was Wichtiges erzählen, Alek. Geh zur Seite und lass mich rein!«
    Er runzelte die Stirn, gab jedoch nach und ließ sie in den überheizten Maschinenraum ein.
    »Pusteln und Karbunkel, meinst du nicht, es ist zu heiß hier?«
    Alek zuckte mit den Schultern. »Befehl von Dr. Barlow.
Sie sagt, das kranke Ei müsse schön warm gehalten werden.«
    Deryn sah in die Frachtkiste. Zwei der überlebenden Eier lagen zusammen auf der einen Seite; das andere lag allein in der Mitte, eingehüllt in einen Stapel Glühheizer – viel zu viele. Deryn beugte sich vor, prüfte die Temperatur und runzelte die Stirn. Es waren Dr. Barlows brüllende Eier. Wenn sie gekocht werden sollten, dann bitte.
    Deryn hatte wichtigere Probleme.
    Sie wandte sich an Alek. »Der Kapitän hat mich heute zu sich gerufen. Er hat sich nach dir erkundigt.«
    Aleks Miene verdüsterte sich. »Oh.«
    »Keine Sorge. Ich habe ihm nichts gesagt«, fuhr sie fort. »Ich würde niemals mein Versprechen brechen.«
    »Danke, Dylan.«
    »Obwohl er …« Sie räusperte sich und bemühte sich, ganz normal zu klingen. »Er hat mir gesagt, ich soll dich im Auge behalten und ihm alles berichten, was ich über dich herausfinde.«
    Alek nickte. »Er hat dir demnach einen direkten Befehl erteilt, ja?«
    Deryn öffnete den Mund, brachte aber kein Wort hervor. Irgendetwas ging in ihr vor. Auf dem Weg hierher hatte sie gehofft, Alek würde ihr erlauben, dem Kapitän seine Geschichte zu erzählen, und sie so aus ihrem Dilemma befreien. Jetzt dagegen verspürte sie ein ganz anderes Verlangen.

    Jetzt wollte sie, erkannte Deryn, Alek erzählen, dass sie für ihn gelogen hatte und weiter für ihn lügen würde.
    Plötzlich hatte sie wieder dieses Gefühl, das gleiche wie in dem Moment, nachdem Alek ihr über seine Eltern erzählt hatte: ein Knistern in überhitzter Luft. Ihre Haut kribbelte, wo er sie umarmt hatte.
    Das lief ja überhaupt nicht nach Plan.
    »Aye. So müsste man das wohl nennen.«
    Alek seufzte. »Ein direkter Befehl. Wenn er also herausfindet, dass du ihm meine Identität verheimlicht hast, wird man dich als Verräter hängen.«
    »Mich hängen?«
    »Ja, weil du dich mit dem Feind verbrüdert hast.«
    Deryn runzelte die Stirn. Sie hatte zwischen ihrem Versprechen und ihrer Pflicht abgewogen, aber nicht so weit gedacht. »Na ja … nicht wirklich ein Feind. Wir befinden uns nicht mit Österreich im Krieg, hat der Kapitän gesagt.«
    »Noch nicht. Aber nach dem, was Volger über das Funkgerät gehört hat, kann es nur noch höchstens eine Woche dauern.« Er lächelte traurig. »Lustig, dass Politiker darüber zu entscheiden haben, ob wir Feinde sind oder nicht.«
    »Aye, brüllend lustig«, murmelte Deryn. Sie stand schließlich hier, nicht irgendein Politiker. Es war ihre Entscheidung. »Ich habe es versprochen, Alek.«
    »Aber du hast auch dem Air Service einen Eid geleistet und König George«, erinnerte er sie. »Ich werde nicht
zulassen, dass du diesen Eid brichst. Dafür bist du ein zu guter Soldat, Dylan.«
    Sie schluckte und trat von einem Fuß auf den anderen. »Und was stellen die dann mit dir an?«
    »Sie sperren mich ein«, sagte Alek. »Ich bin zu wertvoll, um mich ins wilde Land des Osmanischen Reiches entkommen zu lassen. Wenn wir in England sind, wird man mich wahrscheinlich an einem sicheren Ort unterbringen, bis der Krieg vorüber ist.«
    »Pusteln und Karbunkel!«, sagte sie. »Aber du hast uns gerettet!«
    Alek zuckte mit den Schultern. Die Traurigkeit sprach noch immer aus seinen Augen. Auch wenn sie nicht mehr in Tränen überfloss, wirkte sie tiefer als je zuvor.
    Sie nahm ihm seinen letzten Micker Hoffnung.
    »Ich sage nichts«, versprach Deryn erneut.
    »Dann gebe ich mich selbst zu erkennen«, sagte Alek. »Die Wahrheit wird früher oder später ans Licht kommen. Es hat keinen Sinn, dass du dafür mit dem Strang bestraft wirst.«
    Deryn wollte widersprechen, aber Alek machte es ihr nicht leicht.
    Er hatte schon recht, was die Missachtung von Befehlen in Kriegszeiten anging. Das war Hochverrat und Verräter wurden hingerichtet.
    »Das ist alles Dr. Barlows Schuld«, knurrte Deryn. »Ich hätte nicht herausgefunden, wer du bist, wenn sie nicht so neugierig gewesen wäre. Sie würde auch nichts verraten,
aber natürlich hängen die einen Schlaumeier wie sie auch nicht.«
    »Nein, vermutlich nicht.«
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