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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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1. KAPITEL
    Die österreichischen Pferde glänzten im Mondlicht, die Reiter standen aufrecht in den Steigbügeln und reckten ihre Schwerter in die Höhe. Hinter ihnen standen zwei Reihen schussbereiter, dieselbetriebener Laufmaschinen, deren Kanonen über die Köpfe der Kavallerie hinwegzielten. Ein Zeppelin mit funkelnder Metallhaut erkundete das Niemandsland in der Mitte des Schlachtfeldes.
    Die französische und britische Infanterie waren hinter ihren Befestigungen – einem Brieföffner, einem Tintenfläschchen und einem Füllhalter – in Deckung gegangen. Sie wussten, dass sie gegen die Streitmacht der Österreichisch-Ungarischen Monarchie keine Chance haben würden. Doch hinter ihnen ragte eine Reihe von Darwinisten-Monstern auf, bereit, jeden zu verschlingen, der den Rückzug antreten würde.
    Der Angriff stand kurz bevor, als Prinz Aleksandar meinte, er habe vor der Tür ein Geräusch gehört …
    Schuldbewusst trat er einen Schritt auf sein Bett zu – um dann zu erstarren und angestrengt zu lauschen. Draußen rauschten Bäume im Winde, ansonsten herrschte
Stille in der Nacht. Schließlich waren Mutter und Vater in Sarajevo. Die Dienerschaft würde es nicht wagen, ihn im Schlaf zu stören.
    Alek kehrte zu seinem Schreibtisch zurück, schob die Kavallerie vorwärts und grinste, denn die Schlacht ging ihrem Höhepunkt zu. Die österreichischen Läufer hatten das Bombardement beendet, und nun war es Sache der Zinnreiter, den hoffnungslos unterlegenen Franzosen den Todesstoß zu versetzen. Den Angriff aufzubauen, hatte die ganze Nacht gedauert und war nur mit einem Kaiserlichen Handbuch der Taktik aus dem Studierzimmer seines Vaters gelungen.
    Es erschien Alek recht und billig, sich ein wenig zu vergnügen, während seine Eltern auf Reisen waren und
Manöver beobachteten. Er hatte sie angebettelt, sie begleiten zu dürfen, damit er einmal Soldaten aus Fleisch und Blut an sich vorbeimarschieren lassen konnte und damit er das Dröhnen der Kampfmaschinen durch die Sohlen seiner Schuhe spürte.

    Natürlich hatte es seine Mutter verboten. Der Unterricht war wichtiger als die »Paraden«, wie sie es nannte. Sie begriff einfach nicht, dass er bei militärischen Übungen mehr lernen konnte als bei seinen uralten Lehrern mit ihren verstaubten Büchern. Eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft würde Alek eine dieser Maschinen lenken.
    Schließlich stand Krieg vor der Tür. Jedenfalls behaupteten das alle.
    Die letzte Einheit der Zinnkavallerie war gerade in die französischen Linien vorgestoßen, als er das leise Geräusch erneut vernahm: ein Klingeln wie von einem Schlüsselbund.
    Alek drehte sich um und starrte auf den Spalt unter der zweiflügligen Schlafzimmertür. In dem kleinen Streifen Mondlicht bewegten sich Schatten und er hörte Flüstern.
    Draußen war jemand.
    Lautlos eilte er auf nackten Sohlen über den kalten Marmorboden und stieg gerade in dem Moment ins Bett, als sich die Tür quietschend öffnete. Alek kniff die Augen zusammen und fragte sich, welcher der Diener wohl nach ihm schaute.
    Das Mondlicht ergoss sich ins Zimmer und ließ die Zinnsoldaten auf dem Schreibtisch glitzern. Jemand
schlich herein, still wie ein Toter. Die Gestalt blieb stehen, starrte einen Moment lang in Aleks Richtung und bewegte sich dann weiter auf seine Kommode zu. Holz scharrte leise, als eine Schublade aufgezogen wurde.
    Sein Herz klopfte. Keiner der Diener würde es wagen, ihn zu bestehlen!
    Aber wenn der Eindringling nun mehr als ein Dieb war? Die Warnungen seines Vaters hallten in seinen Ohren wider …
    Von dem Tag deiner Geburt an hattest du Feinde.
    Neben seinem Bett hing eine Schnur, die mit einer Glocke verbunden war, doch die Gemächer seiner Eltern waren verwaist. Da sein Vater und dessen Leibwächter in Sarajevo waren, befanden sich die nächsten Wachposten am anderen Ende des Trophäensaals, fünfzig Meter entfernt.
    Alek schob eine Hand unter sein Kissen, bis seine Finger den kalten Stahl seines Jagdmessers berührten. Er hielt den Atem an, umschloss den Griff und wiederholte im Kopf den anderen Lieblingsspruch seines Vaters.
    Überraschung ist kostbarer als Stärke.
    Jetzt kam eine zweite Gestalt mit schweren Stiefeltritten herein und die Metallschnallen einer Pilotenjacke klingelten wie Schlüssel an einem Bund. Die zweite Person ging auf das Bett zu.
    »Junger Herr! Aufwachen!«
    Alek ließ das Messer los und seufzte erleichtert. Es war nur Otto Klopp, sein Mechanikmeister.

    Die erste Gestalt durchwühlte
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