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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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unzählige Instrumente aufgereiht, deren Nadeln nervös wie Schnurrhaare zitterten.
    Wozu dienten die alle?
    Alek löste den Blick von den Instrumenten und starrte durch den Sehschlitz. Angesichts der Höhe wurde ihm ein wenig schwindelig, als würde er von einem Heuboden hinunterschauen und überlegen, ob er springen wolle.
    Der Waldrand war nur zwanzig Meter entfernt. Erwarteten sie wirklich, dass er diese Maschine zwischen den eng stehenden Bäumen hindurch- und über das Wurzelwerk hinwegsteuerte … bei Nacht?
    »Zu Ihrer Verfügung, junger Herr«, sagte Graf Volger und klang bereits gelangweilt.
    Alek schob das Kinn vor und wollte dem Mann nicht noch mehr Anlass zur Belustigung geben. Er schob die
Schreiter nach vorn, und die schweren Daimler-Motoren heulten auf, als sich das stählerne Räderwerk knirschend in Bewegung setzte.
    Der Sturmläufer richtete sich langsam aus der geduckten Haltung auf und der Boden entfernte sich noch weiter. Alek konnte jetzt über die Baumwipfel hinweg die glitzernden Lichter von Prag erkennen.
    Er zog den linken Schreiter zurück und schob den rechten nach vorn. Die Maschine setzte sich mit einem unmenschlich großen Schritt in Bewegung und er wurde in den Pilotensitz gedrückt.
    Das rechte Pedal erhob sich ein bisschen, als der Fuß des Läufers auf weichen Boden traf, und stupste an Aleks Stiefel. Er bewegte die Schreiter und verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Die Kanzel schwankte wie ein Baumhaus in einer Windböe und ruckte bei jedem Riesenschritt hin und her. Von den Motoren unten hörte er einen zischenden Chor, die Ventile tanzten und die Druckluftgelenke mühten sich mit dem Gewicht der Maschine ab.
    »Gut … exzellent«, murmelte Otto, der auf dem Kommandantenplatz saß. »Achten Sie auf den Kniedruck.«
    Alek wagte einen Blick auf die Instrumente, doch er hatte keine Ahnung, was Meister Klopp eigentlich meinte. Kniedruck? Wie sollte man all die Nadeln im Blick behalten, ohne den Apparat gleichzeitig gegen einen Baum zu lenken?
    »Besser«, sagte sein Lehrer einige Schritte später. Alek
nickte stumm und war glücklich, weil er sie bislang nicht zu Fall gebracht hatte.
    Schon hatten sie den Wald erreicht und ein Gewirr dunkler Schemen füllte den Sehschlitz aus. Die ersten glitzernden Äste strichen vorbei, schlugen gegen die Sichtluke und bespritzten Alek mit Tautropfen.
    »Sollten wir nicht die Positionslichter anmachen?«, fragte er.
    Klopp schüttelte den Kopf. »Schon vergessen, junger Herr? Wir wollten so tun, als dürften wir nicht gesehen werden.«
    »Eine abscheuliche Art zu reisen«, murmelte Volger, und erneut fragte sich Alek, warum sie der Mann eigentlich begleitete. Sollte es im Anschluss Fecht unterricht geben? Was für einen Krieger-Mozart wollte sein Vater aus ihm machen?
    Das Kreischen knirschender Zahnräder hallte durch die Kanzel. Das linke Pedal sprang gegen Aleks Fuß und die gesamte Maschine kippte gefährlich nach vorn.
    »Sie hängen fest, junger Herr!«, sagte Otto und hielt die Hände bereit, um die Schreiter zu übernehmen.
    »Ich weiß! «, rief Alek und betätigte die Hebel. Er ließ den rechten Fuß mitten im Schritt zu Boden donnern, und aus dem Kniegelenk entfuhr die Luft wie aus einer Lokomotivpfeife. Der Sturmläufer wankte einen Moment lang wie betrunken und drohte zu stürzen. Bange Sekunden später spürte Alek, wie das Gewicht der Maschine auf Moos und Erde niederkam. Einen Fuß nach hinten
gereckt, wie ein Fechter nach einem Stoß, gelangte sie wieder in die Balance.
    Er betätigte beide Schreiter: Das linke Bein zerrte an dem, worin auch immer es sich verfangen hatte, das rechte schob sich vorwärts. Die Daimler-Motoren ächzten, die Metallgelenke zischten. Schließlich ging ein Zittern durch die Kanzel, zusammen mit dem Geräusch von reißenden Wurzeln, und der Sturmläufer richtete sich wieder auf. Einen Augenblick lang stand er still da wie ein Huhn auf einem Bein, aber dann bewegte er sich weiter voran.
    Mit zitternden Händen lenkte Alek den Läufer durch die nächsten Schritte.
    »Gut gemacht!«, rief Otto. Er klatschte einmal in die Hände.
    »Danke, Klopp«, sagte Alek trocken und spürte, wie ihm Schweiß übers Gesicht rann. Seine Hände umklammerten die Schreiter, doch die Maschine bewegte sich wieder ruhig.
    Mit der Zeit vergaß er, dass er eine Steuerung bediente, und bekam das Gefühl, es seien seine eigenen Schritte. Das Schwanken der Kanzel ging in seinen Körper über, der Rhythmus von
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