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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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krächzend hervor.
    »Ach, leider nein, Hoheit«, sagte Graf Volger. »Ihre Eltern sind tot, sie wurden heute Abend in Sarajevo ermordet.«
    Alek versuchte, über diese absurde Behauptung zu lachen, doch die Welt drehte sich um ihn, und Dunkelheit und Stille brachen über ihn herein.

3. KAPITEL
    »Wach auf, du Dussel!«
    Deryn Sharp öffnete ein Auge … und starrte auf zackige Linien, die um den Körper eines Flugtiers herumführten wie ein Flusslauf um eine Insel. Ein Luftstrom-Diagramm. Sie hob den Kopf von ihrem Aeronautik-Lehrbuch und stellte fest, dass die aufgeschlagene Seite an ihrer Wange klebte.
    »Du warst die ganze Nacht wach!« Wieder hämmerte ihr die Stimme ihres Bruders Jaspert in die Ohren. »Ich habe dir doch gesagt, du solltest ein bisschen schlafen!«
    Deryn zupfte sich das Papier vorsichtig aus dem Gesicht und runzelte die Stirn: Das Diagramm hatte Speichel aufgesogen und war verschwommen. Sie fragte sich, ob sie sich im Schlaf automatisch weiter aeronautisches Wissen aus dem Handbuch in den Kopf gestopft hatte. »Ganz offensichtlich habe ich geschlafen, Jaspert, denn du hast mich ja schnarchend vorgefunden.«
    »Aye, aber nicht anständig im Bett.« Er bewegte sich im Dunkeln durch das kleine gemietete Zimmer und suchte sich eine saubere Fliegeruniform zusammen. »Du
wolltest nur noch eine Stunde lernen und jetzt ist unsere letzte Kerze zum Micker abgebrannt!«
    Deryn rieb sich die Augen und blickte sich in dem kleinen deprimierenden Raum um. Es war feucht und roch nach Pferdeschiet aus den Ställen unten. Hoffentlich war dies die letzte Nacht gewesen, die sie hier verbrachten, ob nun im Bett oder nicht. »Ist doch gleichgültig. Beim Service haben sie eigene Kerzen.«
    »Aye, falls du die Prüfung bestehst.«
    Deryn schnaubte. Sie hatte nur deshalb gelernt, weil sie nicht schlafen konnte – einerseits vor Aufregung, weil die Kadettenprüfung bevorstand, andererseits vor Sorge, dass jemand ihre Verkleidung durchschauen könnte. »Mach dir mal keine Gedanken, Jaspert. Die bestehe ich schon.«
    Ihr Bruder nickte langsam und grinste schadenfroh. »Aye, mit dem Sextanten und mit Aerologie kennst du dich bestens aus. Und vielleicht kannst du jedes Flugtier in der Flotte zeichnen. Aber von einer Prüfung habe ich dir noch nie erzählt. Da geht es nicht um Sachen, die man aus Büchern lernen kann – sondern um etwas, was sie ›Flugsinn‹ nennen.«
    » Flugsinn?«, fragte Deryn. »Du nimmst mich auf den Arm.«
    »Das ist das geheimste Geheimnis beim Service.« Jaspert beugte sich vor und flüsterte nur noch. »Ich riskiere meine Entlassung, weil ich es einem Zivilisten gegenüber ausplaudere.«
    »Du bist ein echter Blödkopf, Jaspert Sharp!«

    »Mehr kann ich nicht sagen.« Er zog sich das zugeknöpfte Hemd über den Kopf, und als sein Gesicht wieder zum Vorschein kam, lächelte er.
    Deryn starrte ihn böse an und wusste nicht genau, ob er sie verulkte. Dabei war sie schon nervös genug.
    Jaspert band sich das Fliegerhalstuch um. »Zieh dich an, und dann sehen wir ja, wie du aussiehst. Deine ganze
Lernerei ist umsonst gewesen, wenn du sie mit deinen Kleidern nicht überzeugen kannst.«
    Deryn betrachtete verdrießlich den Stapel geliehener Kleidung. Nach der Büffelei und dem, was sie von ihrem Vater gelernt hatte, als der noch lebte, würde ihr die Kadettenprüfung leichtfallen. Doch ihr gesamtes Wissen war nichts wert, solange sie die Eierköpfe vom Air Service nicht überzeugen konnte, dass sie Dylan hieß und nicht Deryn.
    Sie hatte alte Kleidung von Jaspert umgenäht, denn Deryn war groß – größer als die meisten Jungen im Kadettenalter. Größe und Gestalt waren jedoch wenig aussagekräftig. Davon hatte sie ein Monat überzeugt, den sie auf den Straßen von London und mit Übungen vor dem Spiegel verbracht hatte. Jungen waren irgendwie anders … Sie taten immer so großspurig .
    Als sie sich angezogen hatte, betrachtete Deryn ihr Spiegelbild im dunklen Fenster. Ihr gewohntes Ich starrte sie an: ein fünfzehnjähriges Mädchen. In den neuen Kleidern wirkte sie nur seltsam mager, gar nicht wie ein Junge, sondern eher wie eine Vogelscheuche. »Und?«, fragte sie schließlich. »Würdest du mich für Dylan halten?«
    Jaspert musterte sie von oben bis unten, antwortete jedoch nicht.
    »Ich bin ganz schön groß für sechzehn, oder?«, führte sie an.
    Endlich nickte er. »Aye, ich schätze, du gehst durch. Was für ein Glück, dass du keine großen Dinger hast.«

    Deryn fiel die Kinnlade
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