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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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Räderwerk und Pneumatik unterschied sich gar nicht so sehr von dem eines Kleinläufers, war lediglich lauter. Alek erkannte sogar die ersten Muster in den zuckenden Nadeln auf der Instrumententafel – einige sprangen bei jedem Schritt in den roten Bereich und gingen zurück, sobald der Läufer sich aufrichtete. Das also war der Kniedruck.

    Doch die schiere Kraft der Maschine flößte ihm Respekt ein. Die Hitze der Motoren staute sich in der Kanzel, die Nachtluft blies kalt herein. Alek versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, in einer Schlacht einen Läufer zu steuern, wenn der Sehschlitz zum Schutz vor Kugeln und Schrapnellen halb geschlossen wäre.
    Schließlich öffneten sich die Kiefernäste vor ihnen, und Klopp sagte: »In die Richtung, dort haben wir besseren Grund unter den Füßen, junger Herr.«
    »Ist das nicht einer von Mutters Reitpfaden?«, fragte Alek. »Dafür zieht sie mir das Fell über die Ohren!« Wann immer eines der Pferde von Prinzessin Sophie in einem Läuferfußabdruck strauchelte, bekamen Meister Klopp, Alek und sogar Vater tagelang ihre Vorwürfe zu hören. Doch er drosselte den Motor, dankbar für eine kurze Pause, und brachte den Sturmläufer auf dem Weg zum Halt. Unter seiner Pilotenjacke hatte er seine Kleidung durchgeschwitzt.
    »Bedauerlich in jeder Hinsicht, Euer Hoheit«, sagte Volger. »Aber notwendig, wenn wir heute Nacht gut vorankommen wollen.«
    Alek wandte sich Otto Klopp zu und runzelte die Stirn. »Gut vorankommen? Das ist doch nur eine Übung. Wir wollen doch nirgendwohin, oder?«
    Klopp antwortete nicht und blickte zum Grafen. Alek nahm die Hände von den Schreitern und drehte den Pilotensitz herum.
    »Volger, was hat das zu bedeuten?«

    Der Wildgraf starrte ihn schweigend an und plötzlich fühlte sich Alek hier draußen in der Dunkelheit sehr allein.
    Durch seinen Kopf hallten die Warnungen seines Vaters: Manche Adligen glaubten, Aleks fragwürdige Abstammung bedrohe das Reich. Und eines Tages könnten Beleidigungen zu etwas Schlimmerem führen …
    Aber diese Männer konnten keine Verräter sein. Volger hatte ihm schon tausendmal bei den Fechtübungen die Klinge an den Hals gesetzt. Und sein Mechanikmeister? Unvorstellbar.
    »Wohin, Otto? Heraus damit, sofort!«
    »Sie müssen uns begleiten, Hoheit«, sagte Otto Klopp leise.
    »Wir müssen so weit wie möglich fort von Prag«, sagte Volger. »Auf Befehl Ihres Vaters.«
    »Aber mein Vater ist gar nicht …« Alek biss die Zähne zusammen und fluchte. Was für ein Dummkopf er doch war, sich mit einem Märchen über eine mitternächtliche Übung in den Wald locken zu lassen, wie ein Kind, dem man Süßes vor die Nase hält! Der ganze Haushalt schlief, seine Eltern waren in Sarajevo.
    Aleks Arme waren müde von dem Kampf, den Sturmläufer aufrecht zu halten, und so fest im Pilotensitz festgeschnallt, konnte er kaum das Messer ziehen. Er schloss die Augen – die Waffe hatte er in seinem Zimmer vergessen, unter dem Kissen.
    »Der Erzherzog hat Anweisungen hinterlassen«, sagte Graf Volger.

    »Sie lügen «, schrie Alek.
    »Ich wünschte, es verhielte sich so, junger Herr.« Volger griff in seine Reiterjacke.
    Panik breitete sich in Alek aus und übermannte seine Verzweiflung. Seine Hände flogen zu der unvertrauten Steuerung und suchten nach der Leine für die Notpfeife. So weit konnten sie sich nicht von zu Hause entfernt haben. Bestimmt würde irgendwer den Schrei des Sturmläufers hören.
    Otto reagierte blitzartig und packte Aleks Arm. Volger holte ein Fläschchen aus der Jacke, schraubte es auf und drückte es Alek unter die Nase. Ein süßer Geruch erfüllte die Kanzel und die Welt begann sich zu drehen. Alek versuchte, nicht zu atmen und sich gegen die stärkeren Männer zu wehren.
    Seine Finger fanden die Leine und zogen …
    Aber Meister Klopp griff hinüber zur Steuerung und ließ den Druck ab. Die Pfeife gab nur ein klägliches Jammern von sich, wie ein Teekessel, den man vom Feuer nimmt.
    Alek wehrte sich weiter und bekam bald das Gefühl, er habe minutenlang den Atem angehalten, doch schließlich rebellierten seine Lungen. In gierigen Zügen holte er Luft und der scharfe Geruch von Chemikalien stieg ihm in den Kopf …
    Eine Kaskade heller Punkte fiel auf die Instrumente und ein Gewicht schien von Aleks Schultern zu fallen. Er fühlte sich, als würde er aus dem Griff der beiden Männer
schweben, befreit von den Gurten und sogar von der Schwerkraft.
    »Dafür lässt Sie mein Vater hinrichten«, brachte er
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