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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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herunter und sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Und du bist ein nach Schiete stinkender Pennbruder!«
    Jaspert lachte und klopfte ihr kräftig auf die Schulter. »Das ist der richtige Geist. Ich schaffe es schon noch, dass du wie ein Marinebursche fluchst.«
     
    Die Omnibusse in London waren viel bunter als die zu Hause in Schottland und außerdem schneller. Der Wagen, mit dem sie jetzt zum Luftschifffeld bei den Wormwood Scrubs fuhren, wurde von einem Pferdeartigen gezogen, der eine Schulterbreite wie zwei Ochsen hatte. Das riesige, kräftige Tier brachte sie noch vor Tagesanbruch zu den Scrubs.
    Deryn hatte aus dem Fenster gestarrt und nach den Bewegungen in den Baumwipfeln und nach verwehten Abfällen Ausschau gehalten, um Hinweise darauf zu erhalten, wie das Wetter werden würde. Der Horizont war rot, und im Handbuch der Aeronautik stand: Morgenrot – Schlechtwetter droht. Aber Dad hatte immer gesagt, das sei ein Ammenmärchen. Wenn man einen Hund sah, der Gras fraß, wusste man, dass es bald aus Kübeln schütten würde.
    Nun ja, ein wenig Regen hätte ihr nicht so viel ausgemacht, denn die Prüfung heute würde in geschlossenen Räumen stattfinden. Es ging um Buchwissen, das der Air Service von seinen jungen Kadetten verlangte: Navigation und Aerodynamik. Doch in den Himmel zu starren,
war sicherer, als in den Blicken der übrigen Passagiere zu lesen.
    Seit sie mit Jaspert in den Bus gestiegen war, juckte es sie überall, und unablässig fragte sie sich, wie sie wohl auf Fremde wirken mochte. Durchschauten sie die Täuschung aus Jungenkleidung und kurzem Jungenhaarschnitt? Hielten sie Deryn tatsächlich für einen jungen Rekruten auf dem Weg zum Luftfahrtversuchsgelände? Oder sah sie aus wie ein Mädel, bei dem ein paar Schrauben locker waren und das Verkleiden mit den Sachen des älteren Bruders spielte?
    Der vorletzte Halt des Omnibusses war das berühmte Gefängnis in den Scrubs. Hier stiegen die meisten Leute aus, viele Frauen mit Henkelmann und Geschenken für ihre einsitzenden Männer. Beim Anblick der vergitterten Fenster drehte sich Deryn der Magen um. Wie viel Ärger würde Jaspert bekommen, falls der Schwindel aufflog? Würde er seinen Posten im Service verlieren? Musste er gar ins Gefängnis?
    Das war einfach ungerecht, dass sie als Mädchen geboren worden war! Sie wusste mehr über Aeronautik, als Dad Jaspert je hatte einbläuen können. Und außerdem hatte sie ein besseres Gefühl für Höhen als ihr Bruder.
    Das Schlimmste jedoch war: Wenn diese Eierköpfe sie nicht beim Service aufnahmen, würde sie heute Abend wieder in dieser schrecklichen Bruchbude sitzen und morgen nach Schottland zurückfahren.
    Ihre Mutter und die Tanten erwarteten sie dort, denn
deren Überzeugung nach würde dieser verrückte Plan niemals aufgehen, und sie standen schon bereit, Deryn wieder in Kleider und Korsetts zu stecken. Schluss mit dem Traum vom Fliegen, Schluss mit dem Lernen, Schluss mit dem Fluchen! Und sie hatte den letzten Rest ihres Erbteils für die Reise nach London ausgegeben.
    Sie starrte die drei Jungen an, die vor ihr im Bus saßen, miteinander rangelten und wie ein Käfig voller Vögel gackerten, als das Versuchsgelände näher kam. Der größte von ihnen reichte Deryn gerade bis an die Schulter. Die konnten nicht viel stärker sein und ganz sicherlich waren sie nicht so klug und mutig wie sie. Warum würde man die in den Dienst des Königs aufnehmen und sie nicht?
    Deryn Sharp biss die Zähne zusammen und war entschlossen, ihre Verkleidung von niemandem entlarven zu lassen.
    Es konnte doch nicht so schwer sein, ein blöder Junge zu sein.
     
    Die Reihe der Rekruten auf dem Startfeld war nicht sonderlich eindrucksvoll. Die meisten mochten kaum sechzehn sein und waren von ihren Familien geschickt worden, um hier viel Geld zu verdienen und rasch befördert zu werden. Einige der älteren Jungen hatten sich unter die anderen gemischt, vermutlich Kadetten, die von der Marine hergewechselt waren.
    Deryn betrachtete die aufgeregten Gesichter und war froh, dass sie einen Vater gehabt hatte, der sie zu Heißluftballonfahrten
mitgenommen hatte. Schon oft hatte sie den Boden aus der Höhe gesehen. Aber gegen die Nervosität nutzte das wenig. Sie hätte beinahe nach Jasperts Hand gegriffen – bis sie begriff, wie das ausgesehen hätte.
    »Also gut, Dylan «, sagte Jaspert leise, als sie sich dem Tisch näherten. »Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe.«
    Deryn schnaubte. Gestern Nacht hatte ihr
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