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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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hatte.
    »Also gut.« Der Fliegerhauptmann trat vor die Reihe. »Nachdem wir die Affen-Ludditen jetzt aussortiert haben, fragt sich, wer anfangen möchte?«
    Ohne zu zögern und ohne einen Gedanken daran, dass Jaspert ihr geraten hatte, keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und nachdem sich das letzte Grummeln in ihrem Bauch verflüchtigt hatte, trat Deryn Sharp einen Schritt vor.
    »Bitte, Sir. Ich würde gern fliegen.«

    In der Pilotenvorrichtung saß man behaglich, der Apparat schwankte sanft unter dem Körper der Meduse. Lederriemen wurden unter den Armen hindurch und um den Bauch gezogen und dann an dem geschwungenen Sitz festgeschnallt, sodass Deryn wie ein Reiter auf einem Damensattel hockte. Sie hatte befürchtet, der Steuermann könne ihr Geheimnis entdecken, während er sie anschnallte, doch Jaspert hatte in einer Sache recht behalten: Da gab es kein großes Geheimnis zu entdecken.
    »Einfach nur immer aufwärts, Junge«, sagte der Mann leise. »Genießen Sie den Ausblick und warten Sie ab, bis wir Sie wieder nach unten ziehen. Und vor allem tun Sie nichts, worüber sich das Tier aufregen könnte.«
    »Aye, Sir.« Sie schluckte.
    »Falls Sie in Panik geraten oder glauben, es stimme etwas nicht, werfen Sie dies ab.« Er drückte ihr eine dicke Rolle gelben Stoffs in die Hand und band ihr das eine Ende um das Handgelenk. »Und wir holen Sie sofort wieder nach unten.«
    Deryn umklammerte den Stoff. »Keine Sorge. Ich bekomme keine Panik.«
    »Das sagen sie alle.« Er lächelte und drückte ihr eine Leine in die Hand, die zu zwei Wassersäcken führte, welche mit einem Harnisch an dem Wesen befestigt waren. »Falls Sie doch aus irgendeinem Grund etwas völlig Dummes anstellen, geht der Huxley in den Sturzflug über. Falls der Boden Ihnen zu schnell entgegenkommt, reißen Sie einfach daran.«

    »Dann wird das Wasser herausgelassen und das Tier wird leichter«, sagte Deryn und nickte. Genauso wie bei den Sandsäcken an den Ballons von Dad.
    »Sehr klug, Junge«, sagte der Steuermann. »Aber Klugheit ist kein Ersatz für den wahren Flugsinn, und das ist beim Service der Ausdruck für Ruhig Blut bewahren. Kapiert?«
    »Ja, Sir«, antwortete Deryn. Sie konnte es plötzlich nicht mehr erwarten, abzuheben, und mit einem Mal lagen die langen fluglosen Jahre seit Dads Unfall wie eine schwere Last auf ihrer Brust.
    Der Steuermann trat zurück und blies eine kurze Tonfolge in seine Pfeife. Mit dem letzten Ton ließ die Bodenmannschaft gleichzeitig die Tentakel des Huxleys los.
    Das Flugtier stieg auf, und während es an Höhe gewann, schnitten die Riemen in Deryns Fleisch, als würde sie in einem riesigen Netz hängen. Einen Augenblick später verschwand das Gefühl, aufzusteigen, und nun war es, als würde die Erde unter ihr wegfallen …
    Unten starrten die Jungen in der Reihe mit unverhohlener Ehrfurcht zu ihr hinauf. Jaspert grinste wie ein Honigkuchenpferd und selbst die Eierköpfe zeigten einen Micker Begeisterung. Deryn fühlte sich hervorragend, wie sie so in die Luft aufstieg und die Aufmerksamkeit aller auf sich spürte, wie eine Akrobatin, die in großer Höhe auf ihrer Schaukel sitzt. Am liebsten hätte sie eine Rede gehalten:
    »Hallo, ihr Oberidioten, ich kann fliegen und ihr nicht!

Ich bin der geborene Flieger, falls es euch noch nicht aufgefallen ist. Zum Schluss möchte ich hinzufügen, dass ich ein Mädchen bin und ihr mich alle mal könnt!«

    »Aufwärts!«
    Die vier Flieger an der Winde ließen das Seil schnell ab, und bald verschwammen die Gesichter unten in der Ferne. Größere Gebilde kamen in Sicht: die ausgetretenen Bahnen eines ovalen alten Kricketfelds auf dem Startplatz, das Netz von Straßen und Eisenbahngleisen in der Umgebung der Scrubs, die Gebäudeflügel des Gefängnisses, die wie eine riesige Gabel nach Süden zeigten.
    Deryn blickte nach oben. Der Körper der Meduse leuchtete im Sonnenaufgang, die pulsierenden Adern und Arterien schillerten in allen Regenbogenfarben durch das transparente Fleisch. Die Tentakel schwangen im sanften Wind hin und her, fingen Pollen und Insekten und saugten sie in den Magensack oben.
    Wasserstoffatmer atmeten eigentlich keinen Wasserstoff, was sich von selbst versteht. Sie schieden Wasserstoff aus . Sie bliesen ihn in ihre Gassäcke. Die Bakterien in ihrem Magen zerlegten die Nahrung in die einzelnen Elemente – Sauerstoff, Kohlenstoff und, am wichtigsten, weil wesentlich leichter als Luft, Wasserstoff.
    Das hätte wohl Ekel bei ihr erregen sollen,
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