Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
Vom Netzwerk:
von der Decke hingen, schwangen mit den Schritten des Läufers hin und her. Eigenartigerweise konnte sich ein Teil von Aleks Denken nur auf Klopps Hände an der Steuerung konzentrieren, voller Bewunderung dafür, wie kunstvoll er die Maschine lenkte.
    »Die Serben würden es nicht wagen, meine Eltern zu ermorden«, wandte Alek leise ein.
    »Mir würden da durchaus noch andere Verdächtige einfallen«, sagte Volger trocken. »Mancher wünscht sich Krieg zwischen den Großmächten. Aber wir haben jetzt keine Zeit für Spekulationen, Aleksandar. Unsere vordringlichste Aufgabe ist es, Sie in Sicherheit zu bringen.«
    Alek starrte durch den Sehschlitz nach draußen. Volger hatte ihn einfach Aleksandar genannt, ohne Titel, so als wäre er ein Bürgerlicher. Doch irgendwie hatte die Beleidigung ihren Stachel verloren.
    »Die Attentäter haben am Morgen zweimal zugeschlagen«, sagte Volger. »Serbische Schuljungen, kaum älter als Sie, zuerst mit Bomben und dann mit Pistolen. Beide Male scheiterten sie. Schließlich wurde abends ein Fest zu Ehren Ihres Vaters gegeben und man brachte Trinksprüche auf seine Tapferkeit aus. Das Gift hat Ihre Eltern im Laufe der Nacht getötet.«
    Alek stellte sich vor, wie sie leblos nebeneinanderlagen, und die Leere in ihm wuchs weiter an. Aber die Geschichte ergab überhaupt keinen Sinn. Die Attentäter müssten es doch auf Alek abgesehen haben, auf den
Halbköniglichen, den Sohn der Hofdame. Nicht auf seinen Vater, den Reinblütigen.
    »Wenn sie wirklich tot sind, wieso macht sich jemand Sorgen meinetwegen? Ich bin jetzt ein Niemand .«
    »Da denkt vielleicht jemand anders.« Graf Volger ging neben dem Kommandostuhl in die Hocke. Er starrte wie Alek aus dem Fenster und flüsterte schließlich: »Kaiser Franz Joseph ist dreiundachtzig Jahre alt. Wenn er bald sterben sollte, würden sich manche in diesen unruhigen Zeiten vielleicht Ihnen zuwenden.«
    »Er hat meinen Vater mehr gehasst als alle anderen.« Alek schloss die Augen. Der in rotes Licht getauchte Wald draußen war zu trostlos, um ihn sich weiterhin anzuschauen. Wegen einer Unebenheit auf dem Boden schaukelte der Läufer, als würde die Welt in ihrem Lauf um die Sonne trudeln. »Ich will einfach nur nach Hause.«
    »Nicht, bis wir uns vergewissert haben, dass es sicher ist, junger Herr«, entgegnete Otto Klopp. »Das haben wir Ihrem Vater versprochen.«
    »Was spielen Versprechen für eine Rolle, wenn er -«
    »Still!«, rief Volger.
    Aleksandar sah ihn erschrocken an. Er öffnete den Mund und wollte protestieren, doch der Wildgraf umklammerte seine Schulter.
    »Motoren abstellen!«
    Meister Klopp brachte den Sturmläufer zum Halt und drosselte die Daimler-Motoren, bis sie nur noch leise tuckerten. Luft entwich zischend den Gelenken.

    Alek summte die plötzliche Stille in den Ohren und sein Körper zitterte noch von der Bewegung des Läufers. Die Blätter auf der anderen Seite des Sehschlitzes hingen schlaff da, es regte sich nicht das leiseste Lüftchen. Die Vögel waren verstummt, als hätte sich der Wald über das abrupte Innehalten des Läufers erschrocken.
    Volger schloss die Augen.
    Dann spürte Alek es. Ein sachtes Zittern lief durch den Metallrahmen des Sturmläufers – das Stampfen von etwas Größerem und Schwererem. Etwas, was die Erde beben ließ.
    Graf Volger erhob sich und öffnete die Luke in der Decke. Das Licht der Dämmerung fiel herein, während er sich nach oben zog und bis zum Bauch hinausschob.
    Erneut bebte die Erde. Durch den Sehschlitz sah Alek, wie das Schaudern durch den ganzen Wald ging und die Blätter zittern ließ. Es rief ein ungutes Gefühl in seiner Magengrube hervor, wie ein wütender Blick von seinem Vater.
    »Hoheit«, rief Volger, »wenn Sie kurz zu mir kommen könnten?«
    Alek stand auf, balancierte auf dem Kommandantenstuhl und hievte sich durch die Luke nach oben.
    Draußen musste er die Augen wegen der aufgehenden Sonne zusammenkneifen; der Himmel hatte ein tiefes Orange angenommen. Der Sturmläufer war ein bisschen höher als die jungen Hainbuchen, und nach dem langen Starren durch den Sehschlitz wirkte der Horizont unermesslich weit.

    Volger zeigte nach hinten, dorthin, von wo sie gekommen waren. »Da sehen Sie Ihre Feinde, Prinz Aleksandar.«
    Alek blinzelte in die Sonne. Die andere Maschine war Kilometer entfernt und ragte doppelt so hoch auf wie die Bäume. Die sechs riesigen Beine bewegten sich ohne Hast, doch auf dem Gefechtsdeck huschten Männer wie Ameisen umher, hoben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher