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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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gehörten. Wölfe waren eben nur eine Art Hunde und sie konnten genauso leicht abgerichtet werden. Flugtiere waren da eine ganz andere Kategorie.
    Da niemand vortrat und seine Angst eingestehen wollte, sagte der Fliegerhauptmann: »Exzellent. Dann möchten Sie sich die Tiere gewiss näher anschauen.«
    Die Peitsche knallte erneut und die Kutsche holperte ein Stück über das unebene Feld. Der eine Tiger lief auf Armeslänge an den Freiwilligen vorbei. Für drei Jungen am Ende der Reihe war das fauchende Tier zu viel. Sie ergriffen die Flucht und rannten schreiend zum Tor.
    Deryn starrte geradeaus in die Luft, als die Tiger vorbeiliefen, doch der Geruch – nach nassem Hund und rohem Fleisch – jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
    »Nicht schlecht, nicht schlecht«, sagte der Fliegerhauptmann. »Ich bin doch froh, dass nur wenige unserer

jungen Männer dem allgemeinen Aberglauben anhängen.«

    »Prüfung der Rekruten.«
    Deryn schnaubte. Einige Menschen – man nannte sie Affen-Ludditen – hatten aus Prinzip Angst vor den Darwinisten-Tieren. Sie glaubten, bei der Kreuzung verschiedener Arten handele es sich um Gotteslästerung und nicht um Wissenschaft, und das, obwohl die beeindruckenden Neuschöpfungen der letzten fünfzig Jahre eine der wichtigsten Stützen des britischen Empires gewesen waren.
    Einen Moment lang fragte Deryn sich, ob die Tiger die Geheimprüfung waren, vor der Jaspert sie gewarnt hatte, und musste grinsen. Wenn ja, waren das Kinkerlitzchen.
    »Aber ihre Nerven werden vielleicht nicht den ganzen Tag wie Drahtseile halten, Gentlemen«, sagte der Fliegerhauptmann. »Bevor wir fortfahren, möchte ich doch mal sehen, ob Sie Begabung für die Höhe haben. Steuermann?«
    »Ganze Abteilung, kehrt!«, rief ein Flieger. Mit leisem Schlurfen drehte sich die Reihe der Jungen in Richtung Hangarzelt herum. Deryn sah, dass Jaspert dort noch bei den Eierköpfen war. Alle hatten ein schietgemeines Grinsen aufgesetzt.
    Die Zeltklappen des Hangars teilten sich und Deryn bekam den Mund nicht mehr zu …
    Im Inneren befand sich ein Flugtier: ein Huxley-Aufsteiger, den ein Dutzend Männer an den Tentakeln festhielten. Das Tier zuckte und zitterte, während sie es langsam
herauszogen, und in dem durchscheinenden Gassack schimmerte rot das Licht der aufgehenden Sonne.
    »Eine Meduse«, entfuhr es dem Jungen neben ihr.
    Deryn nickte. Das war der erste Wasserstoffatmer, der je erschaffen worden war, und die Meduse hatte kaum noch etwas mit den riesigen lebenden Luftschiffen zu tun, die heute mit Gondeln, Motoren und Peildecks durch den Himmel flogen.
    Der Huxley war aus den Lebensketten der Medusen entwickelt worden – aus Quallen und anderen giftigen Meerestieren -, und er war so praktisch wie gefährlich. Ein heftiger Windstoß konnte einen Huxley erschrecken, woraufhin er auf den Boden zuschießen würde wie ein Vogel, der nach Würmern jagt. Die fischartigen Eingeweide des Wesens konnten nahezu jeden Absturz überleben, nur leider hatten die menschlichen Passagiere selten so viel Glück.
    Dann sah Deryn eine Pilotenausrüstung von dem Flugtier hängen und sie riss die Augen noch weiter auf.
    Fand jetzt die Prüfung des »Flugsinns« statt, die Jaspert angekündigt hatte? Und er hatte sie in dem Glauben gelassen, er würde bloß scherzen! Dieser Pennbruder!
    »Meine lieben glücklichen Jungs, Sie dürfen heute Morgen einen kleinen Ausflug machen«, sagte der Fliegerhauptmann von hinten. »Nicht lang … eintausend Fuß in die Höhe und im Anschluss gleich wieder nach unten. Nachdem Sie zehn Minuten in der Luft geschwebt
haben. Glauben Sie mir, Sie werden London auf eine Weise sehen wie nie zuvor.«
    Deryn spürte, wie sie zu grinsen begann. Endlich würde sie die Welt wieder aus der Höhe sehen können, genauso wie in einem von Dads Ballons.
    »Von allen, die es bevorzugen, den Ausflug auszulassen«, fuhr der Fliegerhauptmann fort, »möchten wir uns jetzt aufs Freundlichste verabschieden.«
    »Will irgendeiner von Ihnen kneifen, Sie Landeier?«, schrie der Steuermann vom Ende der Reihe. »Dann raus mit Ihnen, und zwar sofort! Ansonsten beginnt jetzt Ihre Himmelfahrt!«
    Nach kurzem Zögern entfernte sich ein weiteres Dutzend Jungen. Diesmal rannten sie nicht schreiend davon, sondern schlichen bedrückt zum Tor, und manche warfen ängstliche Blicke zurück zu dem pulsierenden, mittlerweile schwebenden Ungeheuer. Deryn stellte voller Stolz fest, dass fast die Hälfte der Bewerber bereits aufgegeben
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