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Level 6 - Unsterbliche Liebe

Level 6 - Unsterbliche Liebe

Titel: Level 6 - Unsterbliche Liebe
Autoren: Michelle Rowen
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achtundfünfzig … siebenundfünfzig … “
    Rogan fing an, an seiner Kette zu zerren. „Kira, wirf mir den Schlüssel zu. Sofort! Los!“
    „Wieso? Was ist denn?“
    „Das ist der Countdown!“
    Gut, dass hatte ich auch schon herausgefunden. Wenn ich nicht gerade damit beschäftigt gewesen wäre, eine Höllenangst zu haben, hätte ich mir die Zeit genommen, die Augen zu verdrehen.
    „Und was bedeutet das?“
    Er reckte den Hals und schaute sich hektisch um. Die Lichter blitzten und zuckten noch immer grell, und wir wurden wie von einem Stroboskop in einem Club mal in Dunkelheit und mal in Licht getaucht. „Wir haben zu viel Zeit vergeudet.“
    „ Zweiundfünfzig … einundfünfzig … fünfzig … “
    „Was geschieht, wenn der Countdown bei null angelangt ist?“
    Durch den Raum hindurch starrte er mich an. Panik stand in seinem Blick. „Sobald bis zur Null heruntergezählt worden ist, werden wir sterben. Verstehst du? Wenn du mir jetzt nicht sofort den Schlüssel rüberschmeißt, sind wir in weniger als fünfzig Sekunden beide tot!“
    Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. „Was meinst du damit? Sterben? Woher willst du das wissen?“
    „Wir haben keine Zeit mehr für Erklärungen. Mir ist klar, dass du mir nicht traust, dennoch … Bitte, mach einfach das, was ich dir sage, damit wir weiterleben können.“
    Ich riss die Augen weit auf. Nein. Das konnte ich nicht. Ich konnte ihm nicht vertrauen. Wenn ich ihm den Schlüssel gab, würde er sich selbst befreien und mich hier zurücklassen. Er war ein Mörder. Er hatte es zugegeben. Er hatte mir erzählt, dass er mir keinen Grund nennen konnte, warum ich ihm trauen sollte. Und ich tat es auch nicht. Ich vertraute niemandem außer mir selbst.
    „Komm schon!“, brüllte er.
    „ Fünfunddreißig … vierunddreißig … dreiunddreißig … “
    Ich schaute mich in dem silberfarbenen Zimmer um, ohne wirklich etwas zu erkennen. Wer wollte uns töten? Das ergab überhaupt keinen Sinn. Nichts von alledem hier ergab einen Sinn.
    Rogan fluchte so laut, dass mir über den Alarm und den Countdown hinweg die Ohren schmerzen.
    „Gut!“, schrie er. „Nimm ihn! Du zuerst.“
    Er warf mir seinen Schlüssel zu, und er landete neben meinen Füßen. Ohne noch weiter darüber nachzudenken, schnappte ich ihn mir und steckte ihn in mein Schloss. Die Handschelle ging auf, und ich stand unsicher auf.
    In dem Moment, als ich frei war, öffnete sich links neben mir eine Tür, die in die Dunkelheit führte. Misstrauisch betrachtete ich sie, ehe ich einen Schritt darauf zu machte.
    „Warte …“ Rogan streckte mir die Hand entgegen. „Was ist mit unserer Vereinbarung?“
    Ich zögerte. Er war ein Mörder, der in ein Hochsicherheitsgefängnis gesteckt werden sollte, sobald er achtzehn wurde. Ich sollte ihn hierlassen – wo auch immer hier war.
    „ Neunzehn … achtzehn … siebzehn … “
    „Vergiss es. Lass mich hier. Mir egal.“ Er sank gegen die Metallwand und wandte den Blick ab. Mit jedem angestrengten Atemzug hob und senkte sich seine Brust. Er wirkte nicht so, als würde er darum betteln, dass ich ihm half.
    Hatte er einfach so aufgegeben?
    Er dachte, dass er sterben würde – wirklich und wahrhaftig sterben –, sobald der Countdown bei null ankam. Ich hatte es in seinen Augen gelesen. Das konnte niemand vortäuschen. Ob es nun die Wahrheit war oder nicht, spielte keine Rolle. Er glaubte es.
    Leise fluchte ich und rannte zurück, um meinen Schlüssel vom Boden aufzuheben. Dann kniete ich mich neben Rogan und schob den Schlüssel in das Schloss an seiner Handschelle. Es sprang auf. Schnell richtete ich mich wieder auf und wandte mich zum Gehen. Aus einem Impuls heraus warf ich noch einen Blick über die Schulter zu Rogan. Er versuchte gerade, auf die Beine zu kommen. Es war die Wunde an seiner Schulter – sie machte ihm zu schaffen, behinderte ihn. Er konnte kaum laufen.
    „ Zehn … neun … acht … “
    Kurz entschlossen wirbelte ich herum, packte ihn an der Taille und zog ihn praktisch hinter mir her durch den Raum. Schwer stützte er sich auf mich.
    „ Vier … drei … zwei … eins … “
    In letzter Sekunde waren wir durch die Tür geschlüpft, und sie schlug mit einem ohrenbetäubenden, metallisch knirschenden Krachen, das den Boden vibrieren ließ, hinter uns zu.
    Rogan stöhnte und sackte auf die Knie. Ich runzelte die Stirn und berührte ihn an der Schulter. Er war total angespannt.
    „Du bist ernsthaft verletzt.“
    Er blinzelte mich an.
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