Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Level 6 - Unsterbliche Liebe

Level 6 - Unsterbliche Liebe

Titel: Level 6 - Unsterbliche Liebe
Autoren: Michelle Rowen
Vom Netzwerk:
ist noch jemand anders im Raum.
    Diese Erkenntnis beruhigte mich nicht gerade. Im Gegenteil. Der Gedanke, dass noch eine andere Person mit mir zusammen in der Dunkelheit war, ängstigte mich so sehr, dass ich beinahe angefangen hätte, zu weinen.
    Doch ich war jetzt tough. Zumindest sagte ich mir das jeden Morgen, wenn ich aufstand, damit ich einen weiteren Tag durchhielt. Das hier sollte nicht viel anders sein.
    „H… H… Hallo?“ Stottern hilft mir jetzt auch nicht weiter, dachte ich. „Wer ist da?“
    Das Atmen stockte. In ungefähr fünf Metern Entfernung schien sich jemand auf dem Boden zu bewegen.
    Dann vernahm ich eine Stimme. „W… Was zum Teufel …“
    Es war eine männliche Stimme. Die Worte klangen rau und heiser, als wäre der Typ nach einem tiefen Schlaf gerade erst aufgewacht.
    „Wer ist da?“, wiederholte ich.
    Warum hörte ich mich so schwach und leise an? Ich hasste das.
    Er räusperte sich und stöhnte. „Scheiße.“
    Tja, er schien über einen wirklich ausgewählten Wortschatz zu verfügen.
    Ich probierte, etwas zu erkennen, aber um mich herum war nur Schwarz. „Verrat mir, wer du bist.“
    Es entstand eine Pause, und dann erklang wieder ein Stöhnen. Genau genommen hörte es sich an, als hätte er Schmerzen, sobald er sich bewegte.
    Ich runzelte die Stirn. „Hey, ist alles in Ordnung?“
    Er schnaubte. „Fantastisch. Es geht mir blendend, danke der Nachfrage. Und dir so?“
    Sarkasmus. Ja, das kannte ich.
    „Es ging mir tatsächlich schon mal besser.“
    Ketten rasselten. Nicht meine, also hieß das, dass der Typ ebenfalls gefesselt war. Aber wieso?
    „Ich heiße Rogan“, meinte er nach einer Weile. „Freut mich sehr, deine Bekanntschaft zu machen.“
    „Wo sind wir?“
    „Ich sage dir meinen Namen und du erwiderst diese Höflichkeit nicht? Hat dir deine Mutter keine Manieren beigebracht?“
    „Meine Mom ist tot.“
    Er schwieg. Für den Moment jedenfalls. „Tut mir leid.“
    „Es ist schon lange her.“
    „Dadurch wird es auch nicht leichter.“
    Wie wahr. Zwei Jahre. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an – und zugleich so, als wäre es erst gestern passiert. „Mein Name ist Kira.“
    „Also, Kira, ich habe auch keine Ahnung, wo wir genau sind.“
    Ich drückte meinen Rücken gegen die harte Wand.
    Wir konnten überall sein, und es gab keinen verdammten Hinweis darauf, wo das sein mochte. Bis auf die Hauptstraßen war die Stadt so menschenleer und öde, dass wir in jedem x-beliebigen von unzähligen verlassenen Lagerhäusern oder in irgendeiner stillgelegten Fabrik sein konnten. Niemand würde uns jemals finden.
    Ich hatte von Teenagern gehört, die von den Straßen verschwunden und nie wieder gesehen worden waren. Und ich war mir sicher, dass diese Geschichten kein Happy End hatten.
    „Was ist das Letzte, an was du dich erinnerst?“, ließ ich nicht locker. „Wer hat dich hierhergebracht? Bist du auch mit einer Kette am Handgelenk gefesselt?“
    „Ich habe keinen Schimmer, wer mich hierhergebracht hat. Und, ja, ich bin auf jeden Fall an die Kette gelegt.“
    „Wer würde so etwas tun?“ Mir stockte die Stimme.
    „Probier, dich zu entspannen.“
    „Ich bin entspannt.“
    „Klingt für mich irgendwie nicht danach.“
    Ich schlug mit meinem Hinterkopf leicht gegen die Wand hinter mir und zog die Knie an meine Brust. „Für mich klingst du entspannt genug für uns beide.“
    „Was soll ich sagen? Bisher ist das hier um einiges besser als der Ort, an den ich in ein paar Tagen hätte verfrachtet werden sollen.“
    „Ach. Und was ist das für ein Ort?“
    Es dauert einen Augenblick, bevor er antwortete. „Willst du das wirklich wissen?“
    Eigentlich nicht. Es war mir egal. „Sicher.“
    Wieder entstand eine lange Pause. „ Saradone. “
    Mir gefror das Blut in den Adern. Saradone war ein Hochsicherheitsgefängnis vor den Toren der Stadt. Nur die schlimmsten Kriminellen wurden dort inhaftiert – einige, um dort den Rest ihres Lebens zu verbringen, die meisten, um dort zu sterben. Schreckliche Menschen, die schreckliche Dinge gemacht hatten. Zum Glück steckten sie dort keine Mädchen rein, die Schuhe gestohlen hatten … Zumindest bis jetzt noch nicht.
    Er musste über mein Schweigen lachen. „Schätze, du hast schon davon gehört.“
    Ich war in demselben Raum wie jemand, der nach Saradone transportiert werden sollte – das hieß, dass er gefährlich war. Ein Schwerverbrecher. Wieder erfasste mich Panik, schnürte mir die Kehle zu, raubte mir den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher