Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Level 6 - Unsterbliche Liebe

Level 6 - Unsterbliche Liebe

Titel: Level 6 - Unsterbliche Liebe
Autoren: Michelle Rowen
Vom Netzwerk:
Atem.
    Wir waren beide mit Ketten an die Wand gefesselt. Was war das hier? Was lief hier ab?
    Kalter Schweiß rann mir den Rücken hinab.
    „Warum solltest du dort hingebracht werden?“ Ich versuchte, die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen – als würde ich über das Wetter reden oder so.
    „Meine Zeit in St. Augustine’s endet in wenigen Tagen, da ich achtzehn werde.“
    St. Augustine’s. Der Name war mir ebenfalls bekannt. Es war eine Jugendstrafanstalt im Westen der Stadt. Falls ich jemals verhaftet werden sollte, würde ich vermutlich dort enden.
    Mir war zu Ohren gekommen, dass es die Hölle sein sollte.
    Ich zögerte, zu fragen, allerdings konnte ich nicht anders. „Warum warst du in St. Augustine’s? “
    „Mord“, antwortete er schlicht.
    „Oh.“ Mein Magen war in Aufruhr, während ich unauffällig wieder an meiner Kette zerrte. Sie war zu stark. Hier kam ich erst einmal nicht raus. „War es Notwehr?“
    „Nein.“ In seiner Stimme schwang nun eine deutliche Schärfe mit. „Aber was kümmert es dich?“
    „Es ist mir egal.“
    Natürlich war es mir nicht egal. Es kümmerte mich, da ich hier mit jemandem eingesperrt war, der gestand, ein Mörder zu sein – eingesperrt in der Dunkelheit, wie in jener Nacht, in der meine Familie ermordet worden war.
    Vielleicht war das alles bloß ein ziemlich schlechter Traum. Vielleicht war ich im Einkaufszentrum gestürzt, mit dem Kopf aufgeschlagen und vor dem halb leeren Burgerladen in Ohnmacht gefallen. Vielleicht würde mich gleich ein umwerfender reicher Junge finden. Dann würde er sich Hals über Kopf in mich verlieben und mich küssen, wie es der Märchenprinz bei Schneewittchen getan hatte. Er würde mich aus meinem tiefen Schlaf erwecken, und wir würden in den Sonnenuntergang reiten, fort von der Vergangenheit und hinein in eine strahlende, aufregende Zukunft – nur wir beide.
    Ich blinzelte in die Finsternis.
    Nein, ich war wach. Ich war ganz sicher wach.
    So ein Mist.
    „Du bist plötzlich so still“, stellte Rogan fest. „Willst du dich nicht mehr mit mir unterhalten?“
    „Nein, eigentlich nicht.“
    „Warum nicht? Weil du jetzt Angst vor mir hast?“
    Das traf es ziemlich genau. Doch das würde ich ihm selbstverständlich nicht verraten, wenn es sich vermeiden ließ.
    „Nein. Vor allem, da ich mir jetzt sicher bin, dass du nichts weißt, das mir weiterhelfen könnte.“
    „Das bedeutet nicht, dass du unhöflich sein musst.“
    „Unhöflich?“ Ich spürte, wie Wut in mir hochkochte, riss mich allerdings zusammen und bemühte mich, ruhig zu bleiben. Mein Hintern tat vom langen Hocken auf dem harten Metallfußboden weh, also schlug ich die Beine übereinander und wechselte in den Schneidersitz. „Ja, ich bin verdammt unhöflich. Tut mir leid. Ich schätze, du bist in St. Augustine’s so nett behandelt worden, dass mein Verhalten ein echter Schock für dich sein muss. Übrigens bin ich davon überzeugt, dass du diese Unhöflichkeit verdient hast. Oder noch Schlimmeres.“
    Er schwieg so lange, dass ich mich noch unbehaglicher fühlte als am Anfang.
    „Und bist du so ein Unschuldslamm? Immerhin bist du hier mit mir zusammen eingesperrt.“ Seine Worte klangen abgehackt, kühl – so, als hätte ich einen wunden Punkt bei ihm berührt. „Wie, sagtest du, ist dein Name? Kerry?“
    „ Kira “, korrigierte ich ihn. Was für ein Arsch dieser Kerl doch war. „Ich bin weiß Gott kein Unschuldslamm, aber ich würde nicht in Saradone enden.“
    „Sei dir da mal nicht so sicher.“
    Vermutlich konnte ich dem Idioten dankbar sein, weil er mich von meiner Angst vor der Dunkelheit ablenkte. Er machte mich so wütend, dass ich für einen Momentmeine Furcht vergessen hatte.
    Ich knabberte an meiner Unterlippe. „Ich habe jedenfalls niemanden getötet.“
    „Noch nicht.“
    „Niemals.“
    „Ja, das werden wir noch sehen.“
    „Was soll das bedeuten?“
    „Die haben dich in ihrer Gewalt. Sie werden dich dazu bringen, alles zu machen, was sie wollen. Bild dir nichts ein – du wirst es tun.“
    „Die? Wer sind die? “
    Rogan verstummte.
    Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren. „Du kannst nicht einfach so etwas sagen und dann nicht mehr weiterreden. Wer sind die? “
    „Diejenigen, die dich hierherverschleppt haben. Die mich hierherverschleppt haben.“
    „Ich dachte, du wüsstest nicht, wer dich hierhergebracht hat.“
    „Ich habe so eine Ahnung.“
    „Willst du sie mir eventuell mitteilen?“
    „Lieber nicht. Du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher