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Level 6 - Unsterbliche Liebe

Level 6 - Unsterbliche Liebe

Titel: Level 6 - Unsterbliche Liebe
Autoren: Michelle Rowen
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1. KAPITEL
    Man nennt es Nyktophobie. Ich habe das Wort schon mal nachgeschlagen. So lautet die offizielle Bezeichnung für die anormale und permanente Angst vor der Dunkelheit. Ich litt darunter, seit meine Eltern und meine Schwester bei einem Einbruch in unserem Haus ermordet worden waren. Ich hatte mich unter meinem Bett versteckt, während es passierte.
    Im Dunkeln hatte ich nichts sehen können; alles, was ich gehört hatte, war die Schreie.
    Und dann die Stille.
    Also, ja. Ich hatte seitdem fürchterliche Angst in der Dunkelheit. Warum wohl?
    Unglücklicherweise fand ich mich in totaler Finsternis wieder, sowie ich meine Augen öffnete. Offen gesagt, konnte ich mich nicht einmal daran erinnern, sie geschlossen zu haben. Ich wusste nur noch, dass ich im Einkaufszentrum gewesen war. Gerade hatte ich mir ein Paar neue Schuhe „besorgt“ – meine alten waren ganz ausgelatscht, weil ich die ganze Zeit tagaus, tagein in der Stadt herumlief. Die neuen Sneakers waren echt schön. Rot. Mit dicken Schnürsenkeln, die – falls nötig – auch als Waffe dienen könnten.
    Das Leben auf der Straße war manchmal hart. Vor allem nachts. Und ganz besonders im Dunkeln.
    Wie im Moment.
    Allerdings war das hier nicht die Straße. So viel war mir klar. Ich war im Inneren eines Gebäudes.
    Irgendwo.
    Panik begann, sich in meinem Körper auszubreiten. Mir war bewusst, dass es mir nicht weiterhelfen würde, die Nerven zu verlieren. Doch manchmal ist es einfach nicht zu verhindern und es ist unmöglich, vernünftig zu bleiben, wenn man dabei ist, die Nerven zu verlieren.
    Ich spürte einen Druck an meinem rechten Handgelenk und griff in der Finsternis mit der anderen Hand hinüber, um zu ertasten, was los war. Es war eine Handschelle. An einer Kette. Die an der glatten, kalten Metallwand hinter mir befestigt war.
    Was zur Hölle ist hier los?
    War ich beim Klauen im Geschäft erwischt worden? War das hier ein Gefängnis? Ich zermarterte mir das Gehirn und versuchte, mich daran zu erinnern, ob ich verhaftet worden war. Aber ich wusste es nicht mehr. Nein, ich hatte mir die Schuhe geschnappt, sie unter meine Jacke gesteckt und war aus dem Laden spaziert. Anschließend war ich in das halb verlassene Einkaufszentrum gegangen, hatte die neuen Sneakers angezogen und meine alten in einen Mülleimer geworfen. Und dann … Was war dann passiert?
    Ich erinnerte mich noch, dass ich etwas zu essen hatte organisieren wollen. Ich hatte noch zwei Dollar besessen, also hatte ich mir überlegt, in einem der wenigen Restaurants, die noch auf hatten, eine kleine Portion Pommes zu kaufen. Das hätte gereicht, damit ich meinen Hunger hätte stillen und meinen Magen für wenigstens einen Tag hätte ruhigstellen können, ehe er wieder angefangen hätte, sich lautstark zu beschweren.
    Hatte ich es überhaupt bis zum Food-Court geschafft?
    Offenbar nicht. Ich hatte noch immer Hunger. Schrecklichen Hunger. Mein Körper fühlte sich an, als würde er sich selbst verdauen – vielleicht war das aber auch ein bisschen übertrieben. Immerhin hatte ich gestern eine vollständige Mahlzeit gekriegt. Ich hatte sogar von der Speisekarte bestellt und dann probiert, mich aus dem Staub zu machen, ehe die Rechnung kam. Der Besitzer des Diners hatte mich allerdingserwischt und zurechtgewiesen. Ich hatte geglaubt, dass es das gewesen wäre und dass er die Cops rufen würde.
    Stattdessen hatte er jedoch Mitleid mit mir gehabt und mich zum Abwaschen verdonnert. Es war eine demütigende Erfahrung gewesen. Aber seit meine Familie getötet worden war, hatte ich einige dieser Lektionen lernen müssen.
    Am Ende war ich ihm dankbar für seine Freundlichkeit. Geschirr zu spülen war um einiges besser, als verhaftet zu werden.
    Gut. Atme, Kira, sagte ich zu mir selbst. Und das tat ich. Durch die Nase atmete ich tief ein und stieß die Luft dann durch den Mund wieder aus. Ich konnte meinen Herzschlag laut in meinen Ohren pochen hören.
    Warum hatte ich keine Erinnerung daran, was geschehen war, nachdem ich die Schuhe gestohlen hatte? Verdammt. Und wo war ich?
    Ich musste mich ernsthaft beruhigen. Es brachte überhaupt nichts, hier durchzudrehen.
    Ich holte tief Luft und zwang mich, in die Stille hineinzuhorchen. Irgendein Geräusch wahrzunehmen. Es musste noch etwas außer dieser totalen Stille geben, die mir nicht weiterhalf.
    Und dann hörte ich … etwas. Ich drängte meine Furcht, so gut es ging, beiseite und lauschte angestrengt.
    Atmen. Ich nahm ein leises Atmen wahr.
    Hier
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