Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Level 6 - Unsterbliche Liebe

Level 6 - Unsterbliche Liebe

Titel: Level 6 - Unsterbliche Liebe
Autoren: Michelle Rowen
Vom Netzwerk:
Siedlung war es noch immer sehr belebt. Die Siedlung war eine zehn mal zehn Häuserblocks große Gegend, in der ein Großteil der Überlebenden sich wie in einer Art Mini-Stadt zusammengeschart hatte. Aber der Rest der Straßen und die restliche Umgebung waren beinahe menschenleer. Genau wie offenbar dieses Viertel.
    Es war jedoch eine andere Stadt erbaut worden – eine mit Geld, Arbeit, Möglichkeiten … und geschlossenen Grenzen. Diese Metropole wurde die Kolonie genannt. Es war ein leuchtendes, wunderschönes, ökologisch kontrolliertes kuppelförmiges Paradies, zu dem jeder Zutritt haben wollte.
    In der Kolonie gab es die Chance, ein gesundes und glückliches Leben zu führen. Ein Leben mit Zukunft. Ein Leben mit der Option auf Zufriedenheit.
    Es existiert ein geheimes Shuttle, das einen auf die erste Etappe der Reise bringt. Allerdings um an Bord dieses Shuttles zu gelangen, muss man zuerst einmal die richtigen Leute kennen. Außerdem ist es nötig, Geld und die richtigen Zugangsdaten zu besitzen, wozu auch ein spezieller Identifizierungschip gehört, der von einem besonderen Scanner gelesen wird. Und zu guter Letzt braucht man jede Menge Glück. Auch wenn sechzig Prozent der Menschheit mit einem Schlag ausgelöscht worden waren, waren da immer noch mindestens zweieinhalb Milliarden Menschen, die ein Ticket in ein besseres Leben ergattern wollten. Das würde einen verdammt großen Shuttle bedeuten. Und eine echt große Stadt.
    Die Kolonie war der einzige Ort dieser Art – zumindest auf diesem Kontinent.
    Und es war mein größter Traum, diesen Platz zu erreichen. Irgendwie. Irgendwann.
    „Kira! Halt an!“ Es klang, als würde Rogan mich einholen, doch ich warf keinen Blick über meine Schulter. Ich konnte auf weitere Probleme in meinem Leben gut verzichten, und dieser Junge war ein einziges riesiges Problem.
    „Kira!“, brüllte Rogan noch einmal. Ich schaute nach hinten. Er rannte hinter mir her. Also eigentlich war es mehr ein schnelles Schlurfen. Er war verletzt, starb wahrscheinlich, und trotzdem versuchte er noch immer, zu mir aufzuschließen.
    Ich ignorierte die Welle des Mitgefühls, die mich bei dem Gedanken durchströmte.
    Warum lief er mir hinterher?
    Es war der Schmerz, der mir die Antwort gab. Der stechende Schmerz, der meinen Kopf durchzuckte und mich wie angewurzelt stehen bleiben ließ. Das Piepen war mittlerweile so laut, dass ich keinen klaren Gedanken fassen und mich nicht mehr konzentrieren konnte. Ich fiel auf die Knie und presste die Hände mit aller Kraft an meine Ohren, damit ich das irrsinnig laute Geräusch nicht mehr hören müsste – wie das Pfeifen eines endlosen Zuges, der über die Gleise rollte –, aber es half nicht.
    Das Piepen schien in meinem Kopf zu sein. Nichts, was ich machte, konnte es dämpfen. Und die Töne kamen in immer kürzer werdenden Abständen. Schneller und schneller. Ich blickte nach links. Rogan lief ebenfalls nicht mehr, sondern hielt sich den Kopf.
    Und dann erinnerte ich mich daran, was die Stimme uns gesagt hatte.
    Eure Implantate sind aktiviert und auf die Frequenz des jeweils anderen eingestellt worden.
    Und was noch? Ich zermarterte mir das Gehirn und strengte mich an, nachzudenken.
    Falls ihr euch mehr als dreißig Meter voneinander entfernt, führt das zur sofortigen Disqualifikation.
    Ich kroch über den Gehweg zu Rogan. Das Piepen wurde leiser, je näher ich ihm kam. Auch der Schmerz ließ nach. Rogan lag auf der Seite. Nur seine Brust, die sich hob und senkte, zeigte, dass er noch immer lebte und atmete.
    „Rogan …“ Ich packte ihn an der Schulter.
    Blinzelnd öffnete er die Augen und schaute mich an. „Das hat wehgetan.“
    „Als ob ich das nicht wüsste.“
    Er runzelte die Stirn. „Du bist echt schnell für ein Mädchen.“
    „Schneller als du.“
    „Ich habe eine Entschuldigung. Ich bin tödlich verwundet.“
    „Das versprichst du schon die ganze Zeit.“ Ich stieß ein gedehntes Seufzen aus. Allerdings war es kein erleichtertes, sondern ein frustriertes Seufzen. „Diese Disqualifikation und das Ausscheiden, von denen die Stimme redet – damit ist der Tod gemeint, oder?“
    Sein Adamsapfel zuckte, sowie er schluckte. Er stützte sich auf den Ellbogen. „Kluges Mädchen.“
    „Wenn ich so klug wäre, dann wäre ich wohl kaum hier, oder?“
    „Stimmt auch wieder.“
    Nachdem wir nun draußen im Tageslicht waren, musterte ich ihn genauer. Es war nicht besonders hell. Der Himmel war bedeckt. Heutzutage schien es immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher