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Eifelteufel - Kriminalroman

Eifelteufel - Kriminalroman

Titel: Eifelteufel - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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Bombenstimmung am Urftstausee
    Hermann Zingsheim presste das Fernglas an die Augen und blickte über den Urftsee.
    Seit Stunden harrte er auf der Aussichtsplattform am südlichen Ende der Staumauer aus, ohne eine Menschenseele gesehen zu haben. Noch glitzerte die Wasseroberfläche im Sternenlicht. Doch im Osten malte die aufgehende Sonne bereits einen schwachen Pastellton an den wolkenlosen Horizont. Einige Singvögel begrüßten zwitschernd den nahenden Tag.
    Das alles nahm Zingsheim nur unterbewusst wahr. Seine Gedanken kreisten um die Katastrophe, die er zu verhindern suchte.
    Unglaublich, dachte er nicht zum ersten Mal. Seit Tagen kursierte das schockierende Gerücht durchs Internet, und niemand kümmerte sich darum: ein Anschlag auf die Staumauer.
    Schon von Kindesbeinen an verfügte Zingsheim über eine blühende Phantasie. Nicht selten hatte ihn sein Vater gescholten, weil er wieder einmal einen Fuchs gesehen haben wollte, der angeblich den Hühnerstall ausraubte. Legendär waren auch die Horrorgeschichten, die er in der Schule erzählt hatte. Tatsächlich war es ihm einmal gelungen, eine Mitschülerin davon zu überzeugen, dass ihr Klassenlehrer, ein Alien, nur darauf wartete, sie allein zu erwischen, um sie dann auszusaugen. Heulend und total verängstigt war die Kleine nach Hause gerannt. Den anschließenden Rapport beim Rektor hatte er mit einem innerlichen Schmunzeln über sich ergehen lassen. Schließlich war der Lehrer wirklich nicht von dieser Welt gewesen.
    Somit fiel es ihm nicht schwer, sich das drohende Szenario vorzustellen: den See, dessen Wasser sich aus einem riesigen Loch in der fünfundfünfzig Meter hohen Staumauer sturzartig in die Windungen des Eifelamazonas ergoss. Fünfundvierzig Millionen Kubikmeter pure Vernichtungsmasse, die durch das enge Tal schoss und alles niederriss, was ihr im Weg war. Dagegen wäre jeder Tsunami ein Plätschern in der Badewanne. In Einruhr, flussabwärts gelegen, würde kein Stein mehr auf dem anderen bleiben, und unzählige Opfer wären zu beklagen.
    Vor einigen Jahren war der See einmal annähernd leer gewesen. Ein trockener Frühling hatte die Füllmenge bis auf zwanzig Prozent des normalen Volumens sinken lassen. Wenn es nur heute auch so wäre, dachte Zingsheim. Ein fast ausgetrockneter See würde ihn die Sache gelassener betrachten lassen. Stattdessen tröpfelte das Wasser stetig in die trichterförmigen Überläufe oberhalb des Kaskadenhanges, der sich nördlich an die Staumauer anschloss.
    Die Eifeler konnten froh sein, dass er sich der Sache annahm. Sollten die Terroristen nur versuchen, eine Bombe an die verwitterten Steine der alten Staumauer zu heften! Er würde zur Stelle sein und den Tätern das Handwerk legen. Dann wäre es aus mit der Häme und dem Spott. Respektvoll würden sie ihm die Hand schütteln, ihn zu Empfängen einladen, und ganz sicher würde er das Bundesverdienstkreuz aus der Hand des Bundespräsidenten entgegennehmen.
    Für einige Sekunden sah er sich auf dem roten Teppich durch die Hallen im Schloss Bellevue schreiten, bis er vor dem wartenden Staatsoberhaupt stoppte und den Kopf senkte, um sich das Band mit dem Orden um den Hals legen zu lassen.
    Er lächelte. Der Gedanke gefiel ihm. Vielleicht ergab sich nach dem offiziellen Programmpunkt ja noch die Möglichkeit zum vertraulichen Gespräch. Dann könnte er dem Bundespräsidenten mitteilen, worauf dieser sein Augenmerk richten sollte. Zum Beispiel auf den Kometeneinschlag, den Zingsheim für den neunundzwanzigsten Februar des kommenden Jahres voraussagte. Es mussten Vorkehrungen getroffen, die Rettungskräfte informiert, gegebenenfalls sogar die Bundeswehr in Alarmbereitschaft versetzt werden. Ein Skandal, dass bisher niemand etwas unternommen hatte, wo doch die Zeichen so deutlich waren. Aber wenn er das Attentat hier am Urftstausee verhinderte, würden die Leute endlich auf ihn hören und ihn nicht mehr als »Eifel-Däniken« verballhornen.
    Er seufzte. So ganz unrecht hatten sie ja nicht. Wenn er ehrlich mit sich selbst war, musste er zugeben, dass er einige Male weit danebengelegen hatte. Gut, er war unzuverlässigen Quellen aufgesessen. Daher war es eigentlich nicht seine Schuld gewesen. Das Einzige, was er sich persönlich vorwerfen musste, war sein manchmal etwas naiver Umgang mit Informationen. Dass der Bürgermeister von Schleiden eine
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