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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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amerikanischen Fotografen Potter Jennings war, in vielerlei Hinsicht, sein Lebenswerk. Sweeney wusste, dass er insgeheim hoffte, Willem würde einer Ausstellung, die sich dem Gesamtwerk des Künstlers widmete, zustimmen. Willem, der sich ausschließlich für Ägyptologie und Altertum begeistern konnte, schien von der Idee nicht besonders angetan zu sein. Sweeney hatte ihn auch nur deshalb dazu gebracht, sich für ihre eigene Ausstellung einzusetzen, da sie einige seiner Lieblingsstücke ägyptischer Grabbeigaben aus der Sammlung des Museums präsentieren wollte.
    »Okay, begleite mich ein Stück«, erwiderte Willem gelangweilt. »Bis dann, Sweeney.«
    »Ich überlasse dir den Rest«, sagte Fred zu Sweeney. Plötzlich huschte ein Schatten über sein Gesicht. Er schämt sich , wurde ihr klar. Sie sah den beiden nach, wie sie die Galerie verließen und im Korridor verschwanden, dann machte sie sich wieder an die Arbeit.
    Um vier war sie fertig mit der Platzierung sämtlicher Fotografien und fühlte sich wesentlich sicherer, was ihre Fortschritte anging. Die Ausstellung würde rechtzeitig zum Tag der Eröffnung fertig sein. Sie machte sich auf den Weg zum Verwaltungsbereich des Museums, um Tad nach dem Kollier zu fragen.
    Die Büros des Museumspersonals befanden sich in der ersten Etage des Anbaus. Dieser war in den Siebzigerjahren errichtet worden und bot sowohl für das Personal des Hapner Museums als auch für die Mitarbeiter der kunstgeschichtlichen Fakultät, zu denen Sweeney gehörte, ausreichend Platz. Sie benutzte
ihren elektronischen Generalschlüssel, um den Anbau zu betreten. Das System speicherte dabei die Zeit ihres Eintritts und ihre Identität. Derartige Sicherheitsvorkehrungen waren notwendig, trotzdem erinnerten sie Sweeney ein bisschen an ein Big-Brother-Szenario.
    Tad Moran unterhielt sich gerade im Rezeptionsbereich mit Harriet. Als er Sweeney kommen sah, lächelte er schüchtern zu ihr herüber und sagte: »Hallo, wie kommst du voran?«, ehe er nervös zur Seite blickte. Tad erweckte immerzu den Eindruck, als hätte er vor etwas Angst. Vermutlich vor Willem, dachte Sweeney bei sich. Tad arbeitete schon seit Jahren für ihn, und sie fragte sich jedes Mal, warum er sich nicht schon längst eine andere Arbeit gesucht hatte. Willem war brillant, aber dafür bekannt, als Arbeitgeber ein Tyrann zu sein. Tad hatte sich als begabter Ägyptologe entpuppt - aber sich dafür entschieden, als Willems rechte Hand zu fungieren, anstatt sich auf seine eigene Karriere zu konzentrieren. Einmal hatte sie Fred nach dem Grund dafür gefragt. Angeblich hatte Tad eine kranke Frau zu Hause, wahrscheinlich hatte es etwas damit zu tun. Er sah nicht übel aus, dachte Sweeney insgeheim, obwohl er offensichtlich seit der Grundschule seine Frisur und seinen Kleidungsstil nicht mehr verändert hatte. Er trug sein dunkelbraunes Haar auf altmodische Weise seitlich gescheitelt, und man sah ihn eigentlich immer in Khakihosen und ordentlichen Hemden aus Oxfordstoff, dazu Krawatten, die entweder rot-blau oder blau-gelb gestreift waren. Er musste mittlerweile in den Vierzigern sein, wirkte mit seinem glatten Gesicht und dem braunen Haar, das nicht von einem einzigen grauen Faden durchzogen war, jedoch viel jünger.
    »Alles läuft nach Plan. Willem hat gesagt, ich soll dich nach diesem Stück fragen. Es ist vermutlich im Lager. Aber ich würde es liebend gern noch spontan in meine Ausstellung aufnehmen.« Als sie bemerkte, dass Tads Gesichtsausdruck Anflüge von Panik zeigte, hielt sie die Akte hoch und ergänzte
schnell: »Uns ist schon klar, dass es nicht im Katalog erscheint. Aber wir wollen das Drumherum ein bisschen ausschmücken.« Viel Zeit hatte sie nicht mehr, das war ihr bewusst.
    Er notierte sich die Zahlen auf der Akte und versprach ihr, sich darum zu kümmern, dass das Schmuckstück nach oben gebracht würde. »Wie willst du das platzmäßig arrangieren?«
    »Ich glaube, im Wandschrank ist noch was frei.«
    »Gut. Ich weiß nämlich nicht, ob du noch genug Zeit hast, alles umzustellen.«
    »Dafür hast du definitiv keine Zeit mehr«, warf Harriet ein. Sweeney widerstand der Versuchung, ihr einen Klaps zu versetzen. Harriet eignete sich perfekt dafür, die Sammlungen zu verwalten. Sie katalogisierte alles mit Übereifer und war verrückt nach Daten und Zahlen. Ihre Genauigkeit ging Sweeney auf die Nerven. Ihr graues Haar war zu einem helmartigen Bob geschnitten, der sich selbst dann kaum bewegte, wenn sie den Kopf
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