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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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verloren. Zumindest jenen Teil, der noch übrig war. Warum fragst du?«
    »Hatte ich dir nicht davon erzählt, dass Willem und ich den ägyptischen Bereich der Ausstellung mit einem weiteren Exponat abrunden wollen, einem Schmuckstück?« Er schüttelte den Kopf. »Jedenfalls habe ich heute das perfekte Exponat dafür gefunden. Es gehört dem Museum, aber im Moment ist es nicht ausgestellt. Ich verstehe nicht, warum, denn auf dem Foto sieht es atemberaubend aus. Aber wie auch immer, jedenfalls bin ich auf einen ganzen Packen an Papieren gestoßen, die seine Herkunft dokumentieren.«

    Ian nahm einen großen Schluck Wein und lehnte sich zurück. »In der letzten Zeit sind ein paar Fälle an die Öffentlichkeit gelangt, denen zufolge Sammler ihre Papiere gefälscht haben, um ein gestohlenes Stück zu legitimieren. Dafür muss man einfach eine fiktive Spur dokumentieren, die bis vor 1970 zurückgeht und zeigt, dass alle Transaktionen legal abgelaufen sind. Ein Kunsthändler in New York, den ich ziemlich gut kannte und der einen tadellosen Ruf hatte, wurde vor einigen Jahren angeklagt, weil er offenbar in den Handel mit gestohlenen Antiquitäten involviert war. Er kaufte Statuen von einem britischen Sammler, obwohl er wusste, dass dieser sie auf dem ägyptischen Schwarzmarkt erworben hatte. Zusammen erfanden sie eine Geschichte, nach der die Statuen Teil der Sammlung eines Grafen waren, der als Forscher in Ägypten gearbeitet hatte. Sie fälschten Dokumente und färbten sie mit Tee ein, damit sie alt aussahen. Wirklich übel.«
    »Ich nehme an, der Profit rechtfertigt solche Aktionen?«
    »Allerdings. Unter den Kunstwerken befand sich ein Stück - ich glaube, es war der Kopf eines Königs -, das mehr als eine Million Dollar wert war.«
    Sweeney stieß einen Pfiff aus.
    »Genau. Magst du Eis zum Nachtisch?« Er stand auf, um die Teller abzuräumen.
    »Ja, natürlich.« Sie stand halbherzig auf, um ihm zu helfen.
    »Bleib doch sitzen, ich mach das schon.« Dankbar fiel sie auf ihren Stuhl zurück.
    Nachdem sie ihr Pekannuss-Eis aufgegessen hatten und Ian ihr von seinem Tag berichtet hatte, fragte er: »Und wie kommst du mit der Ausstellung sonst so voran?«
    »Gut. Es liegt noch viel Arbeit vor mir, aber der Katalog sieht toll aus, und die ägyptischen Exponate sind jetzt alle zur Präsentation vorbereitet. Alles - oder fast alles - befindet sich schon an seinem Platz, und morgen fange ich damit an, die Stücke zu beschriften. Die Ausstellung eröffnet am 10. September,
also muss ich mich ranhalten.« Sie sah zu ihm hoch, und in diesem Moment fiel es ihr ein: Der 10. September war der Tag, an dem er nach Paris fliegen würde. »Oh nein, ich hab ja ganz vergessen, dass du an dem Tag nach Paris reist. Dann verpasst du ja meine Eröffnung.«
    Er sah schnell zur Seite und sagte dann abwehrend: »Vielleicht kann ich meine Pläne ändern, lass uns abwarten.« Er räusperte sich und stand auf, um die schmutzigen Dessertschalen in die Küche zu bringen. »Ich werde noch heute mit Peter sprechen«, rief er ins Zimmer. Peter war Ians Partner in London.
    »Ja?«
    »Er ist der Meinung, wir sollten bald klären, ob ich nach London zurückgehe oder nicht. Das Büro in Boston läuft sehr gut, aber er hat das Gefühl, drüben nicht genug Mitarbeiter zu haben.«
    »Oh.« Sweeney schenkte sich noch Wein ein, bis die Flasche halb leer war.
    »Sweeney.« Er kam ins Zimmer zurück und setzte sich ihr gegenüber. »Wir müssen darüber sprechen.« Die Brille ließ seine Augen größer wirken, und der Schein der Kerze verlieh ihm einen prüfenden Blick.
    »Nun ja, willst du denn hierbleiben? Was möchtest du wirklich? Könnte man in London nicht jemand anderen anstellen, der deine Position übernimmt? Aber wenn du lieber zurückmöchtest, könntest du …« Sie kam ins Plappern, ihre Augen huschten nervös im Raum umher, eifrig darauf bedacht, ihn nicht anzusehen.
    »Ich würde liebend gern hierbleiben, aber das geht nicht. Es ist sehr schwer für mich, Eloise nur so selten zu sehen. Ich will meine Tochter öfter als einmal im Monat besuchen können.«
    »Und jetzt? Willst du also tatsächlich einfach so zurückgehen?« Plötzlich merkte sie, wie sehr ihr diese Entwicklung zusetzte.

    Er beugte sich über den Tisch und nahm ihre Hände. »Nein, ich werde nicht einfach so zurückgehen. Ich möchte, dass du mich begleitest.«
    Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Und was wird aus meiner Arbeit? Meiner Wohnung? Und dem General?«
    »Ich habe
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