Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst!
Autoren: Tim Bowler
Vom Netzwerk:
Hintergrund. Ich habe nicht mal den Motor gehört. Meine Aufmerksamkeit scheint nachzulassen. Das Licht ist schon wieder aus. Aber jetzt sehe ich Gestalten in der Dunkelheit rumschleichen.
    Sie sind früher da, als ich dachte.
    Schau dich um. Ich hab’s dir doch gesagt. Ein ganz großer Kreis. Draußen auf den Wiesen, ringsherum. Sie sind sicher in Scharen gekommen. Ich kann nur noch nicht alle sehen. Vielleicht haben sie mich noch nicht entdeckt. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Hier können sie mich nicht übersehen. Ich bin tot, Bigeyes. Diesmal gibt es keinen Ausweg.
    Aber eins kann ich noch tun.
    Wenn ich schnell bin.
    Da ist der kleine Ort. Die Häuser stehen etwas abseits von der Straße. In keinem brennt Licht. Als wüssten die Leute drinnen, dass Ärger droht. Aber woher sollten sie das wissen? Sie haben bestimmt keine Ahnung. Wahrscheinlich schlafen sie schon. Es sind alte Leute, die da wohnen. Ich habe sie schon gesehen. Ich bin froh, dass sie gemütlich in ihren Betten liegen. Ich hoffe, sie bleiben dort.
    Es sind schon zu viele Leute wegen mir gestorben.
    Weiter zu dem zugenagelten Laden. Und hier ist das, weshalb ich hergekommen bin.
    Die Telefonzelle.
    Hoffentlich funktioniert sie noch. Ich öffne die Tür und checke, ob ein Freizeichen kommt. Ja, das hört sich gut an. Jetzt bin ich froh, dass ich auch ein paar Münzen in meinem Versteck hatte. Ich krame sie raus. Es sind nicht viele, aber genug. Denn in zwei Minuten bin ich wahrscheinlich eh tot. Aber zuerst muss ich die Nummer rausfinden.
    Ich werfe ein paar Münzen ein und wähle die Auskunft. Eine Frau meldet sich und beginnt ihr Sprüchlein runterzurasseln. Ich falle ihr ins Wort.
    Â»Geben Sie mir die Nummer der Krone in der South Street.«
    Â»Welche Stadt?«
    Ich sage es ihr. Sie verstummt. Durch die Glaswände der Telefonzelle beobachte ich die Dunkelheit draußen. Die Frau meldet sich wieder.
    Â»Soll ich Sie gleich verbinden?«
    Â»Ja, aber schnell.«
    Â»Es besteht kein Grund, so …«
    Â»Stellen Sie mich einfach durch, okay?«
    Sie schnaubt, aber sie verbindet mich. Ich höre ein Telefon klingeln, dann eine andere Frauenstimme.
    Â»Gasthof Krone, hallo?«
    Ich hole tief Luft. Ich muss höflich klingen, sonst legt sie gleich wieder auf.
    Â»Kann ich bitte mit Jacob sprechen?«
    Ich hoffe inständig, dass sie ihn einfach ans Telefon holt. Sie antwortet nicht. Ich höre Gemurmel im Hintergrund, Kneipengeräusche. Dann einen alten Mann mit rauer Stimme und irischem Akzent.
    Â»Hier ist Jacob.«
    Â»Ich muss mit Mary sprechen.«
    Stille. Ich versuche es noch mal.
    Â»Bitte, ich muss dringend mit Mary sprechen.«
    Â»Ich kenne keine Mary.«
    Â»Mary oder Lily oder wie sie sich sonst nennt. Sagen Sie ihr, dass ein Freund von Buffy dran ist.«
    Erneut Stille. In einiger Entfernung sehe ich wieder den Scheinwerfer des Motorrads. Er ist näher als vorhin, aber er bewegt sich nicht. Er geht wieder aus. Ich sehe Schatten, die sich in den Ort bewegen.
    Aus dem Hörer fragt eine Stimme: »Blade?«
    Es ist Mary. Und nun kann ich nicht sprechen.
    Â»Bist du das?«, fragt sie.
    Â»Ja.«
    Ich beobachte die Schatten. Sie sind ein Stück weiter hinten stehen geblieben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mich inzwischen gesehen haben. Sie warten nur. Wahrscheinlich bis alle da sind, um sicherzugehen, dass ich ihnen nicht entwischen kann. Ich drehe mich um und blicke in die andere Richtung.
    Auch hier sind weitere Schatten aufgetaucht und stehen geblieben. Und über die Wiesen nähern sich noch mehr. Mary spricht wieder, leise und bedächtig.
    Â»In den letzten vierundzwanzig Stunden sind zwei Morde geschehen.«
    Â»Das war ich nicht. Aber …«
    Â»Aber was?«
    Ich antworte nicht. Ich kann nicht.
    Â»Aber was?«, fragt sie erneut.
    Ich bringe immer noch kein Wort raus. Sie spricht wieder.
    Â»Aber du weißt etwas darüber? Meinst du das?«
    Schweigen.
    Â»Oder meinst du vielleicht etwas anderes?«, fragt sie. »Vielleicht … dass du selbst so etwas getan hast?«
    Jetzt bin ich vor Schreck wie gelähmt. Aber es ist zu spät. Ich kann nicht zurück. Sie hat mich durchschaut, obwohl ich gar nichts gesagt habe.
    Â»Du hast jemanden getötet, nicht wahr?«, fragt sie.
    Â»Ich muss weg.«
    Â»Vielleicht mehr als eine Person.«
    Â»Ich muss weg.«
    Â»Warum hast du dann noch nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher