Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Prolog
    SALEM VILLAGE, MASSACHUSETTS
    22. Juni 1692
     
    In den dunklen, grünen Schatten des tiefen Waldes, eine Stunde vor Mondaufgang, trafen sie sich im Geheimen. Bald würde der längste Tag des Jahres der kürzesten Nacht vor der Sommersonnenwende weichen.
    Es würde keine Sonnenwendfeier geben, es gab keinen Grund für den Sabbat von Litha. Dieser Mittsommer war erfüllt von Ignoranz und Tod.
    Die drei, die sich heimlich trafen, fürchteten sich.
    »Haben wir alles, was wir brauchen?« Die, die Luft genannt wurde, hüllte sich enger in ihre Kapuze, sodass nicht ein einziges ihrer blonden Haare dem Licht der untergehenden Sonne preisgegeben war.
    »Was wir haben, muss genügen.« Erde legte ihr Bündel nieder. Sie unterdrückte ihre Wut und ihren Kummer über das, was bereits passiert war, und das, was noch kommen würde. Offen fielen ihre schweren, braunen Haare über ihr gebeugtes Haupt.
    »Gibt es keine andere Lösung für uns?« Luft legte ihre Hand auf Erdes Schulter, beide blickten die dritte an.
    Sie stand schlank und aufrecht vor ihnen. In ihren Augen lag Sorge, aber dahinter konnte man einen starken Willen erkennen. Sie, die Feuer hieß, warf ihre Kapuze in einer trotzigen Gebärde ab. Eine rote Lockenflut quoll hervor.
    »Es gibt für uns keinen anderen Weg. Sie werden uns jagen
wie Diebe und Räuber, sie werden uns ermorden, so wie sie schon eine arme Unschuldige ermordet haben.«
    »Bridget Bishop war keine Hexe«, sagte Erde bitter, während sie sich erhob.
    »Nein, das hat sie auch dem Hochgericht von Oyer und Terminer gesagt. Sie hat es geschworen, aber man hat sie trotzdem gehängt. Sie haben sie ermordet aufgrund der Lügen einiger junger Mädchen und der kranken Fantasien von Fanatikern, die in jedem Lufthauch Hexerei argwöhnen.«
    »Aber es gab auch Bittschriften.« Luft faltete ihre Hände wie zu einem Gebet. Oder einer Bitte. »Nicht jeder unterstützt das Gericht und diese schrecklichen Verfolgungen.«
    »Zu wenige«, murmelte Erde. »Und viel zu spät.«
    »Es bleibt nicht bei einer Toten. Ich habe es gesehen.« Feuer schloss ihre Augen, und wieder sah sie die kommenden Schrecken vor sich. »Wir haben nicht die Macht, die Jagd zu verhindern. Sie werden uns finden, und sie werden uns vernichten.«
    »Wir haben nichts getan.« Luft ließ ihre Hände fallen. »Nichts Böses.«
    »Was hat Bridget Bishop Böses getan?«, entgegnete Feuer. »Was haben all die anderen Angeklagten, die jetzt auf ihren Prozess warten, den Menschen von Salem Böses angetan? Sarah Osborne starb im Bostoner Gefängnis. Was war ihr Verbrechen?«
    Wut stieg in ihr auf, heiß und wild, und wurde mit aller Macht von ihr niedergekämpft. Sogar jetzt noch weigerte sie sich, Hass und Ärger die Oberhand gewinnen zu lassen.
    »Den Puritanern kocht das Blut«, fuhr sie fort. »Diesen Pionieren. Alles Fanatiker, und sie werden eine breite Todesschneise hinterlassen, bevor wieder Vernunft einkehrt.«
    »Wenn wir doch helfen könnten.«
    »Wir können es nicht stoppen, Schwester.«
    »Nein.« Feuer gab Erde Recht. »Alles, was wir tun können,
ist zu überleben. Wir müssen diesen Ort verlassen, unsere Heimat, die Leben, die wir beschützt haben. Und woanders neu beginnen.«
    Sanft umfasste sie Lufts Gesicht mit ihren Händen. »Trauere nicht um etwas, was nicht sein kann, aber freue dich über das, was ist. Wir sind Die Drei, und wir werden hier nicht besiegt werden.«
    »Wir werden einsam sein.«
    »Wir werden zusammen sein.«
    Im letzten Aufflackern des Tages beschrieben sie einen Kreis, erst die eine, dann die zweite, dann die dritte. Ein Feuerring erhob sich, und der Wind fachte ihn an.
    Innerhalb des magischen Zirkels fassten sie einander bei den Händen.
    Mit einer Geste des Einverständnisses schaute Luft in den Himmel. »Wie die Nacht den Tag bricht, sind wir das Licht. Wir stehen für unseren Weg und für das Recht. Wir sind die Wahrheit, wir, ein Bund für eine.«
    Herausfordernd erhob Erde ihre Stimme. »An diesem Ort sind es unsere letzten Stunden. Weder in der Gegenwart noch in der Zukunft noch in der Vergangenheit werden wir gefunden. Kraft, nicht Reue, wir, ein Bund für zwei.«
    »Unsere Künste waren allen wohlgesonnen, aber die Jagd auf unser Blut hat bereits begonnen. Wir gehen fort von diesem Ort.« Hoch erhoben sich ihre Hände im Feuer. »Fort vom Tod, fort von Furcht. Die Kraft ist frei im Bund der Drei.«
    Wind kam auf, die Erde bebte. Und das magische Feuer leuchtete in der Nacht. Drei Stimmen erhoben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher