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Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst!
Autoren: Tim Bowler
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beliebt. Hier liegen nur wenige Tote begraben. Aber das ist gut so, denn einer davon ist ein Freund von uns. Komm mit. Rüber zur anderen Ecke. Zu der Weide da. Ich weiß nicht viel über den Mann, der hier unter dieser Weide begraben liegt. Ich kann nur noch den Vornamen lesen: John.
    Niemand kümmert sich um sein Grab.
    Er hat nie Blumen oder sonst was bekommen. Aber er hat was von uns. Erinnerst du dich noch an den kleinen Bach, Bigeyes? Und an das Loch in der Mauer? Kannst du dir denken, was jetzt kommt? Okay, schau her.
    Hinter dem Grabstein, der lockere Randstein da. Er sieht gar nicht locker aus, oder? Aber er ist es. Schau dich um. Vergewissere dich, dass uns niemand beobachtet. Sonst mache ich das nie am helllichten Tag, sondern nur nachts, aus verständlichen Gründen. Aber jetzt habe ich keine andere Wahl.
    Zieh den Randstein hoch und greif in das Loch.
    Du hast es erraten.
    Eine Schatztüte. Zuerst das Geld. Ich zähle es schnell durch. Ja, es ist noch alles da. Zwölfeinhalb Riesen. Und etwas Silbergeld. Ich weiß nicht, wofür ich die Münzen da reingetan habe. Ja, ich weiß, du fragst dich, wie viele dieser kleinen Verstecke ich habe.
    Viele, Bigeyes. Ich sage dir, ich habe jede Menge davon, überall in der Stadt. Und in denen ist nicht nur Geld, sondern noch anderes Zeug. Erinnerst du dich an die Diamanten, die ich im letzten Versteck zurückgelassen habe?
    Schau her.
    Nur ein Diamant. Das ist alles. Aber es ist ein großer. Schau ihn dir an. Ergötz dich an seiner Schönheit. Er ist mehr wert als all die anderen zusammen. Und ich sage dir was. Da draußen ist jemand, der ihn unbedingt wiederhaben will. Und auch all die anderen Sachen, die ich mitgenommen habe.
    Mich will er ebenfalls zurückhaben.
    Um jeden Preis.
    Aber darüber will ich jetzt nicht reden. Ich stecke das Geld ein, packe den Diamanten zurück in das Loch und ramme den Randstein wieder rein. Und jetzt müssen wir zu unserem Unterschlupf. Nur …
    Verdammt! Keine Bewegung!
    Stimmen.
    Sie sind nahe. Sie kommen aus dem Wäldchen. Ich springe vom Grabstein weg und schaue mich um. Keine Spur von irgendwem, aber ich höre Schritte in der Nähe, und wieder Stimmen. Plötzlich bin ich total angespannt. Denn ich erkenne die Stimmen.
    Das sind die Tussis aus Trixis Bande.
    Ich höre Sash und Tammy und Xen und Kat. Die suchen bestimmt nach mir. Vielleicht waren die das in dem Van. Ich dachte, sie hätten bereits genug Spaß mit mir gehabt, aber da habe ich mich wohl geirrt. Weiß der Himmel, wie sie mich gefunden haben. Vielleicht hat die Gang von vorhin ihnen Bescheid gesagt.
    Sie laufen in unsere Richtung. Ich klettere zur Kirche runter. Wenn ich auf ihre Rückseite komme, kann ich ihnen vielleicht entwischen. Ich husche zum Kirchentor vor und schaue zurück. Jetzt erkenne ich zwischen den Bäumen ein paar der Tussis. Ich glaube nicht, dass sie mich schon entdeckt haben. Ich schleiche geduckt hinten um die Kirche rum, lasse mich zu Boden sinken und warte.
    Stille. Eine lange, quälende Stille. Ich schaue raus, über die Wiese. Da ist die kleine Straße, die wir nehmen müssen, um von hier wegzukommen. Wenn wir es bloß bis dorthin schaffen. Im Moment kann ich es noch nicht riskieren. Wenn ich jetzt über die Wiese laufen würde, wäre ich eine leichte Beute. Ich muss warten, Geduld haben. Und hoffen, dass sie verschwinden.
    Aber das tun sie nicht.
    Ich höre wieder Schritte. Sie laufen an der Seitenwand der Kirche entlang nach hinten. In ein paar Sekunden wird jemand um die Ecke kommen und mich sehen. Aber weißt du was, Bigeyes? Plötzlich ist mir das egal.
    Denn ich kann nicht mehr laufen.
    Ich kann mich nicht mehr bewegen.
    Ich bin am Ende.
    Die Schritte nähern sich. Sie sind merkwürdig leise und klingen irgendwie okay. Ich weiß nicht, was das bedeutet. Eine Gestalt taucht an der Ecke der Kirche auf. Sie steht da und blickt zu mir rüber. Und ich merke, dass ich Tränen in den Augen habe. Dumme, verdammte Tränen.
    Es ist Jaz.
    Sie steht nur da und blickt mich an. Und ich schaue zurück. Nur dass ich sie kaum sehen kann. Meine Augen sind voller Tränen. Ich versuche sie wegzuwischen. Aber ich kann die Hand nicht bewegen. Ich bin wie versteinert.
    Ich kann nicht denken, nicht sprechen und keinen Muskel bewegen.
    Meine Augen klären sich ein bisschen. Jaz ist immer noch da. Ich möchte, dass sie spricht. Dass sie mir sagt, dass
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