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Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst!
Autoren: Tim Bowler
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Essen in meine Taschen, haste den Flur runter und verstecke mich im Garderobenschrank. Ich lehne die Tür nur an. Sie darf nicht zuschnappen.
    Ich höre den Alten reinkommen und die Haustür schließen.
    Die Hubschrauber sind jetzt so laut, als wären sie direkt über dem Haus. Wenn sie gesehen haben, wie ich hier eingedrungen bin, sitze ich in der Klemme. Und das ist schon möglich.
    Das ist gut möglich.
    Aber das Dröhnen der Hubschrauber wird wieder leiser.
    In der Küche geht das Radio an.
    Ich höre die Nachrichten: »Die örtliche Polizei sucht nach zwei weiteren Morden immer noch nach einem etwa vierzehnjährigen Jungen. Der erste Mord geschah im Zentralkrankenhaus, wo der Junge stationär behandelt wurde. Der zweite wurde im Heathside-Viertel verübt, wo eine ältere Dame erwürgt in ihrem Haus aufgefunden wurde. Auch in der Nähe dieses Tatorts wurde der Junge gesehen. Die Polizei warnt die Bevölkerung davor, sich dem Verdächtigen zu nähern. Nach Zeugenaussagen trug er zuletzt …«
    Das Radio geht aus. Der Alte hustet trocken. Ich höre ihn am Garderobenschrank vorbeischlurfen und die Treppe raufstapfen. Ich warte eine Sekunde, dann springe ich raus auf den Flur und flitze zur Hintertür. Es sieht so aus, als wäre draußen die Luft rein, aber ich muss vorsichtig sein. Ich öffne die Hintertür, laufe zum Zaun am hinteren Ende des Gartens und beginne drüberzuklettern.
    Â»He, du! Was machst du da?«
    Es ist der Alte. Er schaut aus dem Badezimmerfenster, mit der Zahnbürste in der Hand und Zahnpasta um den Mund.
    Â»Was machst du da?«
    Nebenan geht noch ein Fenster auf. Es ist der Nachbar, mit dem der Alte am Gartentor geredet hat.
    Â»Ist alles in Ordnung, Mr. Lomax?«
    Â»Da ist dieser Junge! Ich habe ihn erkannt! Die Beschreibung passt!«
    Die beiden Männer starren mich an. Ich lasse mich über den Zaun auf die andere Seite fallen. Aber diesmal lande ich nicht in einer Gasse, in der ich mich verstecken kann, sondern auf der Hauptstraße, die voller Autos ist.
    Ich renne los.
    Aber es ist wie in einem schlechten Traum, in dem man zwar die Beine bewegt, aber nicht vorwärtskommt. Man versucht zu rennen, aber man stolpert und strampelt nur. Ich bekomme Panik. Es ist, als wären jetzt überall Augen, die mich aus den Autos, von den Bürgersteigen und aus den Fenstern beobachten. Und die Hubschrauber kommen wieder angeschwirrt.
    Runter in die Unterführung, durch zur anderen Straßenseite, vor bis zu den Läden, dann links in die Castle Mews. Ein Junge bringt Zeitungen zum Haus am Ende der Straße. Er ist zwischen dem Gartentor und der Haustür. Sein Fahrrad lehnt draußen am Gartenzaun. Ich springe drauf und fahre davon. Kein Geschrei hinter mir. Er hat mich noch nicht gesehen.
    Und jetzt bin ich um die Ecke. Ich trete kräftig in die Pedale. Es sind noch anderthalb Kilometer, Bigeyes. Mehr nicht. Wenn ich es bloß schaffe, ungesehen hinzukommen. Da oben sind immer noch die Hubschrauber, aber sie haben nach links abgedreht, fliegen also wieder in die falsche Richtung.
    Ich fahre auf den Bürgersteig. Ich muss dicht bei den Häusern bleiben, nicht nur wegen der Hubschrauber und meiner Feinde, sondern auch wegen der Gangs. Wie gesagt, das ist eine miese Gegend. Trixis früherer Abenteuerspielplatz. Hier treiben sich üble Typen rum. Und da vorne sind schon zwei. Fies aussehende kahl rasierte Rowdies, die den Weg versperren. Sie sind sechzehn oder siebzehn. Ich habe sie früher schon hier gesehen.
    Und sie haben mich gesehen.
    Â»Da ist Slicky!«, ruft einer.
    Ich fahre vom Bürgersteig runter, aber plötzlich sind da noch vier von der Gang. Sie blockieren die Straße. Ich bremse, reiße das Fahrrad rum und strample den Weg wieder zurück. Ich höre schnelle Schritte hinter mir, aber ich habe einen Vorsprung und kann mich absetzen.
    Â»Slicky!«, grölen sie mir höhnisch hinterher. »Slicky! Slicky!«
    Ich fahre um die Ecke in die nächste Straße. Ich bin so müde, Bigeyes, so verdammt müde. Am liebsten würde ich mich einfach fallen lassen, schlafen, ausruhen, sterben, was auch immer. Aber ich kann nicht. Ich muss mein Ziel erreichen und wegkommen. Ich muss weiter daran glauben, dass ich es schaffe, irgendwie. Am Ende der Straße fahre ich nach rechts, dann die nächste runter und wieder rechts.
    Ich schaue mich um. Ich bin mir ziemlich sicher,
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