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0945 - Verdammte Totenbrut

0945 - Verdammte Totenbrut

Titel: 0945 - Verdammte Totenbrut
Autoren: Jason Dark
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Der zweite Hammer. Die erste Eröffnung hatte ich noch ein wenig ungläubig zur Kenntnis genommen, nun aber schaute ich ihn mir genauer an. Von seinem Haar habe ich ja schon geschrieben, darunter zeigte das Gesicht eine Bräune, die mich nur neidisch machen konnte mit meiner blassen Haut. Er hatte eine kräftige, sehr männliche Nase, hohe Wangenknochen und eine ebenfalls hohe Stirn. Der Schnitt seines Mundes sowie das Kinn deuteten darauf hin, daß er es gewohnt war, sich durchzusetzen. Er trug ein schlammfarbenes Jackett, dazu eine schwarze Hose und ein ebenfalls dunkles Wollhemd, dessen Knopfleiste bis zum Hals hin geschlossen war.
    Seine Hände lagen auf dem Tisch und umfaßten das halbvolle Bierglas. Ich sah, daß die Finger zitterten. Seine Ruhe war nur gespielt, er hatte sich sehr in der Gewalt, was auch sicherlich sein mußte, wenn er sich schon zu einem derartigen Geständnis entschlossen hatte.
    »Sie sagen nichts, Mr. Sinclair.«
    »Im Augenblick bin ich sprachlos.«
    Er verzog die Lippen und zeigte ein dünnes Lächeln. Dann löste er seine Hände vom Glas und streckte sie mir entgegen. »Eigentlich müßten sie mich jetzt verhaften, denn Sie sind Polizist. Stimmt's?«
    »Im Prinzip haben Sie recht.«
    William Cox ließ die Hände auf dem Tisch liegen. »Und warum nehmen Sie keine Handschellen, legen die mir um und verhaften mich?«
    »Weil die Sache noch einen Haken hat, nehme ich an.«
    Sein Lächeln blieb, wurde aber etwas lauernder. »Sie denken an den letzten Satz?«
    »So ist es.«
    »Und was, bitte schön, denken Sie darüber?« Er zog seine Hände wieder zurück. »Halten Sie es für einen Witz?«
    »Nein, Mr. Cox. Wegen eines Witzes hätten Sie sich nicht mit mir zu treffen brauchen, denke ich.«
    »Sehr richtig.«
    »Dann sind Sie also tatsächlich ein dreifacher Mörder.«
    »Exakt.«
    Das mußte ich erst einmal verdauen! Wie ein dreifacher Mörder sah William Cox auch gar nicht aus. Er machte eher den Eindruck eines smarten Managers in den mittleren Jahren. Einen Killer stellte man sich nicht so vor. Und auch unsere Umgebung konnte als bürgerlich angesehen werden.
    Sie war nicht düster, sondern hell, freundlich und voller Menschen, die nach Feierabend den einen oder anderen Schluck genießen wollten.
    Wir hatten uns in einem der zahlreichen Londoner Pubs getroffen. Es gehörte keineswegs zu den In-Lokalen, diese Bierschwemme gab es in dieser Form schon seit Jahrzehnten. Vieles war gelassen worden, auch die alte Theke und die Bilder auf den Holzverkleidungen an den Wänden. Nur die Bestuhlung hatte man erneuert und natürlich auch den Bereich der Theke, wo das Bier gezapft wurde.
    Cox zündete sich eine Zigarette an. Er hatte sie einer kleinen Blechdose entnommen, auf deren Deckel ich einen Vogel mit einem farbigem Gefieder sah, der zu einem Mann in orientalischer Tracht hochschaute. Die Zigaretten waren ziemlich kurz, ihr Tabak von besonders kräftigem Aroma.
    Zum Glück hatte mir Cox Zeit gelassen, seine Geständnisse zu verdauen. Daß die Sache einen gewaltigen Haken hatte, war mir klar, und wahrscheinlich ging es ihm auch um diesen Haken, von dem ich noch nicht viel wußte.
    Der Glutpunkt seiner Zigarette leuchtete stärker, bevor sich Cox erkundigte, ob ich denn keine Fragen hätte.
    »Sicher habe ich die. Ich versuche mir nur ein Bild von Ihnen zu machen. Auch ich sitze nicht jeden Tag einem dreifachen Mörder gegenüber - falls es denn so sein sollte.«
    »Sie können Gift darauf nehmen«, sagte er.
    Ich winkte hastig ab. »Lieber nicht, aber ich denke an meine Kollegen, die es nicht geschafft haben, sie zu fassen. Diese Morde sind sicherlich aufgefallen.«
    »Drei Frauen.«
    »Und warum sind Sie noch nicht gefaßt worden?«
    »Ich war eben zu gerissen.«
    »Aha.«
    »Sie glauben mir nicht!«
    »Doch, sonst säßen Sie ja nicht hier. Sie haben mir gegenüber ein Geständnis abgelegt. Sie sind also nicht mehr auf der Flucht.«
    Cox hob die Schultern. »Ich sitze Ihnen ja nicht grundlos gegenüber, Mr. Sinclair. Gerade Ihnen.«
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    »Gewisse Leute wissen um Ihren Job. Sie beschäftigen sich mit Dingen, die etwas außerhalb unserer Realität liegen. Habe ich recht?«
    »Jaa«, gab ich gedehnt zu.
    »Und das habe ich erfahren.«
    »Aber Sie haben sich nicht mit mir getroffen, weil ich Sie verhaften soll?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Was ist der Grund?«
    »Den kennen Sie.« Er hatte sich vorgebeugt und blieb auch in dieser Haltung sitzen, senkte die Stimme,
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