Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 19 - Retter des Planeten

Titel: Darkover 19 - Retter des Planeten
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
1.
    Als ich mein Bewußtsein zurückerlangte, dachte ich, ich sei allein. Ich lag auf einer ledernen Couch in einem kahlen weißen Raum mit großen Fenstern und aus Glasziegeln bestehenden Wänden. Hinter den durchsichtigen Scheiben erblickte ich schneebedeckte Berggipfel, die dort, wo meine Sicht von den Glasziegeln behindert wurde, wie bleiche Schatten wirkten.
   Die Gewohnheit und meine Erinnerungen wiesen dem kahlen Büro, dem orangefarbenen Leuchten der großen Sonne und den schimmernden Bergen sofort Namen zu. Aber hinter einem polierten Glastisch saß ein Mann und beobachtete mich. Ich kannte ihn nicht.
   Er war pausbäckig, nicht mehr jung, hatte ingwerfarbene Augenbrauen und einen rotbraunen Haarkranz, der sich um seinen ansonsten kahlen, rosafarbenen Schädel zog. Er trug eine weiße Uniformjacke, und der verschlungene Äskulapstab auf der Tasche und seinem Ärmel wies ihn als Angehörigen des Medizinischen Dienstes aus, der zum zivilen Hauptquartier der terranischen Handelsstadt gehörte.
   All diese Beurteilungen traf ich natürlich bei vollem Bewußtsein. Sie waren einfach ein Teil meiner Welt, als ich aufwachte, und sie nahmen auf ganz normale Weise um mich herum Form an. Die Berge und die Sonne waren mir bekannt, der seltsame Mann war es jedoch nicht. Aber dann sprach er mich auf eine derart freundliche Weise an, als sei es für ihn etwas ganz Normales, in seinem Büro auf einen völlig fremden Menschen zu treffen, der hier seinen Mittagsschlaf abhielt.
   »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir Ihren Namen zu sagen?«
   Seine Frage war berechtigt genug. Hätte ich jemanden in meinem Büro vorgefunden, der es sich dort auf die gleiche Weise bequem gemacht hätte, hätte ich ihn ebenfalls nach seinem Namen gefragt. Ich machte Anstalten, die Beine über den Couchrand zu schwingen, mußte mich aber plötzlich abstützen, denn der Raum begann unerwartet um mich zu kreisen.
   »Ich würde mich jetzt nicht aufsetzen«, empfahl mir der Mann, während der Boden sich unter mir allmählich wieder beruhigte. Dann wiederholte er in höflichem, aber bestimmtem Ton: »Ihr Name?«
   »Oh, ja. Mein Name.« Er lautete… Ich bahnte mir einen Weg durch etwas, das sich anfühlte wie eine graue Nebelwand, versuchte meine Zunge dazu zu bewegen, einige wohlbekannte Klänge zu erzeugen und meinen Namen von sich zu geben. Er lautete… Nun… Dann sagte ich mit sich beinahe überschlagender Stimme: »Was für ein verdammter Blödsinn.« Ich schluckte. Schluckte erneut. Und schwer.
   »Verlieren Sie nicht die Nerven«, sagte der pausbäckige Mann sanft. Aber das war leichter gesagt als getan. Ich starrte ihn mit wachsender Panik an und verlangte zu wissen: »Aber… aber… habe ich einen Gedächtnisschwund erlitten oder so etwas?«
   »Oder so etwas.«
   »Wie heiße ich?«
   »Sachte, sachte! Ich bin überzeugt davon, daß Sie sich früh genug daran erinnern werden. Sicher können Sie mir ein paar andere Fragen beantworten. Wie alt sind Sie?«
   Hastig und schnell erwiderte ich: »Zweiundzwanzig.«
   Der pausbäckige Mann kritzelte etwas auf eine Karte.
   »Interessant. In-ter-es-sant. Wissen Sie, wo wir uns befinden?«
   Ich sah mir das Büro an. »Im Terranischen Hauptquartier. Aufgrund Ihrer Uniform würde ich sagen, im achten Stock. In der Medizinischen Ebene.«
   Er nickte, kritzelte weiter und schürzte die Lippen. »Können Sie mir… äh… sagen, auf welchem Planeten wir uns aufhalten?«
   Ich mußte lachen. »Darkover«, kicherte ich. »Das hoffe ich zumindest. Und falls Sie auch noch die Namen der Monde oder die Jahreszahl der Gründung der Handelsstadt oder sonst etwas wissen wollen… «
   Er ging auf mich ein und lachte ebenfalls. »Erinnern Sie sich daran, wo Sie geboren wurden?«
   »Auf Samarra. Ich kam hierher, als ich drei Jahre alt war. Mein Vater kartographierte und erforschte… « Ich hielt schockiert inne. »Er ist tot!«
   »Können Sie mir den Namen Ihres Vaters sagen?«
   »Er hatte den gleichen Namen wie ich. Jay… Jason… « Der Blitz der Erinnerung erlosch mitten im Wort. Es war ein guter Versuch gewesen, aber er hatte nicht funktioniert. Der Arzt sagte gleichmütig: »Wir kommen ganz gut voran.«
   »Sie haben mir noch gar nichts gesagt«, wandte ich ein. »Wer sind Sie? Warum stellen Sie mir all diese Fragen?«
   Er deutete auf ein Namensschild, das auf seinem Tisch stand. Ich runzelte die Stirn und buchstabierte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher