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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Kapitel  1

    Bonn-Buschdorf - Samstag, 9.Februar, 15.15 Uhr
    Während Tina den letzten Küchenstuhl ins Wohnzimmer trug, überfiel sie für einen Moment das Gefühl, dass heute in diesem Haus etwas Neues, etwas Großartiges, etwas Großes beginnen könnte.
    Dieses Gefühl hing mit Jonas zusammen, und es ließ ihr eine Gänsehaut über die Arme laufen. Wärme durchflutete ihre Seele, einen Moment lang fühlte sie sich so glücklich, dass sie hätte weinen mögen…aber eine Tina Bruschinsky weinte nicht so leicht. Und schon gar nicht wegen eines Mannes.
    Im Wohnzimmer zählte sie die Sitzplätze nach – es fehlten immer noch fünf. Benny wollte zwei Klappstühle mitbringen. Gut, mussten die Übrigen eben mit Kissen auf dem Boden Vorlieb nehmen.
    Rasch eilte Tina zurück in die Küche und goss noch eine Kanne schwarzen Tee auf. Als sie zwei Kannen Kaffee ins Wohnzimmer brachte, klingelte es. Tina stellte die Kannen zu den vielen Tassen auf dem Tischchen in der Ecke, flitzte in den Flur und merkte, wie sie sich anspannte, als sie die Tür öffnete.
    Da stand er, der Mann, den sie heute erst zum dritten Mal sah: etwas größer als sie, schlank, weißer Anzug, weißes Hemd, weiße Schuhe. Ein nicht zu übersehendes, silbernes Kreuz auf der Brust. Grauweißes, schulterlanges Haar, silberne Brille. Und dahinter diese Augen, diese graugrünen, gütigen, mitfühlenden, manchmal vor Begeisterung sprühenden Augen!
    Tina wurde den Verdacht nicht los, dass sie auf dem besten Weg war, sich in den Mann zu verlieben. Auch wenn er fast 20 Jahre älter war als sie.
     „Hallo, Tina, ich wollte eigentlich längst da sein, um dir ein bisschen zu helfen, aber ich hab mich total verfahren.“ Jonas trat in den Flur, breitete die Arme aus und legte sie um die vor Überraschung erstarrte Tina. Das hatte er ja noch nie gemacht! Sie umarmte ihn vorsichtig zurück, während er kundtat: „Ich wünsche dir Glück und Zufriedenheit!“
    Dann ließ er sie los, und Tina stotterte: „Äh ja...wünsche ich dir...natürlich auch.“
    Jonas strahlte sie an, als sei sie die Offenbarung. Tina schaute weg und zeigte nach rechts. „Ich hab da im Wohnzimmer was vorbereitet.“
    Kurz darauf sah er sich im Raum um und meinte anerkennend: „Das hast du gut gemacht. Genauso hab ich mir das vorgestellt. Tee, Kaffee, was zu knabbern. Prima, und anscheinend hast du ja eine Menge Leute mobilisieren können.“
    „Na ja, wir sind ungefähr fünfzehn, wenn alle kommen.“
    „Ganz toll.“ Jonas steuerte auf das Tischchen in der Ecke zu. „Ich werde mich ein bisschen stärken, bevor wir anfangen.“
    Tina wollte ihm gerade folgen, um ihm Kaffee einzuschenken, als es erneut an der Tür klingelte. Es war ihr Nachbar Benny von oben, und er hatte tatsächlich zwei Klappstühle dabei sowie einen irgendwie finster und ungepflegt aussehenden Freund. Hinter den beiden stand die dicke Yvette, die Nachbarin von unten, die ihre alte, kranke Mutter mitbrachte. 
    Tina schickte die vier ins Wohnzimmer, eilte in die Küche und kümmerte sich um den schwarzen Tee, als es schon wieder klingelte.
    Jonas war vor ihr an der Tür und ließ Tinas ständig alkoholisierten Arbeitskollegen Holger und seine Frau herein, umarmte beide herzlich und begrüßte sie mit: „Ich wünsche euch Glück und Zufriedenheit!“
    Auf die gleiche Weise empfing er Gottfried („Hausmeister an einer Schule“, stellte Tina ihn vor), Ramona, eine ehemalige Mitschülerin, und deren Bekannte. Außerdem kamen Gerlinde, eine Arbeitskollegin von Tina, und ihre Tochter, sowie schließlich Tabea Römer, eine Boutiquebesitzerin, bei der Tina schon so manches eingekauft hatte.
    Die Römer, eine garantiert magersüchtige Person, präsentierte zur Überraschung aller ihre Zwillingsschwester, die wie eine exakte Kopie von ihr aussah, vom starken Make-up über die schwarz gefärbten Haare bis hin zur Magersüchtigkeit. Schien es Tina nur so, oder umarmte Jonas die beiden länger als alle anderen?
    Wie auch immer, kurz darauf saßen oder standen alle im Wohnzimmer beisammen, beäugten sich und trauten sich kaum, ein Gespräch anzufangen. Bis schließlich Jonas die Initiative ergriff, jeden jedem vorstellte, allen das ,Du‘ aufs Auge drückte und jedem ein kleines Kompliment machte, sogar Holger, der so stark nach Alkohol roch, dass Tina sich für ihn schämte. Da es auch über sein Aussehen nichts Positives zu berichten gab, lobte Jonas die geschmackvolle Farbkombination seiner Krawatte.
    Schließlich stellte
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