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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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gegen Ende August, nach fast vier Monaten, die Belagerung Neapels, den ganzen Feldzug abgebrochen und sich in einer Sänfte nach Capua, nach Monte Cassino tragen lassen. Halbtot kam er nach Oberitalien, wo bald eine blutige Fehde neben der anderen tobte, die mächtigen Adelscliquen, die Städte einander bekriegten, und man am 7. Juli 1191, am Tag des hl. Apollonius, Patron Brescias, mit seinem Namen als Schlachtruf Tausende von Cremonesen in den Fluß Oglio trieb, wo sie elend umkamen, viele auch, um diesem Schicksal zu entgehen, sich noch auf dem Schlachtfeld selbst das Leben nahmen.
    Ende 1191 weilte Heinrich wieder in Deutschland. Sein erster Versuch, Sizilien zu erobern, war gescheitert, Kaiserin Konstanze, in Salerno, der Hochburg abendländischer Medizin, Heilung suchend, zudem in Tankreds Hände gefallen. Der König übergab sie im nächsten Jahr Papst Coelestin, und der ging nun aus seiner Reserve heraus. Er legte die Maske ab, wechselte entschlossen die Fronten, belehnte Tankred noch im Sommer 1192 feierlich mit dem Königreich Sizilien und schloß das vorteilhafte Konkordat von Gravina (Juni 1192), in dem der Sizilianer viele Vorrechte der Krone verlor. Der Papst aber, der den Usurpator als König definitiv anerkannte, behielt die Lehnshoheit über Süditalien samt Sizilien und konnte seine Kirchenhoheit über den Rahmen des Vertrags von Benevent (1156) noch ausdehnen. 7

Regierungskünste – Bestechungen und Mord

    Freilich sorgte Heinrich auch aus der Ferne dafür, das Reich seines Gegners durch eine Reihe kleinerer Konflikte zu zermürben. Das gehörte zur Regierungskunst. Oder, modern gesagt, zur politischen Flexibilität. (Als die Genuesen ihn leerer Versprechungen ziehen, riet er ihnen, sich schadlos durch einen Krieg gegen Aragonien zu halten. Auch Richard von England, dessen gewaltiger Festlandbesitz von der Normandie bis zu den Grenzen Navarras französische Lehen waren, forderte er 1195 auf, den französischen König, mit dem ihn, den Kaiser, ein Bündnisvertrag verband, ja dessen Reich er zeitweise selbst zu erobern gedachte, kräftig zu bekriegen, und versicherte seine Unterstützung dabei.)
    In Italien, großenteils Reichsland, einschließlich der italischen Inseln, hatte Heinrich an diversen Plätzen Besatzungen stationiert. Und kaum lag Apulien hinter ihm, wurden in Capua durch Verrat der Bürger alle Deutschen ermordet. Es kam auch zu größeren Treffen. Häufig aber unternahm man bloß Streifzüge, rang um einzelne Orte, um Burgen, von denen Teile Apuliens übersät waren. Man verteidigte sich oft heftig, da man das Plündern der Deutschen fürchtete. Auch Geistliche griffen in die Waffengänge ein. Abt Roffrid von Monte Cassino eroberte mehrere Kastelle. Als sich Monte Rodone wegen Wassermangel ergab, wurde die gesamte Mannschaft auf den Mauern gehängt, die Burg ruiniert. Auch in Oberitalien kreuzte man weithin die Klingen, und es war der Kaiser, der dies schürte. Erst als sein neuer apulischer Feldzug bevorstand, ließ er im Winter 1193/1194 seinen Ministerialen Trushard von Kestenberg zwischen den lombardischen Städten Frieden stiften, um das Land ungestört passieren zu können. 8
    Auch in Deutschland waren die Verhältnisse gespannt.
    Es kam zu Erbstreitigkeiten der Fürsten, zu Kämpfen des Markgrafen Albert von Meißen, gerade von Heinrichs Italienzug nach Hause entflohen, gegen seinen Bruder Dietrich, wobei Albert nicht nur Burg um Burg an sich riß, sondern im Kloster Altenzelle auch 3000 Mark Silber aus dem Altar holte, die sein verstorbener Vater dort aufbewahrt hatte. Es kam zur völligen Verwüstung Bayerns, zu Fehden der Welfen in Sachsen, zur furchtbaren Verheerung auch dieses Landes, zum Aufstand der Bürger in Braunschweig, zur Zerstörung Wolfenbüttels.
    Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Kirche, zu Feindseligkeiten der Pfaffen untereinander, wie dem Anschlag des ehrgeizigen Bischofs Waldemar von Schleswig, eines Sohnes des 1157 ermordeten Königs Knud V., auf den erzbischöflichen Stuhl von Bremen. Es kam zu dem jahrelangen Streit des Bischofs Eberhard von Merseburg mit dem Abt von Pegau.
    Freilich war Zwietracht unter Klerikalen, Zwist zwischen Welt- und Ordensklerus sowie der Klöster untereinander ein ungewöhnlich häufiges, mühelos bändeweise zu belegendes Phänomen. Man hadert beim Verkaufen, Tauschen, man ringt, unblutig und blutig, um Ländereien, um Felder, Wälder, Höfe, Zehnten, um Grenzen, Kirchen, Abteien und Subsidien, kurz, um Geld und
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