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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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Kurialstils.
    Es überrascht wohl kaum, daß der junge Fürst, mehr Staatsmann denn Kriegsmann, als welcher er wiederholt »versagte« (Fuhrmann), sich in der Wahl seiner engsten Vertrauten so sicher erwies wie in der Beurteilung eigener Familienmitglieder; daß er gern kongeniale Naturen, Männer analoger Wesensart und ebenbürtiger Begabung an seinen Hof zog, ihm nah verwandt »in ihrer konsequenten, jeden Vorteil geschickt ausnutzenden, im Notfall auch brutalen Vorgehensweise« (Seltmann). Daß keiner dieser Edelmenschen altruistisch sich aufopferte, daß jedem der eigene Nutzen wichtiger als der des Reiches war, versteht sich von selbst und ist folgerichtig – obwohl keiner von ihnen den Herrscher während seiner Krisenzeiten in Deutschland verlassen hat.
    1189, beim Tod Wilhelms II., des letzten Normannenkönigs, war Heinrich sogleich entschlossen, das ausgedehnte normannische Erbe anzutreten und den alten Rechtsanspruch auf die Vereinigung Süditaliens und Siziliens mit dem römischen Kaiserreich, das antiquum ius imperii, notfalls mit Gewalt zu erstreiten. Zwar leisteten die apulischen Barone auf einem Reichstag zu Troia Heinrich den Treueid und bekannten sich zu ihm als neuem Herrscher. Aber Papst Clemens III. (VI 558 f., 566) verfolgte die Schwerpunktverlagerung des staufischen Interesses in den Süden, die Expansivität ihrer Politik im Mittelmeergebiet mit Mißtrauen. Denn er, der sich für den obersten Lehnsherrn des Königreichs Sizilien hielt, wünschte insbesondere, wie noch viele Päpste, keine staufische »unio regni ad Imperium«, keine Personalunion zwischen Sizilien und dem Deutschen Reich, er mochte nicht den Kirchenstaat von beiden Seiten umklammert und in seiner politischen Unabhängigkeit bedroht sehen.
    Also hoben unter seinem Einfluß eine stauferfeindliche Nationalpartei, der sizilische Hofadel und die Barone der Insel einen illegitimen Enkel Rogers II. (VI 427 f.) und Halbbruder des verstorbenen Königs auf den Thron, einen Mann, zumindest für die staufischen Quellen, aus nichtparitätischer Ehe, den Grafen Tankred von Lecce; und dies, obwohl er gerade Konstanze den Treueid geschworen (übrigens schon einmal, 1161, sich an einem Anschlag auf Wilhelm I. beteiligt hatte und verbannt worden war). Doch der Papst entband ihn und die sizilischen Granden ausdrücklich vom Eid und beauftragte den Erzbischof Walter von Palermo, Tankred am 18. Januar 1190 zum König zu krönen; worauf dieser zeitlebens Heinrich am Gewinnen der sizilischen Krone mit viel Geschick hinderte, zumal durch Zugeständnisse an den Papst, den englischen König und ein Ehebündnis mit dem byzantinischen Kaiser Isaak II. Angelos. 4
    Doch sollte Heinrich sich dies bieten lassen? Sollte er auf ein Land verzichten, das fast alle Kaiser des Mittelalters zu gewinnen suchten und das ihm jetzt durch Konstanzes Mitgift zufiel? Sollte er sein von so vielen anerkanntes Erbrecht preisgeben und die provokante, auf Spaltung zielende Intervention des Papstes hinnehmen, der fast als einziger im deutschen König nicht den rechtmäßigen Erben sah?
    Der Krieg war unvermeidlich.
    Tankred hatte unterdessen seine Position auf Sizilien gefestigt und sich im November 1190 mit Richard Löwenherz verbündet – der Vertrag kam zur Bestätigung an Clemens III. Bereits im Frühjahr 1191 ging der Sizilianer auf dem Festland gegen die apulischen Barone vor. Zur selben Zeit zog Heinrich, der um die Jahreswende »magno exercitu« den Brenner überschritten, die lombardischen Städte auf seine Seite gebracht, nach Rom, wo ihm Clemens, der Begünstiger Tankreds, die Kaiserkrone aufsetzen sollte. Doch der Papst lag Ende März gerade im Sterben, und sein Nachfolger, der schon fünfundachtzigjährige, aber zähe, wendige Coelestin, ebenfalls Gegner der staufischen Sizilienpläne, nahm sogleich und noch hartnäckiger die kuriale Spaltungspolitik auf, wenn er auch zunächst den offenen Kampf vermieden, die endgültige Entscheidung hinausgezögert hat. 5

Tuskulums Ende, ein deutsch-vatikanisches Gemeinschaftswerk

    Coelestin III. (1191–1198), eigentlich Giacinto (Hyacinthus) Bobone, entstammte einer römischen Adelsfamilie, die dann den Namen Orsini führte, zumeist stauferfeindlich war und durch ihre enge Verbindung mit der Kurie Macht und Bedeutung gewann. Bei seiner Wahl wurde der Hochbetagte – seit langem der einzige Pontifex, der seine ganze Amtszeit in Rom verbringt – erst am 13. April 1191 zum Priester und gleich am nächsten Tag, an Ostern, in St.
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