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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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Virneburg mit dem Erzbistum Mainz providierte, das kaiserlich gesinnte Domkapitel aber am nächsten Tag den bei Johann unbeliebten Balduin von Trier zum Provisor bestellte, begann dieser gegen den Konkurrenten einen »schlimmen Verwüstungskrieg« (Thomas), und der Papst hatte sich zu seinen Lebzeiten einen Machtwechsel in Deutschland selbst verbaut. Denn das Zweckbündnis, das Kaiser und Bischof nun verband und wenigstens hier das Regiment des Bayern sicherte, reichte noch Jahre über den Tod des Papstes hinaus.
    Johann XXII. starb am 4. Dezember 1334. Und wie der Wittelsbacher schon früher wiederholt mit ihm zu einer Verständigung hatte kommen wollen, so machte er auch in dessen letzter Lebenszeit noch einen solchen Versuch »in der demütigsten Weise« (Fritze). Ja, er hätte noch im Jahr vor Johanns Tod gegen die Lösung vom Bann zugunsten seines Vetters Heinrich von Niederbayern auf die Krone verzichtet. Doch der starrsinnige Greis blieb unnachgiebig bis zuletzt, als ihn bekanntlich die tiefsinnige Frage quälte, bis zu welchem Grade Gestorbene Gott schauten ...
    Sein Nachfolger, der Mönch Kardinal Jacques Fournier, der dritte Papst in Avignon, von einem Zeitgenossen verhöhnt als »eine Tonne unvermischten Weines«, Benedikt XII. (1334–1342.), schien zunächst zu einem Ausgleich oder doch zu Verhandlungen bereit, wobei ihm der Kaiser abermals weit entgegenkam. Doch Benedikt, ein Franzose wieder, stieß auf den Widerstand der Könige von Frankreich und von Neapel und setzte darauf die Politik seines Vorgängers fort, der ihn ja auch zum Kardinal gemacht und zur besonders eifrigen Ausrottung der »Ketzer«, der Waldenser, der Albigenser, in seinen Diözesen zweimal beglückwünscht hat. Und wenn Jacques Fournier auch nur eine Handvoll verbrannte, viele andere freilich auf der Folter körperlich und seelisch verkrüppelt haben soll: die von ihm Verfolgten verfluchten ihn als Teufel, während dies ihn für Johann XXII. zum Kardinal doch gerade prädestinierte.
    Obwohl der Wittelsbacher also weitgehendes Entgegenkommen signalisiert hatte, fand der Papst, zu sehr vom französischen König abhängig, es nicht weitgehend genug, sprach er dem Kaiser wirkliche Reue ab und verweigerte ihm die Absolution. Als darum der Hundertjährige Krieg (1337–1453) zwischen Frankreich und England ausbrach, den der »friedliebende« Papst (Seppelt) gerne verhindert hätte, da so seine ganze Hoffnung auf einen Kreuzzug zerbrach, trat Kaiser Ludwig (gegen 300000 Gulden) auf Englands Seite ein, wechselte aber während des Konflikts die Front in der Erwartung, durch König Philipp VI. von Valois zu einem Ausgleich mit der Kurie zu kommen, worin er sich täuschte. Und als er dann noch, getrieben vom »Götzendienst des Geizes« (Matthias von Neuenburg), gestützt auf Gutachten des Wilhelm von Ockham und Marsilius von Padua, den Tirolereheskandal sich leistete, indem er die reiche Erbin der Grafschaft Tirol, Margarete Maultasch, vom Sohn des Böhmenkönigs Johann schied und dafür mit seinem eigenen Sohn, dem Brandenburger Markgrafen, verband, wobei er auch noch das Ehehindernis der Blutsverwandtschaft dritten Grades ignorierte, da begann, schrieb Abt Johann von Victring, der Geruch des Kaisers »in den Nasen der Fürsten zu stinken und sie sagten, er habe das Reich wegen seiner groben Vergehen verwirkt«.
    Auch Erzbischof Balduin von Trier fiel nun von ihm ab und schwenkte auf den Kurs des neuen Papstes ein, Clemens' VI. (1342 bis 1352), des vornehmen Südfranzosen Pierre Roger. Er war schon länger ein Günstling des französischen Hofes und ein Gegner des Kaisers. Von 25 seiner neuen Kardinäle stammten 22 aus dem heutigen Frankreich, und Clemens war eher unversöhnlicher noch als sein Vorgänger. Neue Vermittlungsversuche des immerwährend schwankenden Wittelsbachers im Herbst 1342 beantwortete der Papst im nächsten Jahr mit einem neuen Prozeß. Er exkommunizierte den Kaiser am 13. April (Gründonnerstag) 1346, erklärte ihn für ehrlos, für rechtlos, noch seine Söhne, seine Enkel sollten unfähig sein zu jedwedem Amt. Den ganzen Haß, den wir von so vielen Päpsten kennen, schleuderte er ihm in seiner Bannbulle entgegen. »Wir flehen die göttliche Allmacht an, daß sie des erwähnten Ludwigs Raserei zuschanden machen, seinen Hochmut zu Boden werfen, ihn durch die Kraft ihres rechten Armes niederstürzen und ihn den Händen seiner Feinde und Verfolger wehrlos übergeben wolle. Sie lasse ihn in ein verborgenes Netz fallen. Sein
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