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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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Kriegführung bestand in aller Regel nicht in courtoisen Attacken à la »Lohengrin« – »welch ein orden bist dû, werdiu ritterschaft!« –, sondern in der entmenschten Verheerung feindlicher Gebiete, in ihrem unbarmherzigen Ausplündern, Einäschern. Man »brannte ungeschützte Dörfer nieder, trieb das Vieh weg und sah dabei großzügig darüber hinweg, wenn die zu Fuß mitmarschierenden Leute mordeten und vergewaltigten. Das tat dem hehren Ethos der adeligen Herren keinen Abbruch« (Thomas). Dabei wurden besonders die Gegenden um Landsberg, um Regensburg ausgeraubt, verwüstet, wurden vor allem Ludwigs Ländereien und Eigengüter so schwer heimgesucht, daß er angeblich sogar zu resignieren gedachte; man kolportierte auch Gerüchte über ein Mordkomplott gegen ihn, ja in Straßburg sollte er in einer Nacht des Jahres 1320 anscheinend wirklich umgebracht werden.
    1322 aber kam es am 28. September zur Entscheidung bei Mühldorf am Inn, wo nur wenige Tage zuvor der auf österreichischer Seite stehende Erzbischof Friedrich von Salzburg vierzig seiner Haudegen zu Rittern geweiht hatte, dann selbst aber nicht in die Schlacht ritt, die letzte große Ritterschlacht auf deutschem Territorium, in der es freilich, wie üblich, nicht immer so ritterlich zugegangen, doch auf beiden Seiten zuvor die hl. Messe gefeiert und die hl. Kommunion empfangen worden ist.
    Der Wittelbacher hatte den Oberbefehl an den Böhmenkönig Johann, den einzigen Sohn Kaiser Heinrichs VII., abgetreten, sich selbst auch eher zurückhaltend am Kampf beteiligt, um nicht zu sagen versteckt, hatte elf Ritter die gleiche Rüstung tragen lassen, die er selber trug, und jedenfalls persönlich kaum den Sieg erkämpft. Auch sah es lange so aus, als behielte der in vorderster Front fechtende Habsburger die Oberhand, wobei er fünfzig Gegner mit eigener Hand gefällt haben soll – vielleicht die imposante Effizienz der hl. Messe vom frühen Morgen? (Wenn die Sache dennoch schiefging, so wohl deshalb, weil König Friedrich auch mit einem Haufen heidnischer Kumanen in seinem Heer kämpfte, die auf ihrem Anmarsch von Passau her sogar Kirchen gebrandschatzt und Greuel aller Art verübt hatten, nach klerikalen Quellen jedenfalls.)
    Nicht wenige der habsburgischen Truppenteile begannen schon gegen Nachmittag die Blutarbeit einzustellen und zu plündern, als plötzlich ein neues Truppenkontingent erschien, jedoch nicht der von den Österreichern erwartete Herzog Leopold – er stand am Schlachttag bei Fürstenfeld, westlich von München, alle seine Meldungen an den Bruder waren von den Bayern abgefangen worden, so daß Friedrich nicht wußte, wann jener zur Stelle sein werde. Es war eine Verstärkung für Ludwig, der mächtige Burggraf Friedrich IV. von Nürnberg, der offenbar noch aus dem Ritt heraus den Gegner überrannte, was die Schlacht entschied, in der es nach dem böhmischen Chronisten Peter von Zittau 1100 Tote gab. »Her öheim, ich sach euch nye so gern«, »Vetter, es freut uns, Euch hier zu sehen«, begrüßte der Bayer den ihm gefangen vorgeführten Habsburger, der darauf für zweieinhalb Jahre auf Burg Trausnitz an der Naab in der Oberpfalz verschwand – wie darüber hinaus das Haus Habsburg ein ganzes Jahrhundert aus dem Kreis der Könige. 14
    Ludwig, der viel erreicht hatte, wollte mehr. Er wurde sowohl im Nordosten Deutschlands als auch in Italien expansiv. Zum Mißfallen vieler vergrößerte er seine Hausmacht, indem er nach dem Aussterben der Askanier 1323 die Mark Brandenburg seinem ältesten, gerade acht Jahre zählenden Sohn Ludwig zuschanzte, ein zwar abgewirtschaftetes Gebiet, doch ein Kurfürstentum, mit dessen Erwerb Böhmenkönig Johann gerechnet hatte, was den guten Beziehungen beider nicht förderlich war. Ein Jahr darauf vermehrte Ludwig die Witteisbacher Macht durch eine zweite Ehe, seine Heirat mit Margarete von Holland.
    Als er aber in Wahrnehmung deutscher Reichsrechte in Italien einschritt, als er zur Unterstützung Mailands das Militärpotential des Papstes, das 1323 unter dessen Neffen, dem Kardinallegaten Bertrand du Poujet, Mailand zu erobern suchte, zurückwies, als Ludwigs Vikar Berthold von Neuffen den abziehenden Belagerern nach Monza nachsetzte, geriet der König augenblicklich in einen schweren und lebenslangen Konflikt mit Johann XXII. – die letzte große Auseinandersetzung zwischen Kaiser- und Papsttum im Mittelalter. 15
»Bei Gott, ihre Wut soll meiner Wut ... begegnen!«

    Der Thronstreit in Deutschland hatte
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