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Riskante Versuchung

Riskante Versuchung

Titel: Riskante Versuchung
Autoren: S Brockmann
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1. KAPITEL
    „Es war eine dunkle und stürmische Nacht“, sagte Doris am anderen Ende der Telefonleitung, „als plötzlich ein Fremder aus dem Nebel auftauchte.“
    Jess Baxter lachte und spähte durch die Fliegentür hinaus in den kleinen Lichtkegel, den die Außenlampe auf ihre hintere Veranda warf. „Erstens, es mag zwar Nacht sein, allerdings habe ich sämtliche Lichter eingeschaltet“, erklärte sie der älteren Frau, die die Tagesmutter ihrer Tochter und ihre langjährige Freundin war. „Es ist also nicht dunkel. Zweitens ist es nicht stürmisch, und Nebel ist auch nicht in Sicht. Und Rob ist wohl kaum ein Fremder.“
    „Doch er ist auch nicht gerade Elmer Schiller“, konterte Doris in Anspielung auf den schüchternen älteren kleinen Mann, der der Vormieter des kleinen Anbaus neben Jess‘ Haus gewesen war.
    „Nein, ist er nicht“, musste Jess einräumen. Sie hörte ein merkwürdiges polterndes Geräusch. Das musste Rob Carpenter sein, ihr neuer Mieter, der irgendetwas Schweres die Verandatreppe hoch und zu seiner Wohnung schleppte.
    „Mal ehrlich, was weißt du denn wirklich über diesen Typen?“, hakte Doris nach.
    „Ach komm schon.“ Jess lief zurück in die Küche und schenkte sich ein Glas Eistee ein. „Er wohnt seit Monaten ein Stück die Straße hinunter.“ In den vergangenen sechs Monaten hatte Rob das Haus ihrer Nachbarn gemietet, während diese in Europa unterwegs waren.
    „Wo kommt er her?“, fragte Doris. „Wo hat er gewohnt, bevor er in das Haus der Hendersons gezogen ist? Wie ist seine Familie? Wo ist er aufgewachsen? Irgendwelche tief verwurzelten psychischen Probleme? Irgendwelche Neigungen zu Gewalt? Bevorzugt er ein Messer oder eine Schusswaffe, wenn er einen Mord begeht?“
    „Du hast zu viele schlechte Fernsehfilme gesehen“, spottete Jess und bemühte sich, nicht durch die Fliegengittertür zu schauen, an der der Mann, um den sich das Gespräch drehte, gerade einen weiteren Karton vorbeitrug.
    „Darf ich dich daran erinnern, dass ein Serienkiller frei herumläuft?“, ließ Doris nicht locker. „Tatsache ist doch, dass du diesen Typ so gut wie gar nicht kennst.“
    „Nächstes Mal nehme ich ‚Wahl der Mordwaffe‘ in den Bewerbungsbogen für die Mieter auf“, entgegnete Jess trocken.
    „Ich mache mir Sorgen um dich und Kelsey“, erwiderte Doris. „Ihr lebt da ganz allein. Vielleicht solltet ihr euch einen großen Hund anschaffen.“
    „Vielleicht solltest du einen Kurs zum Thema Stressbewältigung besuchen.“
    „Das ist doch der Kerl, der zu all deinen Shows auftaucht, oder?“, fragte Doris. „Der, von dem du mir erzählt hast.“
    „Ja, stimmt schon“, gab Jess zu und malte auf der beschlagenen Außenseite ihres Glases herum. „Ich habe ihn ein- oder zweimal erwähnt.“
    „Na, ein bisschen öfter, würde ich sagen. Ich hab schon einiges über Rob gehört, den soliden, verlässlichen Geschäftsmann, der so höflich ist und hübsche Augen hat. Man könnte glatt meinen, du gedenkst ihm eine größere Rolle zu als nur die deines Mieters.“
    Jess verdrehte die Augen. „Doris!“
    „Ich glaube, du hast dir überlegt, er könnte ein guter Vater sein.“
    „Ehrlich, fang nicht wieder damit an.“
    „Schätzchen, ich werfe dir ja gar nichts vor“, verteidigte Doris sich. „Es ist zwei Jahre her, seit du Ian hinausgeworfen hast. Da ist es nur verständlich, dass du dich nach ein wenig männlicher Gesellschaft sehnst. Und weiß der Himmel, du könntest Unterstützung gebrauchen - sowohl finanzielle als auch bei Kelseys Erziehung. Aber häng dich nicht an einen Typen, den du nicht richtig kennst, nur um …“
    „Doris …“, unterbrach Jess den Wortschwall ihrer Tagesmutter.
    „Ich meine ja nur, wenn in seiner Nähe dein Herz wie wild klopft und es echt knistert zwischen euch, dann wunderbar. Sorg dennoch dafür, dass du dir im Klaren darüber bist, worauf du dich einlässt.“ Doris redete schnell, weil sie es so eilig hatte, alles loszuwerden. „Ian Davis taugte nichts, allerdings war er nie gewalttätig - zumindest nicht gegen dich oder Kelsey. Aber man hört doch immer wieder von diesen höflichen, stillen Männern, die am Ende mit einer Maschinenpistole …“
    „Na fabelhaft, ich werde heute Nacht bestimmt gut schlafen“, sagte Jess.
    „Dieser Rob könnte der gesuchte Serienkiller sein“, fuhr Doris unbeirrt fort.
    „Er könnte ebenso gut Elvis Presley sein“, entgegnete Jess. „Verkleidet, um sich vor seinen Fans zu
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