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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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Feier ihres Heros arg übertrieben worden ist. Ludwig machte dieser Sieg kaum bekannter in Deutschland, schon gar nicht populär, er sicherte ihm aber die Herrschaft in Niederbayern. Auch versöhnte er sich danach rasch wieder mit Friedrich – was sich bei Wolf gang Menzel (nach der von dem Zisterzienser Johann von Viktring überlieferten Geschichte) so liest: »die alte Liebe kehrte wieder und sie schliefen zusammen in Salzburg in Einem Bette«. 13
    Doch schon bald kam es zu einer weiteren Konfrontation der beiden, worauf ein abermals größerer Konflikt folgen sollte.
    Ein Jahr nämlich nach Kaiser Heinrichs Tod wurde im Oktober 1314 bei Frankfurt das neue Reichsoberhaupt bestimmt, wobei jedoch eine Doppelwahl erfolgte. Zwei Wahlherren, Rudolf, der Pfalzgraf bei Rhein, und der Metropolit von Köln, wählten am 19. Oktober Friedrich von Österreich zum König, dessen Kandidatur auf seine eigene Initiative zurückging. Der Pfalzgraf hatte sich für seinen Wechsel von den Luxemburgern zu den Habsburgern viel Geld zahlen lassen; ebenso hatte der Kölner Erzbischof Heinrich II., Graf von Virneburg, ein von dauernder Finanznot geplagter Kurienparteigänger, unter schamlosen Bedingungen seine Wahlstimme an Habsburg verkauft, gegen ein Angebot Leopolds von Österreich von 44000 Silbermark (etwa 176000 Gulden) für ihn und weitere 2000 Mark für seine Räte.
    Am Tag darauf, am 20. Oktober, wählten fünf Reichsfürsten – nach zweimaliger Zelebrierung einer Heilig-Geist-Messe, wie man dem Papst meldete (der dann sehr wenig Freude an dieser Frucht des Geistes haben sollte) – Ludwig den Bayern zum König, und auch er hatte sich gleichfalls und schon früh zur Kandidatur gedrängt. Empfohlen wurde er vom Mainzer und vom Trierer Erzbischof, und für die erfolgreiche Bemühung kassierte der Mainzer 11000 Mark, der Trierer 22000 Mark. Beide und der hinzugewonnene Kölner Seelenhirte ließen sich auch diverse Rechte bestätigen, der Kölner zum Beispiel das Recht als Erzkanzler für Italien, das westfälische Herzogtum, das kölnisch-rheinische Herzogtum, ferner Rechte auf Lehen, Güter, Schenkungen, Münze, Gerichtsbarkeit, auch »jedes Recht an Juden«. Schließlich strebten diese geistlichen Herren höchst zielbewußt eine Art Kleinkönigtum innerhalb ihrer Diözese an.

Die Schlacht bei Mühldorf oder »Her öheim, ich sach euch nye so gern«

    Da sich das Mehrheitswahlrecht der Kurfürsten damals noch nicht durchgesetzt hatte, standen nun wieder der Wittelsbacher und der Habsburger einander gegenüber. Und vermutlich verhinderte eine schnelle militärische Schlappe des zwar mehrheitlich gewählten, doch an Machtmitteln schwächeren Wittelsbachers nur jener Konflikt, den gerade seinerzeit Österreich mit den Eidgenossen austrug, wobei das schwergepanzerte, wenig wendige Ritterheer Habsburgs – ein kriegsgeschichtlich bedeutsamer Vorgang – von dem leichtbewaffneten, viel beweglicheren Fußvolk aus Schwyz und Uri am 15. November 1315 in der Schlacht am Berg Morgarten so aufsehenerregend geschlagen wurde; der österreichische Feldherr Herzog Leopold entkam »fahl wie ein Halbtoter«.
    Der Thronkampf aber dauerte fort. Der Papst, mehr noch König Robert von Neapel, jetzt auch Generalkapitän des Kirchenstaates, hatten ein Interesse daran. Zudem wich der Wittelsbacher einer Feldschlacht von Mal zu Mal aus. Fast acht Jahre lang schleppten sich so die Scharmützel, Brandschatzungen, Verwüstungen über weite Gebiete unentschieden hin. Und unter Soldzahlungen, für deren Beträge man Jahr für Jahr mehr als 62000 Tonnen Roggen hätte kaufen können – zur Zeit beginnender Wüstung, der Mißernten, der Teuerung, die den Kornpreis auf das Acht- bis Zwölffache trieb, zur Zeit einer die Armen massenhaft verschlingenden Hungerkatastrophe. Sie kostete, nach Erzbischof Peter von Mainz, von 1314 bis 1317 allein in seiner Nachbardiözese Metz 100000 Menschen das Leben. Nur von Mai bis Mitte Oktober 1316 ließ Ypern (mit etwa 20000 Einwohnern) 2794 Leichen begraben. Nur in Colmar, berichtet Johann von Winterthur, habe man damals vor den Stadtmauern in fünf Massengräbern 13600 Verhungerte verschwinden lassen. Gewinnbringend warf der Deutsche Orden, Profiteur des Elends, die enormen Getreideernten des geraubten Baltikums (S. 186 ff.) auf den westeuropäischen Markt.
    Es war das Zeitalter ritterlicher Kultur. Doch wie immer man über den ordo militaris, das ritterliche, höfische, herrliche Geschlecht denken mag, die ritterliche
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