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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition)
Autoren: Brandon Sanderson
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Prolog
    G educkt kroch Wax an dem zerbrochenen Zaun entlang. Seine Stiefel knirschten über den trockenen Boden. Er hielt seinen Sterrion 36 in Kopfhöhe; der lange, silbrige Lauf war mit rotem Lehm bestäubt. Der Revolver machte zwar keinen besonders ansehnlichen Eindruck, doch die sechsschüssige Trommel war mit solcher Präzision in den Rahmen – aus einer Stahllegierung – eingesetzt, dass in ihren Bewegungen nicht das geringste Spiel war. Das Metall schimmerte nicht, und in den Griff waren keinerlei exotische Materialien eingelassen. Aber die Waffe lag so gut in seiner Hand, als wäre sie eigens dafür geschaffen worden.
    Der hüfthohe Zaun war baufällig, das Holz, mit der Zeit grau geworden, wurde von ausgefransten Seilen zusammengehalten. Es roch nach hohem Alter. Sogar die Würmer hatten dieses Holz schon vor langer Zeit aufgegeben.
    Wax spähte über die Bretter, in denen sich viele Astlöcher befanden, und beobachtete die verlassene Stadt. Blaue Linien schwebten vor seinem Blick; sie nahmen ihren Ausgang in seiner Brust und deuteten auf Metallquellen in der Nähe – eine Auswirkung seiner Allomantie. Das Verbrennen von Stahl brachte dies hervor; es ermöglichte ihm, Metall aufzuspüren und dagegen zu drücken, wenn er es wollte. Sein Gewicht stand dann gegen das Gewicht des Metalls. Wenn es schwerer war als er, wurde er zurückgedrückt. War er selbst aber schwerer, dann wurde es von ihm abgestoßen.
    Doch jetzt drückte er nicht dagegen. Er beobachtete nur die Linien und wollte herausfinden, ob sich eine der Metallquellen bewegte. Aber alles blieb ruhig. Es handelte sich um Nägel, die Gebäude zusammenhielten, um leere Patronenhülsen im Staub und um Hufeisen, die in der stillen Schmiede aufgestapelt waren. All das wirkte genauso reglos wie die alte Handpumpe, die rechts von ihm in den Boden gerammt worden war.
    Auch er verhielt sich ganz still. Der Stahl brannte noch immer beruhigend in seinem Magen, und als Vorsichtsmaßnahme drückte er von sich aus recht vorsichtig in alle Richtungen. Noch vor ein paar Jahren hätte er diesen Kniff nicht beherrscht. Er drückte keinesfalls gegen einen bestimmten Gegenstand, sondern erschuf eine Art von Schutzblase um sich herum. Jedes Metall, das in seine Richtung fliegen mochte, würde dadurch ein wenig abgelenkt werden.
    Er befand sich nicht in vollkommener Sicherheit, denn er konnte noch immer getroffen werden. Aber nicht alle Schüsse würden das Ziel treffen, auf das sie abgefeuert wurden. Dies hatte ihm schon mehrfach das Leben gerettet. Er wusste nicht einmal genau, wie er das machte. Die Allomantie war für ihn oft etwas Instinktives. Irgendwie war es ihm sogar gelungen, das Metall, das er bei sich trug, davon auszunehmen. Die Pistole wurde dabei nicht aus seiner Hand gedrückt.
    Nachdem er die Blase erschaffen hatte, schlich er weiter am Zaun entlang und beobachtete die Metalllinien eingehend, damit sich niemand an ihn heranschleichen konnte. Feltrel war einmal eine blühende Stadt gewesen, doch das lag nun schon zwanzig Jahre zurück. Damals hatte sich ein Koloss-Klan in der Nähe angesiedelt, und das war gar nicht gut gewesen.
    Heute schien die Geisterstadt vollkommen verlassen zu sein, auch wenn er wusste, dass dem nicht so war. Wax war hergekommen, weil er einen Psychopathen jagte. Und er war nicht der Einzige.
    Er packte den oberen Rand des Zauns und sprang hinüber. Der rote Lehm knirschte unter seinen Füßen. Er duckte sich tief und rannte in gebückter Haltung zur Seite der alten Schmiede hinüber. Seine Kleidung war schrecklich staubig, aber gut geschnitten. Er trug einen feinen Anzug, hatte eine silberfarbene Krawatte umgebunden, und an den Ärmeln seines guten weißen Hemdes klimperten Manschettenknöpfe. Er hatte sich einen Kleidungsstil angewöhnt, der immer ein wenig fehl am Platze wirkte. Dabei sah er so aus, als würde er auf einen vornehmen Ball in Elantel gehen, und wirkte keinesfalls wie jemand, der in einer Geisterstadt des Raulands auf der Jagd nach einem Mörder war. Zur Vervollständigung seines Aufzugs trug er einen steifen runden Filzhut als Schutz gegen die Sonne.
    Da hörte er etwas. Jemand trat an der gegenüberliegenden Straßenseite auf eine knarrende Planke. Das Geräusch war so schwach, dass er es beinahe nicht bemerkt hätte. Wax reagierte sofort. Er fachte den Stahl an, der in seinem Magen brannte. Dann drückte er gegen einige Nägel in der Wand neben sich, gerade als ein Schuss die Stille durchschnitt.
    Die Wand
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