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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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ihm bzw. seiner apostolischen Kammer die beiden Kardinäle Berengarius (Onkel und Neffe) 5000 Goldgulden, der Kardinal Petrus de Columpna 12000 Goldgulden, der Kardinal Bernardus de Garvo 1000 Goldgulden, der Bischof Bertrandus von Agen 500 Goldgulden, der Bischof Johannes von Dol 3000 Goldgulden, 2400 Goldgulden und noch einmal 2000 fl. Der Bischof Guillermus von Paris schenkt dem Papst 3000, der Bischof von Straßburg 4000, der Bischof Jacobus von Saint Andrews 4000, der Bischof Robertus von Salisbury 6000 Goldgulden usw.
    Waren beim Tod des Papstes noch rund 500000 Goldgulden in der sozusagen offiziellen Kasse, so hatte Johann noch einen privaten Geheimschatz (pecuniae secretae) von über 600000 Goldgulden besessen, den er in seinem Studium parvum, in einer kleinen geheimen Kammer über dem Verbindungsgang von zwei Zimmern verwahrte. Und bei der Frage nach der Herkunft dieses gewaltigen Kapitals kommt selbst die katholische Kirchengeschichtsschreibung nicht um die Feststellung herum: »Zunächst, ganz allgemein gesprochen, müssen im Verlaufe des Pontifikats Johanns XXII. jene Gelder in die Privatkasse des Papstes geflossen sein, die nicht in die Contobücher der apostolischen Kammer eingetragen sind, obwohl sie an der Kurie entrichtet wurden.« 11

Der Armutsstreit

    Daß der hitzköpfige Hohepriester keinen Streit scheute, zeigte sich gleich zu Beginn seines Pontifikats bei den schweren Auseinandersetzungen in der Armutsfrage, die sich durch seine ganze Amtszeit zogen.
    Für Franz von Assisi war jeder, der Geld sammelte, ein Dieb und Räuber. Doch schon nach seinem Tod brach Unruhe darüber aus, eskalierte diese immer mehr, und es ist klar, daß für einen großen Teil des Franziskanerordens, zumindest für die radikaleren und konsequenteren, am Beispiel des evangelischen Jesus und des hl. Franziskus festhaltenden Gruppen, für die sogenannten Spiritualen, die Fratizellen mit ihren diversen Varianten (den Clarenern, Michaelisten oder Cesenisten, »fraticelli de opinione« etc.), die Finanzpolitik der Päpste, ganz besonders dieses Papstes, eine schwere Anfechtung war – beiseite der ungeheure Reichtum, der über die Bettelmönche plötzlich hereinbrach.
    1323 erklärte Johann in der Bulle »Cum inter nonnullos« die Lehre, Jesus und die Apostel hätten völlig besitzlos gelebt, als »Ketzerei«. Selbst Konservative kündigten jetzt Johann den Gehorsam. »Von einer Art Wahnsinn entflammt«, schreibt der 1348 gestorbene, Kaiser wie Papst freimütig kritisierende Franziskaner Johann von Winterthur, suche Johann XXII. »Gründe gegen die Armut Christi vorzubringen und verfolgt die Franziskaner, weil sie ihm Widerstand leisten, ohne Maß und Ziel; die Dominikaner ermuntern ihn, und er belohnt sie reichlich.« Die alte Feindseligkeit zwischen beiden Orden trieb seltsame Blüten. So brachten die Dominikaner zur Desavouierung der Franziskaner an ihren Klöstern, wo häufig Menschen vorbeigingen, Wandbilder des Gekreuzigten an, die eine Hand festgenagelt am Balken, die andere in einem Geldsack steckend.
    Im Streit um die Armutslehre bekämpfte Michael von Cesena, der Franziskanergeneral, erst konform noch mit dem päpstlichen Fiskalismus, die Spiritualen der Provence. 1322 jedoch vertrat er mit dem Generalkapitel von Perugia die Armutsdoktrin des Ordens. Es folgten Manifeste über Manifeste. Dann setzte Johann 1328 den Franziskaner ab, der ihn seinerseits als »Ketzer« erklärte. Er floh aus Avignon und schloß sich in Pisa Ludwig dem Bayern an. Generalvikar des Ordens wurde nun Bertrand de la Tour. Noch als Kardinal hatte er die Lehre von Jesu absoluter Armut verteidigt. Als aber der Papst entschied, Jesus habe Eigentum besessen, übernahm der Kardinal augenblicklich die neue Lehre und verfolgte die Anhänger der alten, die er ihnen einst selbst vorgeschrieben.
    Der bedeutendste Kopf in dieser streitbaren Phalanx war der Franziskaner Wilhelm von Ockham, der sich 1324 rühmte, solange er noch eine Hand, Papier, Feder und Tinte habe, brächten ihn weder Täuschung noch Lüge, weder Verfolgung noch Überredung von seinen Attacken auf den Papst ab. So wurde er in ein Häresieverfahren verstrickt, nach Avignon beordert, vier Jahre im Franziskanerkloster »arretiert«, bis er 1328 mit Ordensbrüdern wie Bonagratia, Franciscus de Marchia, Michael von Cesena zu Ludwig dem Bayern floh.
    An seinem Hof in München verfaßt Ockham zunächst mit anderen gemeinsam Flugschriften, Appellationen, Memoranden, die der Bischof von Paris
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