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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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Peter zum Papst geweiht. Wieder nur einen Tag darauf krönte er dort widerwillig Heinrich VI. zum Kaiser, der ihm nebst Gattin und Gefolge die Füße küßte und selbstredend die »Rechte« der römischen Kirche feierlich zu wahren versprach.
    Als Voraussetzung dafür, sozusagen als Krönungsgeschenk, hatte Coelestin allerdings die Übergabe von Tuskulum gefordert. Das schwer einnehmbare Bergnest, eine der ältesten Städte Latiums und für seine treudeutsche Gesinnung bekannt, wurde von den Römern seit langem mit geradezu manischem, selbst in jenen so gut christlichen Zeiten beinah beispiellosem Haß befehdet und konnte zuletzt den vereinigten Angriffen von Papst und Senat fast nicht mehr trotzen. Es unterstellte sich schließlich dem Schutz des heranziehenden Kaisers. Großzügig gewährte er der verzweifelten Stadt eine deutsche Besatzung. Doch dann, ganz darauf aus, Coelestin entgegenzukommen, zögerte er keinen Augenblick, Tuskulum in schimpflichster Weise preiszugeben, indem er die Verantwortung dem Papst zuschob.
    Kaum aber war die kaiserliche Besatzung abgezogen, stürzten sich die Römer wie wahre Teufel auf den wehrlosen Ort, der nun, am 17. April 1191, für immer unterging. Man plünderte ihn aus, riß die Mauern, die Türme ein, machte alles dem Erdboden gleich. Kein Stein blieb auf dem andern. Sämtliche Einwohner wurden qualvoll verstümmelt, getötet oder verjagt – ein deutsch-vatikanisches Gemeinschaftswerk, ein Doppelverrat von Kaiser und Papst. Heinrich, in der Ebene lagernd, sah den Himmel gerötet über der brennenden Stadt und hörte Stunde um Stunde die Todesschreie ihrer Bürger, deren ganzes Hab und Gut, wie vertraglich ausbedungen, der Heilige Vater bekam. – Kirchenhistoriker Kardinal Baronius (1605 beinah Papst geworden) nennt den »Fall des feindlichen Jericho« einen Akt göttlicher Gerechtigkeit, die Kriegführung der Römer durchaus mild! 6

Heinrichs VI. erster Anlauf auf Sizilien

    Nur widerstrebend hatte der greise Coelestin den jugendlichen Heinrich in Sankt Peter zum Kaiser erhoben und dann während seines ganzen siebenjährigen Pontifikats die rheinisch-welfisch-englische Opposition unterstützt. Sah er doch seine Rekuperations-, besser Expansionspolitik durch die des Kaisers gefährdet, durch die drohende Umklammerung des Kirchenstaates sowohl von Deutschland als auch von Sizilien her.
    Zunächst also suchte der Papst den Zug des Herrschers nach Sizilien zu hindern. Er warnte, verbot, verhängte auch über die kaisertreue Abtei Monte Cassino das Interdikt. Heinrich aber drängte es, das Erbe seiner Gattin sich zu sichern. Er brach auf, stürmte einige Grenzorte, verbrannte sie, worauf man ihm schon freundlicher entgegenkam. Capua, gerade erst zum König übergegangen, huldigte sofort wieder dem Kaiser. Der Erzbischof eilte ihm bis an die Grenze entgegen.
    Im Mai 1191 belagerte man Neapel, riß Ölbäume, Weinpflanzungen nieder, »verwüstete mit Feuer und Schwert alles im Umkreis« (Otto von St. Blasien), schloß die Stadt auch von der Seeseite ein, wo freilich Tankreds fast legendärer Admiral Margarita archipirata, der »König der See«, mit 72 Galeeren der königlichen Streitmacht die Pisaner Flotte des Kaisers vertrieb. Überdies dezimierte im August dessen Truppe eine Seuche, eine schwere typhusartige Krankheit. Neun Zehntel des Heeres sollen als Leichen vor Neapel geblieben sein. Auch eine Reihe von Fürsten wurde dahingerafft, darunter der Herzog von Böhmen und Erzbischof Philipp von Köln, der, durch große Privilegien gewonnen, dem Kriegsvolk vorausgezogen war. Der Herrscher selbst wurde lebensgefährlich befallen.
    Der älteste Sohn Heinrichs des Löwen, Heinrich von Braunschweig, hatte als Geisel mit fünfzig Rittern die Heerfahrt begleitet, dann sich abgesetzt und kurze Zeit sogar den belagerten Neapolitanern beigestanden, ehe er, von kaiserlichen Häschern verfolgt, nach Deutschland floh. Dort planten die Weifen eine neue antistaufische Front, den Aufstand, die Ermordung des Monarchen und bereits eine Neuwahl. Sie verbreiteten das Gerücht, der Kaiser sei vor Neapel dem Fieber erlegen. Coelestin unterstützte sie und gewährte Heinrich dem Löwen wegen seiner »frommen Ergebenheit« gegenüber den Päpsten und besonders ihm am 5. August das unerhörte Privileg, daß ihn oder seine Söhne niemand bannen könne, nur er selbst. Den Kaiser aber beschwerte er durch kirchliche Querelen verschiedener Art und reizte in Deutschland zum Bürgerkrieg.
    Heinrich VI. hatte
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