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Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Titel: Walled Orchard 01: Der Ziegenchor
Autoren: Tom Holt
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Deutsche Erstausgabe
    WILHELM HEYNE VERLAG
    MÜNCHEN
    HEYNE SCIENE FICTION & FANTASY
    Band 06/5171
    Titel der Originalausgabe
    GOATSONG
    Übersetzung aus dem Englischen von
    Kalla Wefel
    Umschlagbild: Andreas Reiner
    Redaktion: Friedel Wahren
    Copyright © 1989 by Tom Holt
    Copyright © 1994 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München Printed in Germany 1994
    Scan by Brrazo 01/2005
    k-Lesen by tZ
    Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München Technische Betreuung: Manfred Spinola
    Satz: Schaber Satz- und Datentechnik, Wels Druck und Bindung: Eisnerdruck, Berlin ISBN 3-453-07.793-8

    Für James und Hillary
    1. KAPITEL
    then ist eine große Stadt und liegt im mittleren Teil A jenes Landes, das wir Griechenland nennen. Im Norden befindet sich Theben, und direkt westlich liegt Korinth, ein gutes Stück nach Süden hin Sparta. Athen ist in einer Region gelegen, die man unter dem Namen Attika kennt, einer kargen Felslandschaft, in der es einiger Überredungskünste bedarf, um etwas zum Wachsen zu bringen. Das ist vorläufig alles, was ich dem Leser über die Stadt Athen erzählen muß.
    Na ja, fast alles. Schließlich fand der erste wirklich unvergeßliche Hahnenkampf, den ich jemals gesehen habe, in Athen statt, und zwar direkt vor den Propyläen, wo der von rechts kommende schmale Pfad in die Haupttreppe mündet. Es war ein unerträglich heißer Tag, einer jener Tage, an denen einem die Frühgerste wegen des ausbleibenden Regens verdorrt und die Trauben noch am Stiel zu Rosinen werden. Damals muß ich etwa neun Jahre alt gewesen sein. Ich habe zwar keine Ahnung, was wir zu dieser Jahreszeit in Athen getan haben, erinnere mich aber noch, daß mein Vater in die Stadt mußte, um irgend etwas Geschäftliches zu erledigen, und mich bei dieser Gelegenheit mitgenommen hatte. Für mich hätte dieser Besuch eigentlich das reinste Vergnügen sein müssen –
    was normalerweise auch der Fall gewesen wäre –, aber aufgrund der Hitze und der Menschenmassen war ich so nörgelig geworden, wie es anscheinend nur Kinder in diesem Alter sein können. Selbst wenn sich Zeus höchstpersönlich diesen Augenblick ausgesucht hätte, um 7
    in einem feurigen Vierspänner zur Erde hinabzufahren, bezweifle ich stark, ob ich davon Notiz genommen hätte.
    Aber dieser Hahnenkampf war natürlich etwas ganz anderes.
    Selbstverständlich wurden auch in unserem Dorf Hahnenkämpfe abgehalten. Allerdings fand ich nie besonders viel Gefallen daran, obwohl ich vermutlich genauso blutdürstig war wie die meisten normalen Jungen in diesem Alter. Aber dieser Hahnenkampf hatte das, was allen anderen fehlte: nämlich die entsprechende Atmosphäre.
    Soweit ich es mitbekam, trat der Herausforderer, ein riesiger farbenprächtiger Vogel, der den protzigen Namen von Euryalos dem Feindzerschmetterer trug, gegen den südattischen Meister an, ein ziemlich zerrupftes Geschöpf namens Aias Blutkralle. Bei diesem Kampf winkten fast einhundert Drachmen als Siegprämie. Obwohl ich nur wenig von solchen Dingen verstand, merkte ich bald, daß man vom Feindzerschmetterer erwartete, mit Blutkralle äußerst kurzen Prozeß zu machen, zumal sich Aias’
    zweckdienliches Leben als Kampfhahn allmählich dem Ende zuneigte und er nach allgemeiner Einschätzung besser unterrichteter Zuschauer nur wenig kampfstärker als ein Fleischspieß mit Selbstantrieb war. Wäre ich nach meiner Meinung gefragt worden, hätte ich mich ganz bestimmt dem mehrheitlichen Standpunkt angeschlossen, schon weil Blutkralle von der Körpergröße her bei weitem nicht an den Feindzerschmetterer heranreichte und sein linker Flügel erst kürzlich drastisch in Mitleidenschaft gezogen worden war. Der Zeremonienmeister, ein kleiner 8
    Mann mit Stiernacken, kündigte die beiden Kämpfer mit feierlicher Stimme laut an – ähnlich mußte es nach allgemeiner Vorstellung einst Homer getan haben – und zählte ihre verschiedenen Stammbäume, Wettkämpfe und Siege auf. Am deutlichsten fiel bei dieser Aufzählung ehemaliger Heldentaten auf, daß Blutkralles eindrucks-vollste Leistungen bereits weit über zwei Jahre zurück-lagen, wohingegen der Feindzerschmetterer zur Zeit in absoluter Höchstform war; erst vor zwei Wochen hatte er einem Hahn namens Orestes der Beutetreiber regelrecht den Bauch aufgeschlitzt und sich seither von einer Diät aus Hartweizen und Regenwürmern ernährt. Schließlich verkündete der Stiernacken, jetzt sei die letzte Gelegenheit für
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