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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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während man im ganzen Reich Messen für einen glücklichen Ausgang des Krieges las, erneut mit einem gewaltigen Heer nach Sizilien auf, an seiner Seite Kaiserin Konstanze, sein Bruder Philipp sowie nun auch Welfenfürst Heinrich. 11

»Durch Gottes Gnade ... besitzen wir das ganze Königreich Sizilien und Apulien in Frieden«

    Es wurde ein Blitzfeldzug, der Kirchenstaat besetzt, überall die »Heeresabgabe« erhoben, jeder Verweigerer bestraft. »Je näher Heinrich kam, desto unterwürfiger zeigte sich der apulische Adel« (Toeche). Der Graf von Ariano datierte nicht nur seine Urkunden gleich nach Heinrichs VI. Regierungsjahren, sondern rühmte sich auch, nächst Gott alles Gute dem Kaiser zu verdanken. Der Graf von Alife nannte sich schnell »von Gottes und von Kaisers Gnaden«. Mitte September wurde Salerno wegen Konstanzes Gefangennahme geplündert, der Besitz der Einwohner, der Kirchenschatz, Gesamtwert 200000 Unzen Gold, geraubt, dann die Stadt, weltberühmt durch ihre medizinische Universität, verbrannt, der Ortsbischof Nikolaus verhaftet, die Bürgerschaft meist niedergemacht. Auch »zerstörte er alle Städte Campaniens und Apuliens«, behauptet zumindest Mönch Otto von St. Blasien, der kaiserlich gesinnte Chronist des frühen 13. Jahrhunderts. Das weitere Festland kapitulierte großenteils freiwillig, sozusagen.
    Im Schutz der Galeeren Genuas und Pisas – vor kurzem noch verfeindet, durch Markward von Annweiler, den Reichstruchseß, aber befriedet und für den neuen Krieg gewonnen – setzte man im Spätherbst 1194 über die Straße von Messina. Doch schon dort brachen für einige Tage die Feindseligkeiten zwischen Genua und Pisa wieder aus, dreizehn Pisaner Schiffe wurden von den Genuesen erstürmt, die Besatzungen abgestochen und über Bord geworfen. Bei Catania schlug man unter Markward in offener Feldschlacht das Inselheer, die sizilische Flotte ergab sich, ebenso der Hof. Die Hauptstadt, bisher den Normannen treu ergeben, leistete beim triumphalen Einzug der Deutschen am 20. November keinen Widerstand.
    Fünf Wochen darauf, an Weihnachten, ließ sich der Kaiser in Palermo krönen, damals wohl die blühendste europäische Stadt. Überhaupt war Sizilien seinerzeit, nicht ruiniert noch durch die Spanier, ein reiches Land, das schönste Königreich des Westens. Voller Genugtuung besuchte der rex Siciliae die Messe sieben Tage mit der Krone auf dem Haupt, bei ihm kaum eine Frömmigkeitsbekundung. Und nicht zuletzt kassierte er den gesamten normannischen Staatsschatz, »unschätzbare Geldmengen« (Otto von St. Blasien), doch auch das Feinste, Edelste aus den königlichen Palästen und Lustschlössern. Hundertfünfzig Saumtiere schleppten Gold und Silber aus Apulien, Kalabrien, Sizilien, brachten Gemmen, Kunstwerke, teuerste Steine und Stoffe, kostbarstes Mobiliar aus reinem Gold über die Alpen auf den stark befestigten, auch die Reichsinsignien bergenden Trifels, wo man die fast unermeßliche Beute bestaunte, alles früher Geraubte dagegen belanglos, beinah armselig fand, und der Herrscher – der bis Februar 1195 in Sizilien blieb und Ende Juni nach Deutschland zurückkehrte – wieder genug Geld besaß, um weitere Vorhaben, zumal Kriege, finanzieren zu können. Und dies um so mehr, als der ganze Normannenschatz gar nicht gehoben war, als man bald hinter einer Geheimtür noch König Rogers Reichtum fand.
    Heinrich VI. hatte erreicht, was der Papst um jeden Preis verhindern wollte. Der junge Kaiser stand auf dem Gipfel seiner Macht. Er hielt den Kirchenstaat von Norden und Süden her in der Zange und drängte überall den Einfluß Roms zurück. Natürlich ließ er sich auch nicht vom Papst belehnen. Er gab seinen Rittern Land und Ämter, machte seine Frau Konstanze, die Normannin, zur Regentin, nicht ohne sie durch Vertrauensleute überwachen zu lassen, u.a. durch den Herzog von Spoleto, Konrad von Urslingen, den vicarius regni Siciliae. Und offenbar entfernte der neue Herr auch die Leichen von Tankred und Sohn Roger mangels Legitimität aus der Königsgruft.
    Heinrich stellte des weiteren die letzten Nachkommen der Normannendynastie kalt und liquidierte einen Teil ihrer Aristokratie. Kam es doch schon bald nach der Krönung in Palermo zu einer Adelsverschwörung, falls sie der Kaiser nicht nur vorgetäuscht hat, worauf er Hunderte von sizilischen Baronen, die, der Amnestie vertrauend, an den Hof gekommen waren, hinmorden oder einkerkern und Freunde Tankreds lebendigen Leibes verbrennen oder blenden
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