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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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einer damals erbauten Zwingfeste, der Hallburg, suchte er seine Macht über die Stadt zu sichern.
    Und war nicht so mancher Prälat schon für sich ein Problem? Heinrich II. von Chur etwa, den seine eigenen Kleriker wegen schlimmer Glaubensverletzungen verklagen, wegen Verschleuderung von Kirchengut, wegen Meineid, Menschenmord, blutschänderischer Unzucht sowie weiterer Greuel, alles so evident, daß vier Kardinallegaten den anrüchigen Ruf des hochwürdigen Herrn bestätigen und Coelestin dem »unnützen Baum« 1194 den Prozeß machen muß.
    Auch der Kreuzzug, dessen Aufstellung ziemlich lange dauerte, wurde vor allem ein deutscher Kreuzzug, heißt gelegentlich auch so. Unermüdlich agierte besonders der die Fürsten beredende Mainzer Erzbischof Konrad, ebenso der kaiserliche Kanzler Konrad, Bischof von Hildesheim, und, nicht zu vergessen, der vom Papst entsandte Kardinal Johann von Salerno mit seinen »hinreißenden Kreuzzugspredigten« (Demandt). »Neue Begeisterung für die heilige Sache erfüllte die deutschen Gaue« (Knöpfler, mit Imprimatur).
    Der Kaiser hatte den Kreuzzug gerade in Süditalien und Sizilien umfangreich vorbereitet, wollte er doch nicht bloß das »Heilige Land« gewinnen, sondern – ein altes Ziel normannischer Ostpolitik – das Byzantinische Reich. So forcierte er die aufwendig herumposaunte Sache nicht nur propagandistisch, sondern finanzierte auch deren wichtigstes Söldnerkontingent, wollte er neben dem Kreuzheer noch 1500 Panzerritter und 1500 Knappen auf eigene Kosten unterhalten. Nolens volens machte Coelestin gute Miene zum bösen Spiel, schickte Kardinäle, verordnete allgemeine Kirchengebete, zumal Heinrich wiederholt seinen dringenden Wunsch nach Verständigung, dauerndem Frieden, nach einem entsprechenden endgültigen Vertrag zum Ausdruck brachte.
    So begaben sich denn, nach pompösen Reichstagen in Gelnhausen und Worms, im Sommer 1197 viele wieder auf den Weg gen Jerusalem, folgten sie »voller Begier Christus und setzten über das Meer, um der Kirche in Übersee zu Hilfe zu kommen, und trafen dort noch viele vom früheren Kreuzzug« und bekämpften »täglich die Heiden mit Feuer und Schwert ...« (Otto von St. Blasien).
    Mehrere Herzöge fochten da, Dutzende von Grafen, Baronen, eine Fülle von Prälaten, die Bischöfe von Bremen, Halberstadt, Hildesheim, Naumburg, Verden, Münster, von Toul, Regensburg, Passau, Prag, eine Anzahl Äbte. Allen voran aber der Mainzer Erzbischof Konrad von Witteisbach, der Oberbefehlshaber des Unternehmens, das militärisch dem Reichsmarschall Heinrich von Kalden unterstand, politisch-organisatorisch dem Reichskanzler Konrad von Querfurt, Bischof von Hildesheim, fünf Jahre später von seinen eigenen Leuten ermordet (S. 70 f.).
    Einstweilen reiste der Diener Gottes und des Kaisers mit erlesenem Hausrat an Bord, mit Schüsseln und Trinkgefäßen aus Silber und Gold für den bescheidenen Alltagsgebrauch, Schätzwert tausend Mark – obwohl natürlich auch die anderen Herrenmenschen den Komfort zur See durchaus zu würdigen und diesen sich zu sichern wußten (vgl. S. 218 f.). Doch hatte der Prälat vom Kaiser weitere Kostbarkeiten empfangen, um die tapfersten Ritter Christi für ihre Blutarbeit angemessen irdisch belohnen zu können.
    Dies freilich und was sie zusammenraubten, nicht wenig, reichte noch keinesfalls, war doch »der heilige Hunger nach Gold im Herzen einiger Christen« gewaltig. So steuerte man auch mittels anderer Erwerbsquellen bei, ließen sich, zum Beispiel, berichtet nicht allein der Mönch von St. Blasien weiter, beim Kampf gegen die wichtige Burg Tibnin bei Tyrus Tempelritter von den »Heiden« bestechen und stimmten auch den Kanzler um, Bischof Konrad, der sich doch hier besonders ausgezeichnet. Nun aber brach man, gequält vom »heiligen Hunger nach Gold«, die Belagerung am 2. Februar 1198 »gegen ein sehr großes Gewicht an Gold« ab, das freilich, wie sich peinlicherweise herausstellte, gefälscht, »nur an der Oberfläche mit Gold gefärbt war«.
    Das Kreuzheer, vielleicht 60000 Krieger und schon von der sizilischen Augusthitze dezimiert, war am 22. September in Akkon gelandet. Der Hafenort, 1191 im Dritten Kreuzzug unter schauerlicher, von den Christen gepriesener Hinschlachtung mehrerer tausend Gefangener, Frauen und Kinder (VI 565!) wieder eingenommen, fungierte danach als Hauptstadt der Invasoren, Residenz der lateinischen Könige und Patriarchen sowie Sitz von vier Ritterorden, auch als Handelszentrum.

    Man glaubte
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