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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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sich bereits des Sieges sicher. Doch außer der Einnahme des völlig zerstörten Sidon und der Beiruts gegen Ende Oktober 1197 (beide Städte hatte man schon einmal 1110 erobert), gelang den Kreuzfahrern fast nichts, versackte alles in internem Streit. Es gab Hader mit treulosen Pullanen, den in Palästina geborenen Nachkommen der Franken. Bei der Belagerung der Bergfeste Toron bei Tyrus gingen die einheimischen »Rechtgläubigen«, die Franzosen, zu den Moslems über und fielen den Kreuzfahrern in den Rücken, möglicherweise bereits angestachelt von antistaufischer Papstpropaganda. Es kam aber auch zu Querelen mit den Ritterorden, den christlichen Potentaten Palästinas, auch der Kreuzfahrer untereinander, und nach dem Tod des Kaisers lösten sich die heiligen Haufen alsbald auf und suchten zumeist ruhmlos das Weite. 14

2. Kapitel

Innozenz III. (1198–1216)
Der mächtigste Papst der Geschichte
    »... in der Mitte zwischen Gott und Mensch, weniger als Gott, mehr als Mensch.«
    Innozenz III. über sich selbst 1

    »Dein Mund ist Gottes Mund, aber deine Werke sind Werke des Teufels.«
    Zuruf Giovanni Capoccis, Führer der papstfeindlichen Faktion in Rom, an Innozenz III. 2

    »... der mächtigste aller Päpste«. »Seine Anschauungen über die Stellung des Papsttums grenzen an Wahnwitz ... In ihm spricht und handelt Gott selber ... Das Papsttum ist gewissermaßen die fortgesetzte Fleischwerdung Gottes.«
    Walther von Loewenich 3

    »Er kannte für die Politik nur ein Gebot, das der Zweckmäßigkeit, und was zweckmäßig war, beurteilte er als ein Mann, der die Menschen durchschaute und sehr gering achtete. Er scheute sich nicht, an ihre schlechten Triebe zu appellieren, um sie sich dienstbar zu machen. Daß Unwürdige in kirchlichen Ämtern standen, wußte er, aber er duldete sie; denn ihre Verworfenheit sollte sie knechten. Heuchelei und Betrug waren ihm nicht anstößig, wenn sie im Dienste seiner Sache standen ... und scheute schließlich selbst vor offenbaren Lügen nicht zurück.«
    Albert Hauck 4

    »Von diesem Manne ließ sich das Herrlichste erwarten«; »sein Pontificat war das glänzendste, das überhaupt die Geschichte kennt«.
    Kardinal Joseph Hergenröther 5

Größenwahn

    Innozenz III. begnügt sich auch nicht mit dem herkömmlichen Titel seiner Vorgänger, »Stellvertreter Petri«, sondern ist, so selbstbewußt wie hochfahrend, »Statthalter Jesu Christi und Stellvertreter Gottes auf Erden«. Kaum ein Papst hatte sich bisher so in Szene gerückt, so selbstverliebt in Machtvorstellungen geschwelgt, kaum einer die Prälaten so zu seinen Kreaturen gemacht, über die er ganz nach Belieben schalten und walten, die er ganz nach seinem Ermessen versetzen oder absetzen konnte. Kaum einer hat so die Bischofswahlen bestimmt, so die Wählerrechte zugunsten des eigenen Einflusses beschränkt, was ihm nicht nur kirchliche, sondern auch weltliche Gewalt einbrachte.
    Immer wieder protzt der dritte Innozenz mit seiner Macht, seiner »nach göttlicher Einrichtung« (ex institutione divina) fast unbegrenzten Macht, seiner »Fülle der Gewalt«, der »Vollgewalt«, der plenitudo potestatis. Nicht genug. Er ist zwar »weniger als Gott«, aber »mehr als Mensch« und zögert nicht zu drohen, wer wider ihn sei, mache Gott sich zum Feind. Zwar haben die Fürsten ihre Reiche, doch Petrus überrage alle an Inhalt wie Umfang der Herrschaft. Weder das Recht eines Dritten könne ihn dabei in Schranken weisen noch ein allgemeines Gesetz.
    Immer wieder insistiert er auf der Erhabenheit des Klerus über die Könige, auf den göttlichen Ursprung der Priesterschaft, den sündhaften des Fürstentums. Und natürlich erhebt er sich über beide, repräsentiert er die höchste Macht der ganzen Welt, darf er alle richten, doch niemand ihn. Weshalb er so oft auch beide Schwerter beansprucht, mit seiner Obergewalt über das Priestertum und Königtum prahlt, über die gesamte Christenheit. Gehört ja dem Papst – laut »Konstantinischer Schenkung« – das ganze Abendland. Also sind auch die Fürsten, die Könige Lehnsträger des Papstes, ist selbst der Kaiser des Papstes oberster Vasall. Denn auch dem Kaiser könne er, der Papst, wie er wolle, das Regiment geben oder nehmen, und zwar ungeachtet aller geschworenen Eide – müsse man doch »Gott mehr gehorchen als den Menschen«.
    Als um 1200 der Byzantiner Alexios III. (S. 92 ff.) behauptet, die kaiserliche Stellung dominiere die priesterliche, belehrt ihn Innozenz, daß der Papst über
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