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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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stark eingeengt hätte.
    Überhaupt hing bei allem viel von der Haltung des Papstes ab. Als Lehnsherr des regnum Siciliae bestand er darauf, die Kaiserwürde zu vergeben, und er sollte auch Heinrichs 1194 geborenen Sohn Friedrich zum Erbkönig und künftigen Kaiser krönen. (Der Vater sah das Kind wahrscheinlich nur zweimal und ganz kurz: bald nach der Geburt in Foligno und bei der erst spät und ohne papale Präsenz vollzogenen Taufe, wobei es die Namen Friedrich Roger, die Namen seiner Großväter, bekam, denen es auch mehr nachgeraten sollte als den Eltern.) Doch scheiterte alles an Heinrichs Weigerung, Sizilien vom Papst, seit 1130 Lehnsherr der dortigen Könige, zu Lehen zu nehmen.
    Die Beziehungen zu Coelestin hatten sich zusehends verschlechtert. Um die Gunst des Grollenden zu gewinnen, hatte der Kaiser einen Kreuzzug beschlossen und am 31. März 1195 heimlich selbst das Kreuz genommen. Jerusalem befand sich nach dem Dritten Kreuzzug, gleich dem größeren Teil Palästinas, in muslimischer Hand, ein neuer heiliger Krieg schien notwendig. Doch stand das mit enormer Sorgfalt vorbereitete Unternehmen offenbar ganz im Dienst der hochfliegenden Hegemonialpläne Heinrichs – »allzeit Mehrer des Reiches«, wie es, freilich floskelhaft, in allen Schreiben hieß –, seiner Weltherrschaftspolitik. Es sollte im östlichen Mittelmeerraum, in Fortsetzung alter normannischer Aggressionsgelüste, Einfallstore sichern, Zufahrtswege schaffen, um weiter auf byzantinisches wie muslimisches Gebiet ausgreifen, kurz, um ein staufisches Mittelmeerimperium errichten zu können, was für den Herrn Siziliens fast selbstverständlich war.
    Schon Roger II., der von Tunis bis Tripolis herrschte, hatte sich »König von Afrika« genannt und auf Zahlungen der Mohammedaner insistiert, auch Heinrich VI. an die Unterwerfung der nordafrikanischen Küste gedacht und dem Almohadenkalifen al-Mansur Tribute für Tunis und Tripolis abgetrotzt. Im Mantel der Religion aber ließ sich leichter ein Angriffskrieg führen, sich leichter erpressen (von Alexios III. Angelos, einem schwächlichen Thronräuber, nicht nur Gefolgschaft und Schiffe, sondern 1196 auch ein sehr hoher, wenngleich unregelmäßiger Jahrestribut von 16 Zentnern Gold, statt ursprünglich geforderter 50 Zentner, das sogenannte Alamanikon, die »Deutschensteuer«, die man natürlich dem Volk aufzwang, auch wenn Alexios sich selbst an gekrönten Toten, am Schmuck der Kaisergräber vergriff, die er aufbrach und beraubte).
    Der alte Papst, von den Verständigungswünschen des Kaisers eher peinlich berührt, konnte, zumal bei dessen Kreuzzugsvorhaben, kaum nein sagen, wie sehr ihm auch dies alles gegen den Strich ging, geriet er doch immer mehr in das Schlepptau staufischer Politik. Aber selbst in den Augen kirchlich beherrschter Zeitgenossen war sein Wohlverhalten nötig, um so mehr, als auch der letzte Krieg verloren, die Situation jetzt günstig war. Saladin lebte seit kurzem nicht mehr, Diadochenkämpfe tobten, die Erben bekriegten einander. Kurz, Coelestin mußte die Kreuzzugsofferte akzeptieren, auch wenn er sich mit keinem Wort dafür bedankte und schon gar keine Eingliederung von Byzanz brauchen konnte, hätte sie den Staufer ja bloß noch mächtiger gemacht.
    Heinrich aber nahm, ohne den Papst zu fragen, ohne ihn auch nur zu unterrichten – bloß die Kardinäle hatte er um Vermittlung ersucht –, am Karfreitag 1195 an seinem Hof in Bari durch den Bischof von Sutri das Kreuz und ließ darauf auch in Deutschland den Kreuzzug ankünden, wobei er freilich gar nicht daran dachte, selbst teilzunehmen. Und im Sommer rief Coelestin zum heiligen Krieg auf, den der Kaiser leiten und aus eigenen Mitteln bestreiten sollte, und ließ im Herbst auch seine Legaten in Deutschland das Kreuz predigen, wo es doch schon recht kriegsartig zuging.
    So lagen 1194 der Erzbischof von Mainz und der Thüringer Landgraf gegeneinander in Fehde. So stritten 1195 die Bremer Bürger und Graf Adolf von Holstein wider Erzbischof Hartwig II. So fand 1196 zwischen Bischof Konrad von Straßburg und dem Grafen Otto von Burgund »ein sehr bedeutender Krieg« statt; »seinetwegen wurde das ganze Elsaß vier Jahre hindurch verwüstet« (Marbacher Annalen). Im selben Jahr führte Erzbischof Adalbert III. von Salzburg, Sohn des Böhmenkönigs Wladislaw I. und Vetter Barbarossas, eine Art Handelskrieg gegen Reichenhall, wobei er, mit Ausnahme des Klosters St. Zeno, alle Häuser, Salinen und Kirchen niederbrannte. Mittels
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