Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0029 - Ich, das Gift und Mister X

0029 - Ich, das Gift und Mister X

Titel: 0029 - Ich, das Gift und Mister X
Autoren: das Gift und Mister X Ich
Vom Netzwerk:
Die Sache mit dem Gift und Mister X fing eigentlich ganz harmlos an. Genau genommen mit der Einladung eines Mannes, den Phil Decker und ich bewachen mussten, weil er im öffentlichen Leben eine gewisse Rolle spielte und weil es ein paar Leutchen gab, die ihn absolut nicht leiden konnten. Zur Belohnung für unsere Dienste machte uns unser Schützling das Angebot, sein sehr elegantes und PS-starkes Motorboot zu benutzen, falls wir Lust hätten, unsere Mußestunden auf dem Meer zu verbringen. Dass wir die Einladung mit Wonne annahmen, ist ja klar.
    Wir kamen von Sandy Hook und waren auf der Rückfahrt nach New York. Wir hatten gebadet, stundenlang in der Sonne gelegen und uns braun brennen lassen. Geredet hatten wir wenig, schon gar nicht über das Field Office. Ebenso sprechfaul waren wir auch auf dem Rückweg. Mit gleichmäßigem Tuckern zuckelte das Boot dahin. Phil, der das Ruder bediente, kaute pausenlos Erdnüsse und bedauerte wahrscheinlich ebenso sehr wie ich, dass unsere Mußezeit in knapp zwei Stunden vorbei war. Wir wussten schließlich beide, was uns bevorstand.
    Nach den herrlichen Stunden des Friedens würden wir um 12 Uhr mittags wieder im Hauptquartier antanzen, und Mr. High würde uns leicht lächelnd erklären, dass irgendwas so einfach nicht weitergehen könne, dass irgendetwas geschehen müsse und dass wir uns eilends um die Sache kümmern sollten. Was für eine Sache das war, wussten wir natürlich nicht, aber Mr. High hatte es noch nie an Aufgaben für Phil und meine Wenigkeit gemangelt. Wir brauchten also nicht zu fürchten, plötzlich arbeitslos zu werden oder alte Akten abstauben zu müssen. Irgendwas würde bestimmt wieder im Busch sein und…
    »Da ist mal wieder was los, Jerry«, sagte da Phil in meine Gedanken hinein.
    Ich dachte gar nicht daran, meinen müden Leib in die Senkrechte zu bringen; denn ich hatte das Ruder auf der Hinfahrt gehabt und war fest entschlossen, meine Freizeit bis zur letzten Minuten voll auszukosten.
    »Natürlich wird wieder was los sein«, murmelte ich träge.
    »Ich habe gesagt, da ist was los!«, korrigierte Phil meinen Irrtum und fügte lässig hinzu: »Drüben am Leuchtfeuer von Coney Island.«
    Immer noch in der Waagerechten erklärte ich, dass mich das Leuchtfeuer absolut nicht interessiere, aber Phil kümmerte sich nicht um mein Entspannungsbedürfnis .
    »Zwei Streifenwagen und ein Boot von der Wasserschutzpolizei«, sagte er sachlich. »Die Wagen sind eben erst angekommen, und am Strand wimmelt’s von Leuten. Sieht aus wie’n aufgescheuchter Ameisenhaufen. Ich möchte mal gern wissen, was da wieder passiert ist.«
    »Was soll schon passiert sein?«, fragte ich gähnend und wälzte mich auf den Bauch. »Vielleicht ist ein Eisbär gesichtet worden. Oder das Ungeheuer von Loch Ness hat seinen Aufenthaltsort gewechselt. Vielleicht ist auch ’ne Flaschenpost aus dem Kreml eingetroffen und…«
    »Da ist eine Leiche angetrieben worden!«, unterbrach mich Phil. Mit der Linken das Ruder, mit der Rechten sein Fernglas haltend, meldete er nüchtern weiter, was es am Strand von Coney Island zu sehen gab. »Die Leute von der Wasserschutzpolizei drängen die Zivilisten weg. Müssen reichlich aufgeregt sein, die Leutchen. Allzu oft werden hier anscheinend keine Toten angeschwemmt!«
    Mit der himmlischen Ruhe war es vorbei, denn Phil hatte den Kurs des Bootes inzwischen geändert. Resigniert seufzend ergab ich mich in mein Schicksal und richtete mich auf.
    ***
    Wir waren mittlerweile schon ziemlich nahe heran, und ich brauchte kein Glas, um beobachten zu können, was beim Leuchtfeuer von Coney Island vor sich ging. Die Zivilisten waren jetzt endgültig zurückgedrängt worden. Ein paar uniformierte Beamte sperrten ein großes Stück des Strandes ab, und die Kollegen von der City Police packten ihre Geräte aus.
    Während der Fotograf die Leiche von allen Seiten knipste, machten sich auch die Spurensicherung an die Arbeit. Der Spezialist für Fingerprints kramte das Daktyloskopierbesteck hervor und kniete sich abwartend neben den Arzt, der seine Untersuchung schon begonnen hatte. Alles war wie immer in solchen Fällen.
    Das Tuckern unseres Motors brach ab. Der Bug des Bootes knirschte über den Sand, und wir sprangen an Land. Aus der Gruppe der Zivilisten, die neugierig in einiger Entfernung verharrten, kamen sofort ein paar protestierende Zurufe, aber darum kümmerten wir uns natürlich nicht. Die Leute konnten schließlich nicht wissen wer wir waren.
    Captain Cool,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher