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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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Macht.
    Das beginnt im Abendland seit den Merowingern, Karolingern, etwa bei dem langen Konflikt zwischen Saint-Denis und dem Kloster Maroilles, und führt fort durch die Zeiten, bis im 10. Jahrhundert beispielsweise Genter Klöster um den Rang raufen, mit freilich sehr realen Interessen dahinter. »Der Kampf ist mit den übelsten Waffen geführt worden, mit falschen Grabinschriften, erdichteten Heiligenleben, verfälschten Urkunden und mit zweifelhaften Reliquien« (Wattenbach-Holtzmann). Zeitweise rauben die Bischöfe den Klosterbesitz und geben ihn Verwandten oder Vasallen. Oft auch sucht der Abt eines Klosters ein anderes in seine Gewalt zu bringen. Und wie lange stritten selbst so berühmte Abteien wie Cîteaux und Cluny miteinander. Kam es doch im Zisterzienserorden zwischen dem Stammhaus Cîteaux und den Primarabteien zu jahrhundertelangen Auseinandersetzungen, wobei viele Konvente, trotz stetig wachsenden Grundbesitzes, in starke Verschuldung gerieten.
    Im (meist späten) 12. Jahrhundert streitet der Abt Johann von Colomba gegen den Abt von Castellione (Castione de' Marchesi), streitet Abt Gandulf von San Sisto (Piacenza) gegen das Kloster Brescello, streiten Abt und Brüder von Nonantola gegen Abt und Brüder von San Benedetto di Polirone, streiten Abt Stephan und Konvent von Chaise-Dieu gegen die Johanniter. Im Kloster Michelsberg zu Bamberg bekämpfen sich zwei Parteien bis zum Umsturz. Bei einem Überfall des Klosters Riechenberg auf Kloster Grauhof werden dessen Pflüge zerstört, Pferde verjagt, die Knechte halb totgeschlagen. Die Feindschaft der Hörigen der Klöster Worms und Lorsch kostet, auf beiden Seiten, Tote. Ähnlich der Zusammenstoß der Knechte Fuldas und Hersfelds.
    Da und dort gab es auch die berüchtigten Doppelwahlen von Bischöfen.
    In Cambrai etwa, wo vom Kaiser, entgegen seinem Versprechen, sein eigener Kandidat, der Domherr Walcher, fallen gelassen und der dortige Erzdechant, der Neffe des verstorbenen Oberhirten Johannes, bestätigt worden ist; er hatte den Monarchen mit 3000 Mark bestochen. Oder in Lüttich, wo am 24. November 1192, nach einer zwiespältigen Wahl im Jahr vorher, der von Coelestin bestätigte, von Heinrich aber abgelehnte Bischof Albert von Löwen, Sohn Herzog Gottfrieds III. von Löwen-Brabant, bei Reims »heimtückischerweise von einigen Getreuen des Königs« (Marbacher Annalen) getötet wurde; 1613 heiliggesprochen.
    Nun war das nicht der erste Prälatenmord. Derartiges geschah verhältnismäßig häufig schon in der Vergangenheit (IV 265 ff., VI 317 ff., bes. 322 f., vgl. auch 326 ff. u.a.) und künftig natürlich wieder. So wurde, vielleicht aus analogen Motiven, genau ein Jahrzehnt später, Bischof Konrad I. von Querfurt, Kanzler Heinrichs VI. und König Philipps von Schwaben, 1195 Reichslegat in Italien, Sizilien, Apulien und 1197 auf kaiserlichen Wunsch Bischof von Würzburg, dort 1202 von seinen eigenen Ministerialen ermordet (S. 70 f.).
    König Philipp, bald gleichfalls erstochen (S. 75 ff.), soll an der Bluttat, so erwünscht sie ihm kommen mußte, unschuldig gewesen sein. Und Ähnliches verlautete ein Jahrzehnt früher bei der Liquidierung Bischof Alberts von Löwen, die man sofort dem Kaiser angelastet. Er hatte zuvor Lothar von Hochstaden, einen glühenden Anhänger, der ihm zudem für den Posten wieder 3000 Mark Silber gezahlt, als Bischof ein- und gegen alle Widerstände gewaltsam durchgesetzt, u.a. durch das Einreißen der Häuser aller Anhänger Alberts in Lüttich und Veräußerung ihrer Güter. Heinrich tat auch nichts, um die Mörder zu bestrafen; vielmehr duldete er sie an seinem Hof und gab ihnen später Grafschaften in Apulien. Doch schwor er öffentlich jede Mitwisserschaft an der Tat ab, und auch Bischof Lothar von Hochstaden beschwor dasselbe und gleich zweimal, in Lüttich wie in Köln, auf das heilige Sakrament.
    Nach dem Mord wuchs die antistaufische Opposition, bildete sich, verbunden mit den Welfen, ein gefährliches, vom Kölner Erzbischof angeführtes weitverzweigtes Fürstenkomplott, dem sich nicht nur Erzbischof Konrad von Mainz sowie die Herzöge von Sachsen, Zähringen und Böhmen anschlossen, sondern das auch Richard Löwenherz von England durch Hilfsgelder förderte. Es ging um nichts Geringeres als um die Beseitigung des Kaisers. Bereits im Frühjahr 1193 drohte ihm der Papst Bann und Interdikt an. »Wann immer möglich, stand er Heinrichs Gegnern in Deutschland bei« (Kelly). 9
    Natürlich stritt der deutsche König sowenig
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