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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe
Autoren: Jason Dark
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Nackt bis auf einen schwarzen Slip lag Senta de Fries auf dem Fell. Es bedeckte die Liege und wurde von der Frau so geliebt, weil es ihren Körper zu streicheln schien.
    Senta atmete schwer. Sie fühlte sich als Eisklotz und als Vulkan zugleich. Paradox, aber so war sie. Und damit wurde sie auch fertig.
    Im Raum war es dunkel. Auch draußen lauerte die Nacht; sie versteckte ihre Boten. Senta wartete auf diese Boten, denn es waren ihre Freunde.
    Es waren die Ratten…
    ***
    Es gibt Tage, die sollte man aus dem großen Tagebuch des Lebens einfach ausschneiden und die Reste in den Mülleimer werfen. Tage, an denen einem die Dinge keinen Spaß machen, zu denen man eben durch seinen Beruf verpflichtet ist. So war es mir ergangen.
    Ein zweitägiges Seminar. Schrecklich. Zuhören, aufschreiben, hin und wieder eine Pause. Anschließend ein neues Referat, Statistiken und natürlich die damit verbundenen Diskussionen über das Thema.
    Eine Quälerei erster Güte, die ich so ziemlich an mir hatte vorbeirauschen lassen. Hinzu kam die Lage des Hotels, in dem das Seminar abgehalten wurde. Sehr einsam, für sich stehend, der nächste Ort war nur durch einen Fußmarsch zu erreichen, denn das Auto sollte man bekanntlich stehenlassen, wenn die Tassen hochgehoben wurden.
    Die Leute blieben im Hotel, dessen Bar auch nicht das Wahre war.
    Einen Abend hatte ich bereits hinter mir, doch es war noch eine zweite Übernachtung vorgesehen. Darauf konnte ich gut und gern verzichten.
    Als der letzte Redner seinen Vortrag beendete, fiel mir ein Stein vom Herzen.
    Ich hatte sowieso nicht mehr hingehört und mich gedanklich verabschiedet. Hatte aber darauf achten müssen, nicht einzuschlafen.
    So etwas wäre natürlich aufgefallen. Zudem hatten mich einige der Redner schon auf dem Kieker, weil ich mich kaum an den Diskussionen über irgendwelche psychologischen Probleme beteiligt hatte.
    Meine kleine Reisetasche stand schon gepackt neben der Zimmertür. Ich fuhr nach oben, holte die Tasche und machte mich wieder auf den Weg zur Rezeption. In meinem Kopf war noch einiges nicht klar. Da schwirrte noch immer das Gehörte umher, und ich schrak zusammen, als plötzlich die Leiterin des Kurses vor mir stand.
    »Sie wollen schon reisen, Mr. Sinclair?«
    »Ja, das hatte ich vor.«
    »Aber dieser Abend hätte noch nett werden können. In gemeinsamer Runde hätten wir noch Unklarheiten durch gemeinsame Diskussionen aus dem Weg räumen können.«
    »Das glaube ich Ihnen gern, Mrs. Snyder-Wolbrook. Aber ich habe leider zu tun und muß so schnell wie möglich zurück nach London.«
    Die Psychologin war damit nicht einverstanden. »Meinen Sie denn, die anderen hätten nichts zu tun?«
    »Das kann ich nicht beurteilen.«
    »Ich finde es unfair von Ihnen.«
    »Wieso? Ich schade keinem damit.«
    Sie blieb hart. »Der Allgemeinheit schon, auch der Gemeinschaft.«
    Ich grinste die Frau an. Mrs. Snyder-Wolbrook machte den Eindruck einer Person, die selbst eine Psychologin brauchte. Sie war so etwas wie ein spätes Mädchen. Oder eine graue Maus, was an ihrer Kleidung lag, diesem etwas unmodernen Kostüm und ihrem ebenfalls unmodernen Haarschnitt. Das Gesicht hätte ein wenig Makeup vertragen können.
    »Was – was ist denn? Mr. Sinclair?«
    »Eigentlich nichts.«
    Sie holte tief Luft. »Das sind auch wieder Worte, die ich als Antwort nicht akzeptieren kann. Sie gehören zu diesen allgemeinen Aussprüchen, mit denen Sie anderen wirklich keine Freude bereiten, Mr. Sinclair. Sagen Sie es doch.«
    »Ja, gern. Es geht um Sie.«
    »Oh! Um mich?«
    »Ja, um Sie als Frau.«
    Da hatte ich den richtigen Knopf gedrückt. Ihr Räuspern klang schon ziemlich beleidigt. »So hätte ich Sie nicht eingeschätzt«, erwiderte sie, nachdem sie Luft geholt hatte. »Nein, auf keinen Fall, Mr. Sinclair. Ich erahne Ihre Gedanken…«
    »So? Was denke ich denn?«
    Mrs. Snyder-Wolbrook wurde tatsächlich noch rot. »Darüber möchte ich mit Ihnen nicht diskutieren.«
    »Das hatte ich mir schon gedacht, Sie kleine Psycho-Bombe, und deshalb habe ich meine Tasche gepackt und werde von hier verschwinden. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, trotz der Probleme, mit denen Sie sich herumschlagen müssen.«
    Sie lachte kieksend auf. »Probleme – ich?«
    »Klar.«
    »Die haben Sie, denn Sie wollen uns verlassen.«
    »Klar, Gnädigste.« Ich hatte meine lockeren fünf Minuten genommen.
    »Die werde ich haben, denn in den folgenden Nächten werde ich bestimmt von Ihnen träumen. Als
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